Die Zeiten ändern sich, und wir verändern uns in ihnen. Yo La Tengo aber bleiben aufregend unaufgeregt. Von Rico Plüss
Bei manchen Bands muss es einfach Klick machen. Tut es das nicht, wird Musik manchmal zum Schlimmsten, was man von ihr sagen kann: Belangloses Gedudel. Klickt es jedoch, dann sind vorbeiplätschernde Melodien plötzlich voller Sinnhaftigkeit, Bedeutung und Anziehung; die Arrangements passen zueinander und statt Berieselung entwickelt sich eine Beziehung zu einzelnen Songabschnitten, Liedern oder ganzen Alben.
Yo La Tengo machen seit Längerem unaufgeregte Musik. Vor über 30 Jahren gegründet und fast so lange in der gleichen Formation unterwegs, sind ihre wirklich hibbeligen, schrammligen Alben (z.B. «New Wave Dogs» oder «I Can Hear The Heart Beating As One») schon eine Weile her. Über alle Werke gesehen, ist jedoch durchaus eine Konstante festzustellen: Die Amerikaner oszillieren mühelos zwischen vertraut und kühl hin und her und halten eine seltsame Balance von Wärme und distanzierter Melancholie. Eine Mischung, zu der sich auf «Stuff Like That There» eine Bittersüsse gesellt, die manchmal schon fast schwer zu schlucken ist. Etwa beim Opener «My Heart’s Not In It».
Hörenswert und ein gutes Beispiel für die eben erwähnte Mischung ist das Cure-Cover von «Friday I’m In Love»:
Die Zerbrechlichkeit und Zärtlichkeit, früher oft umrahmt von Lo-Fi-Gitarren, welche auf dem zweitletzten und jetzt auch auf diesem Album gänzlich verschwunden sind, muss sich einem erst erschliessen.
Im falschen Moment gehört, klickt man sich sofort zur nächsten Band weiter und konstatiert Langeweile. Hört man aber Lieder wie «Butchie’s Tune» im richtigen Moment, so fühlt man sich bisweilen an Belle & Sebastian erinnert, und ein Lächeln stellt sich ein – nicht im Gesicht, dafür ist das alles viel zu subtil. Es ist dann eher so, als würde an einem verregneten Nachmittag im Herbst unerwartet ein bisschen Herbstsonne ins Zimmer scheinen und irgendwie ist dann für einen Moment lang alles in Ordnung. Und man bemitleidet jene, die das nur als belangloses Gedudel bezeichnen.