Politisch aktivistisch angehaucht und doch lässig abenteurerisch – die Musikerin Solange veröffentlicht ihr neues Album und trifft einen Nerv der Zeit. Wir lassen uns das nicht entgehen und setzen ihn gleich zum Track, na ja, in diesem Fall zum Album der Woche. Von Tamara Esaltato
Sie hat’s wieder getan. Solange hat letzte Woche ihr zweites Album «When I get Home» veröffentlicht. Das Album ist eine Homage an ihre Wurzeln, politisch durchzogener RnB mit Deep House abgedämpft. Angesichts der aktuellen politischen und sozialen Bewegung #blacklivesmatter trifft sie einen wunden Punkt der Afroamerikaner.
Anthem of our resistance
«Certainly in our restistance we need art, we need music, we need poetry […] and you are about to witness a performer of one who will help us produce the anthem of our resistance»
Dies hat die Bürgerrechtsaktivistin Angela Davis über Solange an der Gegenbewegung von Trumps Inauguration 2017 gesagt. Ein Jahr zuvor hatte sie gerade ihr Debütalbum «A Seat at the Table» herausgegeben. Mit «Cranes in the Sky» hatte sie an den Grammys abgeräumt und mit «Don’t touch my Hair» ihre Verletzlichkeit zelebriert.
Wie geht man mit den gesellschaftlichen Erwartungen einer solchen Resistance eigentlich um? Vielleicht genauso, wie es Solange macht. Das neue Album wirkt beinahe unfertig, hat repetitive Texte und besteht aus zahlreichen Kollaborationen. Schmerz zu Stolz, Unterdrückung gegen Schönheit ausgetauscht. Verletzlich zugleich stark. Ihr Image ist ihr Label. Ihr Aussehen ihr Triumph («Brown Liquor, Brown Sugar, Brown Face»). Unspektakulär angekündigt, kommt zudem ein Kurzfilm zum neusten Album heraus. Widerstand hat selten so gut geklungen.
Solange hat sich musikalisch von der älteren Schwester, Sängerin und Schauspielerin Beyoncé Knowles emanzipiert und ihre eigene Nische gefunden. Eine Nische, die sie mit ihrer expressionistischen Art zu ihrer eigenen Bühne umwandelt.