Zurück

Track der Woche #90: Adam Naas – No Love Without Risk

Selten hat ein gebrochenes Herz so schön geklungen wie im gefühlvollen Falsett von Adam Naas. Mit «No Love Without Risk» gelingt es ihm, uns sanft auf Lippen-Pomaden-Schlachten und Vitamin-D-Mangel einzustimmen. Gerade rechtzeitig, finden wir und küren ihn deshalb zum Track der Woche Nummer #90. Von Dela Wälti

  1. Der Track: Adam Naas – No Love Without Risk
    von seinem neuesten Album «The Love Album»

 

Wenn die Tage kürzer werden und wir vorsichtig die kratzigen Wollmonster aus ihrem Sommerschlaf in den hintersten Ecken unserer Kleiderschränke wecken, dann wird es auch höchste Zeit, all die Sommer- und Partyhits 2018 endgültig aus unseren Playlists zu löschen (und nein, die gegenwärtigen Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Datum und Wetter zählen nicht als Aussrede, aber ehrlich, die wirst du auch gar nicht mehr nötig haben, wenn du dir erst unseren Track angehört hast, versprochen!) und, eben, Hits löschen und mit kamintauglicheren Melodien zu ersetzen. Wie zum Beispiel «No Love Without Risk», dem stimmigen Auftakt zum Debütalbum «The Love Album» des Pariser Musikers Adam Naas.

 

Image may contain: 1 person

 

Schwerfällige Klavierakkorde, ein einfacher Beat und dazu eine Stimme, die sich mühelos verspielt zwischen den Tonlagen bewegt, als könnte sich Naas nicht recht entscheiden, was er nun genau ist, Verlassener oder Verlassender, und sie deshalb in den unterschiedlichsten Regungen schattiert, von Selbstbestimmung über verzweifelte Leidenschaft zu einsamer Verwundbarkeit. Trotzdem glaubt man ihm jedes Wort, egal, ob er es einem in aller Intimität zuraunt oder in der Festlichkeit eines ganzen Gospels-Chors erstrahlen lässt; nein, für Naas gibt es keine Liebe ohne Risiko, keine grossen Gefühle ohne Tränen und fast wünscht man sie sich herbei, den Herzschmerz und die Sehnsucht nach vergangener Nähe, nur damit man einstimmen könnte, in seine Hymne an die verflossene Liebe.

Zu einem solchen Soundtrack und bewaffnet mit einem Arsenal an Cremes und Lotions blicken wir sogar mit so etwas wie Vorfreude auf die noch auf sich warten lassenden Herbst- und Wintermonate, die es erlauben, uns ohne schlechtes Gewissen den nachdenklicheren und zuweilen melancholischen Klängen der Musiklandschaft hinzugeben. Aber zuerst geniessen wir natürlich noch die letzten Sonnenstrahlen dieses Altweibersommers, der wahrscheinlich am Treffendsten als ziemlich «rüstig» bezeichnet werden kann.

 

Mo 15.10. 2018