Nintendo macht den Shooter stubenrein. Obwohl von Reinheit nicht gesprochen werden sollte... Von Rico Plüss
…ist es doch das Hauptziel des Spiels, möglichst viel zu versauen. Dazu gleich mehr.
Made by Nintendo
Games direkt aus dem Hause Nintendo werden in der Gameszene immer mit einem besonderen Mass an Aufmerksamkeit bedacht, denn das japanische Unternehmen hat den Ruf, hohe Qualitätsansprüche zu besitzen. Es lässt sich lieber Zeit und bringt wenige, dafür hochwertige Games heraus, statt eines um das andere auf den Markt zu werfen. Leider hat aber Nintendo hier punkto Hochwertigkeit versagt, denn Splatoon fühlt sich, zumindest im Moment noch*, an wie ein Spiel in der Betaphase. Doch alles der Reihe nach.
Alles ist bunt, laut und quirlig in Nintendos Version eines familientauglichen Shooters. Kern des Spiels sind Mehrspieler-Matches, die online ausgetragen werden. Jugendliche Figuren, welche sich in Tintenfische verwandeln können, versuchen in Vierer-Teams drei Minuten lang, die Arena möglichst grossflächig in ihrer zugeteilten Farbe einzufärben oder ein bestimmtes Gebiet zu erobern. Wer am Ende der Zeit die grössere Fläche eingefärbt hat oder besser erobert hat, gewinnt. Dabei werden Erfahrungspunkte vergeben, mit denen bessere „Waffen“ (aka Farbpistolen) und Ausrüstung gekauft werden können. Ein Singleplayer-Modus ist auch vorhanden und eignet sich gut, um mit der Steuerung vertraut zu werden. Ebenso können in der Kampagne spezielle Waffen freigeschalten werden, die dann im Multiplayer-Modus zu Verfügung stehen.
Im Gefecht
Irgendwo im Internet stand über Splatoon geschrieben, dass sich das Spiel im Shooter-Genre zu Battlefield oder Call Of Duty verhalte wie dies Mario Kart zu echten Rennsimulationen wie Forza oder Gran Turismo mache. Ein sehr treffender Vergleich, denn Splatoon macht sehr viel Laune, ohne dass Wochen oder gar Monate investiert werden müssen. Und da im Revier-Markier-Modus das Einfärben des Gebietes und nicht das Erledigen der Gegner im Mittelpunkt steht, bekommt das Spiel auch einen anderen Fokus: Die Zusammenarbeit im Team und das strategische Besetzen von umkämpften Regionen ist wichtiger als möglichst viele Gegner umzulegen – das gibt nämlich weder Punkte noch andere wesentliche Vorteile, denn zurück im Geschehen ist man innert kürzester Zeit wieder. Wer es lieber kompetitiv mag, für den wurde kürzlich ein neuer Modus freigeschalten, in welchem es um das Erobern und Halten von bestimmten Gebieten geht. Das „Umbringen“ von Gegenspieler_Innen ist in diesem Modus wichtiger, ebenso gibt es für Siege mehr Punkte und Geld, für Niederlagen jedoch keines von beidem.
Für taktische Tiefe sorgen die unterschiedlichen Attribute der Ausrüstung. Eine Fähigkeit etwa erhöht die Geschwindigkeit im Tintenfisch-Modus – dieser bereits angesprochene Modus erlaubt es im Spiel, sich als Tintenfisch innerhalb der verspritzten Farbe auf dem Gelände schneller fortzubewegen und bietet eine gute Möglichkeit, sich anzuschleichen oder schnell zurückzuziehen. Ebenfalls wird dieser Modus dazu verwendet, den Tintenkanister wieder aufzuladen.
Wenig Negatives, dafür gravierendes
Einige Kritikpunkte bestanden zum Zeitpunkt des Reviews, wurden aber in der Zwischenzeit behoben. Im übernächsten Abschnitt folgt ein entsprechendes Update.
Splatoon kommt in flüssigen 60 Bildern pro Sekunde daher und wird in 1080p aufgelöst, was in schön anzusehenden und vor allem angenehm zu spielendem Multiplayer-Matches resultiert. Das Spiel hat aber in zwei Punkten massive Probleme: Es sind viel zu wenige spielbare Maps und Spielmodi verfügbar, was scheinbar daraus entstanden ist, dass Nintendo das Spiel möglichst schnell auf den Markt bringen wollte, – untypisch für die Firma. Somit wechseln die Maps alle vier Stunden, während dieser Zeit nur 2 Maps (von insgesamt fünf) zur Verfügung stehen. Das heisst, man ist während vier Stunden lang auf diese zwei Karten limitiert, was dann auch dazu führt, dass diese nach kurzer Zeit ihren Reiz verlieren. Da ist dringend Nachbesserung nötig, die auch in Sicht ist – Nintendo hat angekündigt, bald neue Inhalte freizuschalten. Als Modus steht denn auch nur der Revierkampf zur Auswahl, dem bereits erwähnten Wettstreit um möglichst viel farbige Fläche. Es ist enttäuschend, ein derart inhaltsarmes Spiel vor sich zu haben, denn das Potential ist absolut vorhanden und der Sucht- und Spassfaktor immens. Als weiteren Negativpunkt trüben zu allem aber auch noch Verbindungsprobleme des Öfteren den sonst guten Eindruck: Das Matchmaking wird nicht selten abgebrochen und mehrmals wurden sogar laufende Runden vor ihrer Zeit beendet.
*UPDATE:
Nintendo hat schnell nachgeliefert und nun stehen auch die Ranked-Matches zur Verfügung. Ebenfalls wurden bereits neue Karten bereitgestellt – alles gratis. Die Limite auf 2 Maps alle vier Stunden bleibt jedoch weiterhin bestehen und Matchabbrüche aufgrund von Verbindungsproblemen sind weiterhin zu häufig der Fall.
Fazit: Viel positives
Splatoon könnte grandios sein. Wenn das mit der Map-Rotation geändert und die Verbindungsprobleme behoben sind, hat der bunte Shooter das Zeug zum Massenhit. Die Lernkurve ist niedrig, die Spielmechanik spassig und die Gefechte sind intensiv und packend. Entscheidend bleibt, ob Nintendo weiterhin kontinuerlich Inhalte liefern wird, um die Spieler_Innen langfristig dabeizubehalten.
Gutes:
- Unkomplizierter Spielspass für Spieler_Innen aller Klassen
- Schnelles Matchmaking und dynamische Kämpfe
Schlechtes:
- Verbindungsprobleme führen zu häufig zu Match-Abbrüchen
- Frequenz der Kartenrotation sollte unbedingt erhöht werden
Zum Davonlaufen:
- Das (kurze) Intro mit den aktuellen Maps muss bei jedem Neustart angeschaut werden