Indien – Land der Gewürze, der Farben, Düfte und Hippie-Abenteuer. Und einer Küche, die kaum wen daran zweifeln lässt. Von Maurice Angst
6’243,34 km Luftlinie liegen zwischen Bern und Neu Delhi, plus ou moins, zwischen den jeweiligen Kulturkreisen vermutlich sogar etwas mehr. Trotzdem, wahrscheinlich aber gerade deswegen, scheint eine gegenseitig gepflegte Anziehungskraft nicht mehr abreissen zu können. Jedenfalls, gern und gut und peppig gegessen wird bekanntlich hüben wie drüben, was mit ein Grund sein dürfte für diese wahre Vielzahl an kulinarischen Angeboten aus dem asiatischen Raum hierzulande. Auch hier gilt wohl der Vorsatz: Den immer höheren Erwartungen und den Wünschen der tollkühnen Kundschaft nicht nur gerecht werden zu wollen, sondern diese zu übertreffen, den Klischées vielleicht sogar ein bisschen entgegenzuwirken.


Eben dieses Kunststück schafft die Belegschaft des Restaurant Tulsi – Sanskrit für ‚die Unvergleichliche‘ – die im ehemaligen von Roll-Gebäude, dem einstigen Restaurant Muesmatt am Rand des easy-pulsierenden Länggassequartiers ein Zuhause gefunden hat, beeindruckend schnell. Das mag sowohl an der geräumigen und schattenspendenden Gartenterrasse, einer gastronomischen, lokal verwurzelten Geschichte als auch dem patch-work-family-mässig zuvorkommenden Service um Geschäftsführer Nalliah Nageswaran liegen, der echt ziemlich auf Zack ist, gleichzeitig aber herrlich ungezwungen wirkt, aufgestellt, und zum Glück sehr hilfsbereit.

Schliesslich fällt der Groschen resp. die Rupie beim Lesen von Bezeichnungen wie Achari Aloo Baingan, Chenna Masala oder Malai Korman nicht immer gleich sofort. Wer also, wie der Autor der vorliegenden Empfehlung, nicht wirklich über das für indische Speisen notwendige Vokabular (ja noch nicht mal über die Basics verfügt), der frage ungeniert nach. Einfach mal ins Blaue bestellen soll allerdings auch ein Riesenspass sein. Und fein ist’s ja sowieso.

Obwohl im Studentenviertel gelegen und auch oftmals dementsprechend frequentiert und beansprucht, ist davon (dank einer raschen Take-Away-Handhabe wie auf Geheimwegen) kaum was zu spüren. Seit Herbst 2014 vermag der sympathische, sich auf die Stosszeiten konzentrierende Betrieb mit dem secen Namen, den man irgendwie total gerne noch mindestens einmal ausspricht, nicht zuletzt mit einer stattlichen Auswahl an exotischen sowie in hiesigen Gefilden schon länger etablierten Gerichten, authentischem Flair, Gelassenheit, einem fairen Preis- / Leistungsverhältnis, und (fast) ganz ohne jeglichen Schnickschnack zu überzeugen.

