Der aktuelle Track der Woche zeigt uns auf, wie wir für mindestens zwei Minuten und 40 Sekunden dem Januar-Stimmungsloch entfliehen können. Was Muhammad Ali eigentlich genau damit zu tun hat, hört und seht ihr im Song von Talco. Von Sarah Therad
Seien wir mal ehrlich. Es ist Januar und dieser Umstand ist bisher ein bisschen schwierig. Nach der ganzen Feierei zum Ende des vergangenen Jahres, plagen uns in den ersten Wochen vom neuen Jahr doch alle noch ein paar Anlaufschwierigkeiten. Wer fit wie ein Steroiden-Turnschuh seine Vorsätze durchzieht, als gäb’s kein Morgen, werfe den ersten Stein. Burglind & Evi stürmen durch die Gassen und wir müssen damit leben, dass wir als Konsequenz als bleiche Gestalten durch die Strassen wandeln und seit Wochen kein richtiges Sonnenlicht mehr auf unserer Haut spürten. Viel hilft da nicht.
Dachten wir. Warten und hoffen, sitzen und hassen. Das alte Januar-Spiel. Da es sich hierbei aber um die «Track der Woche»-Rubrik handelt, könnt ihr jetzt alle durchatmen. Die Rettung ist hier. In Form von italienischem Ska-Punk. Schwören!
Die Rede ist von der wirklich sehr wunderbaren Band Talco aus Venedig, Italien. Die Truppe rund um Frontmann Dema hat in den vergangenen Jahren eine sehr beeindruckende Ausdauer an den Tag gelegt, schier endlos getourt und die Menge an unzähligen Konzerten quer durch Europa zum Beine-kaputt-tanzen gebracht. Glaubt uns, zwei Stunden Talco-Konzert und ihr könnt euren Beinen für drei Tage Tschüss sagen. Bereits vermehrt und intensiv getestet durch die BM-Qualitätskontrolle.
Die Vorfreude war also gross, als Talco im Herbst 2017 verkündete, in diesem jungen Jahr 2018 ein neues Album auf den Markt zu bringen. Fürs Album müssen wir uns noch etwas gedulden. Aber! Am 18. Januar erschien soeben ihre neue Single «Bomaye» und hier kommt nun auch der Bogen zum Januar-Stimmungs-Loch: Der brandneue Song bringt einem nicht nur augenblicklich das Leuchten in die Augen zurück, ein Lächeln ins Gesicht und ein Zucken in die Beine, er handelt auch von einem Geschichtsträchtigen Event. Einem Event mit der symbolischen Strahlkraft, die jedes noch so eingefrorene Herz ein bisschen erwärmt.
Wir gehen in der Zeit zurück ins Jahr 1974 zu einem der grössten und bedeutungsvollsten Sportmomente der modernen Geschichte. Geografisch befinden wir uns Kinshasa, Afrika wo Muhammad Ali in der 8. Runde des ‚Rumble in the Jungle‘ gegen George Foreman seinen Titel zurück gewinnt. Den Titel, welcher ihm die amerikanische Regierung vorher aberkannte, weil Ali sich geweigert hatte, nach Vietnam in den Krieg zu ziehen.
‚Ali Bomaye!‘ ruft das Afrikanische Publikum im Chor und erlebt, wie Ali in dieser ominösen 8. Runde Geschichte schreibt. Die Geschichte eines Sportlers, der in der Zeit von Krieg und Rassen-Trennung wider aller Wetten sein Momentum findet und den Kampf gewinnt. Eben dieses Überwinden von Widerständen besingt Talco im neuen Song und erinnern uns daran, dass uns widrige Umstände nicht von Grossem abhalten müssen.
Wenn das mal nicht Grund genug ist, in diesem trüben Monat kurz positiv inspiriert zu sein und den 2 Minuten 40 langen Song frenetisch durchzutanzen, dann wissen wir auch nicht. Also alle mal Laustärke rauf, kurz alles vergessen und Beine kaputt tanzen – avanti!