Sie sehen aus wie aus den 60’s, spielen die Instrumente wie in den 70’s und singen die Texte wie in den 80’s. Suns of Thyme bringen ihr neues Psycadelic-Kraut-Baby unters Volk. Von Sven Sommer
«Cascades» ist bereits der Zweitling nach «Fortune, Shelter, Love and Cure». Das Album kennt ihr nicht? Dann hört euch aber mal sofort «Soma (God for Gods)» an. Der Song war das Aushängeschild, ein grandioses Werk, eines, das eben auch alleinstehend super ist, ohne die restlichen Songs des Albums, ohne das Cover, ohne den Namen der Band präsent zu haben. Eine Singleauskopplung eben. Das ganze letzte Album ist grundsolid, aber «Soma» sticht heraus. Es klingt, wie wenn Ian Curtis von Joy Division verliebt wäre, könnte man sich vorstellen, nur mit viel Hall in der Stimme.
Das neue Album ist im ersten Moment weniger greifbar. Keine gleich massentaugliche Vorabsingle wie «Soma» beim letzten Album. Doch wie ist das mit diesen Singles, die möglichst viele potentielle Käufer ansprechen sollen? Sie hängen einem nach kurzer Zeit zu den Ohren raus, weil man sie immer und immer wieder hört.
Es gibt richtig gute Musik, die einem nicht sofort auf den ersten Moment zu packen mag, sondern erst beim zweiten oder dritten Mal hören richtig einschlägt. So ist das auch mit «Cascades». Musikalisch ist das Album definitiv experimenteller als sein Vorgänger. Die fünf Berliner Buben spielen immer noch psychedelisch, jedoch haben sie einen Teil der hallenden Gitarren gegen verzerrte Riffs eingetauscht. Zu den Gitarren gesellt sich neu auch ein Synthesizer, der die Songs noch vielseitiger erscheinen lässt. «Rush» beispielsweise beginnt mit einem surfigen Riff, «Aphelion» beginnt mit einem Synthie-Bass, gipfelt aber im Refrain jeweils in ein imposantes Gitarrenriff, (welches ein bisschen an die Band «…And you will know us by the Trail of Dead» erinnert).
«Cascades» ist ein wirklich starkes Album das von vorne bis hinten gehört werden will, und erst gegen Ende seinen Höhepunkt findet. Insgesamt ist es härter und düsterer, aber dafür auch extrem vielseitig. Suns of Thyme haben eine Veränderung gewagt und zeigen mit ihrem neuen Werk, dass sie momentan eine der besten Bands ihres Genres sind.
Anspieltipps: «Intuition Unbound», «The Field», «In Dreams Awake»