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Vital Food Sumiri: Vielfalt etwas ausserhalb

Oder: Das Gute liegt nicht immer nah.

Man sagt ja den Berner_innen gerne nach, sie seien langsam. Womöglich ist das aber nicht ganz korrekt. Zutreffender wäre wohl eher: träge. Von Rico Plüss

Was ist mit träge gemeint? Es ist oft zu beobachten, dass die Reise vom einen Quartier ins andere eine hohe mentale Hürde darstellt – wenn es sich denn nicht gerade um das anliegende Viertel handelt. Vom Breitsch in die Länggasse? Für viele eine halbe Weltreise und in etwa gleichbedeutend wie der Weg nach, sagen wir mal, Jegenstorf.

Am „Vital Food Sumiri“ in Wabern ist das gut zu erkennen. Es gibt, wie bald zu lesen ist, gute Gründe, das Lokal gleich an der Gurtenstation in Wabern regelmässig zu frequentieren. Das fängt damit an, dass man von Mizirabi Erbakan mit einem Händedruck, Lächeln und viel Freundlichkeit begrüsst wird. Der 55-jährige führt das Sumiri seit 6 Jahren. Dazu kam er durch Umwege: Da sein Lehrerdiplom hier in der Schweiz nicht anerkannt ist, arbeitete er in privaten Institutionen als Pädagoge. In einem Schulheim begann er zu kochen und entdeckte, dass es ihm lag und Spass macht. Als die Liegenschaft in Wabern frei wurde, nutzte er die Chance und übernahm sie.

Obwohl die Testessenden sich während des „Stadtzmittages“ nicht als solche ausgaben, wurde noch vor dem Bestellen ein Salat mit Börek zur Vorspeise offeriert- kostenlos und unaufgefordert. Eine Geste, die stellvertretend für die Gastfreundlichkeit des ganzen Aufenthaltes steht.

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Als Angebot stehen eine Anzahl Fleischgerichte, zahlreiche Vegi-Menüs, eine Variation Flammkuchen und eine Auswahl verschiedener Pizzas zur Verfügung. Die Vielfalt ergibt sich nach Erbakan aus dem hochwertigen Ofen, der in der Küche steht. Und da er für die Pizzeria in der Nähe keine Konkurrenz darstellen wollte, bietetet er nur wenige Varationen an Pizzas an und nahm dafür noch den sonst eher seltener gesehenen Flammkuchen ins Angebot. Die Fleisch- und Vegimenüs sind fast ausnahmslos türkische Spezialitäten; das im Rahmen des Stadtzmittages verspiesene „Ararat im Fladenbrot“ ist eine vorzüglich schmeckende Version eines Döners. Der grosse Unterschied besteht im Fleisch, denn das von Erbakan verwendete Schweinefleisch (aus der Schweiz) ist wesentlich würziger und kompakter als das gängige Fleisch ab dem Spiess in den Dönerbuden. Das Rezept hat Erbakan von seiner Mutter, der Name „Ararat“ ist eine Hommage an den berühmten Berg, aus dessen Nähe seine Familie stammt.

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Das zweite getestete Menü war ein vegetarischer Gemüseteller mit Linsenbällchen und Taboulésalat, der üppig daherkam und mit allerlei Köstlichkeiten beladen war. Die Getränkeauswahl rangierte von Cola, Fanta und Konsorten hin zu dem einen oder anderen türkischen Getränk. Preislich hält sich alles im Rahmen: Vor Ort kostete der Dürüm 14.- Franken, im Take-Away 10.-. Das Vegi-Teller belief sich auf 18 Franken.

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Einzig am Ambiente könnte noch etwas gefeilt werden. Das Licht, die Möbel und das Interieur könnten stimmiger und „anmächeliger“ sein. Ansonsten war das ein äusserst schmackhafter, angenehmer Stadtzmittag mit einem äusserst freundlichen Gastgeber (wer sich auf etwas Amüsantes einlassen will, der frage den Gastgeber, aus was sich denn das „Sumiri“ zusammensetze. Es an dieser Stelle schriftlich zu erklären wäre um einiges zu kompliziert). Auch wenn es für die Berner_innen schon fast in einer anderen Stadt ist; für das Sumiri lohnt es sich, etwas in die Ferne zu schweifen.

Infos

Öffnungszeiten:
Mo – Fr 9.30 bis 23.00 Uhr

Vital Food Sumiri
Seftigenstrasse 210
3084 Wabern

Homepage

Mo 01.02. 2016