Der Bewegungsmelder war hungrig auf Berns Strassen unterwegs. Auf der Suche nach einer ausgewogenen Kombination zwischen kulinarischer Diversität und Hungergefühlbefriedigung. Heute in der Bierzzeria im Mattenhofquartier. Von Sven Sommer
Wir waren nicht zum ersten Mal zu Gast in den Räumlichkeiten an der Belpstarsse 34, bereits das Pop-up Restaurant 4 Ragazzi, das nach dem Prinzip «Bezahl was du willst» funktionierte, war in der alten Pizzeria eingemietet. Nun hat ein Ragazzo das Experiment genutzt und eröffnete mit zwei Freunden die Bierzzeria. Und der Name ist Programm. Es gibt Pizza à discretion, dazu ein wechselndes Sortiment an Craft-Bier aus Kleinstbrauereien. Pizza. Mit Bier. Genial!
Kompakte Speisekarte, eindrückliche Bierauswahl
Die Schlichtheit der Menükarte (die übrigens auf einem Bierdeckel Platz findet) gefiel dem Autor des Textes sehr, hat er doch starke Entscheidungsprobleme bei umfangreichen Speisekarten (gerade bei Pizza). Das Einzige, was uns die Bedienung zu fragen brauchte, war: «Gibt es etwas, das ihr explizit nicht mögt?» Auf unser beneinen folgte gleich die Bierauswahl; die war das klare Gegenteil der Speisekarte. Die Biere stammen alle aus Kleinstbrauereien, aus der Schweiz und aus dem Ausland, momentan aus Italien. Die Wahl fiel auf ein Roggenbier aus der Blackwell-Brewery aus Burgdorf und auf ein Belgian-Style Bier der Maca-Craft-Brewery aus Bümpliz. Zum Bier dazu gibt es auch gleich die Geschichte der jeweiligen Brauer. Karte und Geschichte werden übrigens frei aufgezählt, mit fühlbarem Hintergrundwissen.
Nach dem Bier wurde gleich der Salat serviert, ein Blattsalat mit Mozzarella an italienischer Sauce, der im Pizzapreis inbegriffen ist. Hat man den gebodigt, wird die Schieferplatte in der Mitte des Tisches im Fünfminutentakt mit Pizzaecken belegt. Margherita, Aubergine-Parmesan, Tomaten, Broccoli-Zwiebeln, Trockenfleisch, Parmaschinken-Rotweinzwiebeln, Schinken-Pfifferlinge, Büffelmozzarella – bei den Zutaten lässt sich die Bierzzeria nicht lumpen.
Pizzeria-Feeling und Fazit
Die Pizzas kommen frisch aus dem Steinofen. Doch nicht nur der Ofen lässt Einblicke in die Vergangenheit des Lokals – weisse Bodenplatten, orange Wände und Ziegel an der Wand, die den Ansatz eines Daches vermitteln sollen. Das ursprüngliche Geschäftskonzept – die klassische Pizzeria – lässt sich nicht leugnen. Doch dagegen wurde erfolgreich mit eigener Deko angekämpft. Man fühlt sich gut aufgehoben beim Pizza essen und Bier trinken, nicht zuletzt auch wegen der freundlichen Bedienung.
Zusammengefasst: Was sich nach Feierabend vor dem Fernseher anhört, wurde in der Bierzzeria kompetent und High-End umgesetzt. Ob Büezer oder Student, jeder passt hier in den Laden. Klar will nicht jeder 20 Stutz täglich für ein Mittagessen zahlen, verständlich. Für einen Besuch zwischendurch sind sie es allemal wert, zahlt man doch schnell einmal 20 Stutz für eine normale Pizza. Hier gibt es jedoch noch Salat dazu und die Pizzasorten wechseln bei jedem zweiten Biss. Wir hatten jedenfalls von keiner Sorte mehr als ein Stück pro Person (obwohl wir so lange essen wollten, bis das Sortiment wieder von vorne beginnt – haben wir nicht geschafft). Und wo sonst hat man schon so eine gute Ausrede, mittags Bier zu trinken.