Vom Schicksal der zwei Lausbuben Max & Mortiz haben die meisten schon mal was gehört. Die Geschichte von Wurst & Moritz hingegen steht gerade erst am Anfang. Sie verspricht, wenn überhaupt, nicht ganz so brutal zu enden. Von Maurice Angst
Es geht geschäftig zu und her in der Welle 7. Da wird Business und Fitness gemacht, Seminare werden abgehalten, Sprachen gelernt, es wird im Chor gesungen und selbstverständlich wird auch geshoppt, was das Zeug hält. Die Gründe, beim Bahnhof Bern PostParc vorbeizuschauen, sind so verschieden wie zahllos. Und wer sich nicht ohnehin des Hungers wegen in dieses Meer von Angeboten und Dienstleistungen verirrt, dem knurrt spätestens dort der Magen. Denn nicht zuletzt lockt die Welle auch mit einer wahren Fülle an abwechslungsreichen Verpflegungsmöglichkeiten.
Essen zum Mitnehmen, à la minute zubereitet, liegt im Trend, der Qualitätsanspruch steigt rasant. Das Konzept von Wurst & Moritz schafft es, diesen Anforderungen gerecht zu werden, nimmt der Schnelllebigkeit der Strömung jedoch gleichzeitig ein wenig den Wind aus den Segeln. Auf den Grill kommt nur, was bestellt wird, und zwar erst dann, wenn es bestellt wird. Sitzgelegenheiten sind ebenfalls zu Genüge vorhanden.
Neben vielen vertrauten Schriftzügen, sticht jener von Wurst & Moritz dann doch ziemlich schnell ins Auge. Der Grillbereich mit seinen roten Kacheln erinnert einen irgendwie an den Metzger von damals, als man noch Kind war und insgeheim schon ganz kribbelig auf sein Rädli Wurst wartete, das Logo leuchtet in Neonfarben. Die Filiale in Bern ist nach jener in Zürich am Escher-Wyss-Platz weltweit erst die zweite, wohl aber nicht die letzte ihrer Art. Bereits seit März 2012 gibt’s die eigens kreierten Wurstspezialitäten in der Limmatstadt zu kosten, nun haben ihre Macher den Sprung nach Bern gewagt.
Dass Bern nicht Zürich ist, hat man zum Glück mittlerweile selbst in Zürich mitgekriegt. Hier läuft der Hase halt etwas entspannter. Das erfrischend wild zusammengewürfelte Team – vom Doktoranden bis hin zum Exil-Walliser – um Geschäftsführer Kevin Bart weiss dieser Ausgangslage mit einem feinen Gespür für Lokalkolorit Rechnung zu tragen. Es braucht sich auch nicht an in Stein gemeisselte Streiche des grossen Bruders zu halten und ist somit frei, das Angebot nach Bedarf anzupassen und eigene Ideen umzusetzen. Gerade beim Bier, das zu einer Currywurst fast dazu gehört, stellt der Gast dies doch schnell und angenehm überrascht fest. Ein weihnachtliches Bock Bier vom Egger, ein Berner Weizen, ein Frühkölsch oder – natürlich – ein Moritz aus dem sonnigen Barcelona, lassen jedenfalls so manches Herz höher schlagen. Man merkt in sich schon ein wenig den Moritz auf der Gasse.
Aber auch weniger deftige Gemüter sollen was nach ihren Vorstellungen finden, und so darf denn zusätzlich etwa zwischen einem seriösen oder einem geizigen Moritz ausgewählt werden, den Wilhelm (Brat- statt Currywurst) und die aktive Heidi (Freiland Poulet-Plätzli) nicht zu vergessen. Selbstverständlich werden auch vegane sowie religions- oder allergiebezogene Essgewohnheiten berücksichtigt. Für was auch immer man sich entscheidet: Bei Wurst & Moritz ist die Wurst wirklich niemandem Wurst und schmeckt auch so, die Pommes sind ordentlich gross und rassig gewürzt, die Saucen, die einen nicht unerheblichen Beitrag zum Currywurst-Erlebnis leisten, gibt’s in den Variationen klassisch, fruchtig oder scharf, wobei das was draufsteht auch wirklich drin ist. Und, man schaut vielleicht etwas verdutzt: Es gibt sogar den goldigen Moritz. Ja, tatsächlich. Eine Currywurst mit Gold, dazu ein Cüpli, versteht sich. Die Nachfrage sei in Zürich allerdings massiv höher als hier, lässt uns der Tätschmeister schelmisch schmunzelnd wissen.
