Christine Hasler aka Lia Seels Fish hat’s nicht so mit der Warterei, die ihr als Musikerin überall begegnet. Bei Bandaufnahmen zum Beispiel. Was tun? Und ist das überhaupt so schlimm? Von Christine Hasler // Seelenreiter
Ungeduld ist eine Tugend, wenn es darum geht, möglichst viel in wenig Zeit zu packen.
Ungeduld ist ein Fluch, wenn es darum geht, zu warten und sich auf etwas vorzubereiten.
Also das, was man im Beruf als Musikerin hauptsächlich macht, wenn es um Auftritte geht.
Die Garderoben, die Backstages, die Hinterkämmerchen. Irgendwann kennt man sie.
Sich selbst meist immer noch nicht. Obwohl man da endlich mal Zeit hätte.
Da kann man an einem Tag seelenruhig da sitzen und Teetrinken, am anderen schminkt man sich dreimal nach und verflucht, dass die Garderobe so gebaut ist, dass man sich nicht – durch das ebenfalls wartende Publikum – nach draussen stehlen kann, um eine zu rauchen. Das geht manchmal als Musikerin, als Theatermusikerin im Glitzerblazer und dem grüngeschminkten Gesicht eher weniger.
Ich bin am Punkt angelangt, an dem ich mir eine Entspannungsapp geladen habe, die mich zwischen Waschmaschine, Wäscheständer und Requisiten still halten lässt. Und nein, ich wusste nicht, dass ich auch so bin – «Entspannen per App!». Immerhin was dazugelernt.
Aber das Warten hört ja da nicht auf. Bei Bandaufnahmen wartet man sich ja zu Ende. Und natürlich zweifelt man gerade dann, ob das überhaupt gut ist, was die Kollegen da für einen spielen. Der Song gut genug? Der Text? Das Arrangement?
Da wird die Ungeduld wieder zur Tugend. Kochen und Sachen anschleppen, die die Moral stärken, geht nämlich meistens. Essen hilft immer. Mir vor allem in der Zubereitung.
By the way: Auf das Debütalbum von Christine Hasler als Lia Sells Fish muss man noch ein bisschen warten, es ist aber bereits in der Zubereitung.