Das erste Interview zur neuen EP von Patrick Bishop. Einer EP ohne Namen mit fünf, bzw. sechs unbenannten, lediglich nummerierten Songs. Von Simona Schwarzenbach
Als ich mich mit Roman, dem Sänger von Patrick Bishop, zum Interview verabrede, bin ich etwas verdutzt als er sagt, dass er sich mit mir beim Bremgartenfriedhof treffen will. Er schlägt vor, einen Spaziergang zu machen. Meine banale erste Frage «Warum heisst eure Band eigentlich Patrick Bishop?» beantwortet er schnörkellos: «Mein zweiter Vorname ist Patrick, der Nachname meiner Mutter ist Bishop».
Und dann beginnt er zu erzählen.
Der Grund, warum er sich mit mir bei diesem Friedhof treffen wollte, sei, dass 1876 Michail Bakunin – eher zufällig – hier begraben worden war. Ein gescheiterter Anarchist. Die neue EP handle von vier gescheiterten Anarchisten. Nur ein Song – der erste – handle von einer Person mit anderem Hintergrund, nämlich von Aimé Bonpland, einem französischen Naturforscher. «Wie kam’s dazu?» Roman ist Historiker. Bei der Suche nach Inspiration sei er unter anderem auf diese Personen gestossen. Die EP sollte aber nicht zu biografisch sein. «Ein wenig ist das nun vielleicht doch der Fall», gibt er zu.
Das Grab von Bakunin finden wir nicht. Stattdessen setzen wir uns in ein Café am anderen Ende des Friedhofs. Die Lieder der EP seien namenlos, weil der Name fast zwangsläufig derjenige der im Lied betroffenen Person sein müsste. «Die Sprachen der Nummern haben aber was mit den jeweiligen Personen zu tun», erklärt Roman.
«Also ist euer neustes Werk ziemlich politisch?» Das sei nicht unbedingt das Ziel gewesen, so Roman. Die politischen Diskussionen innerhalb der Band gingen immer ziemlich ab. Weil aber er es sei, der die Songs schreibe – zusammen mit Fredy – seien sie thematisch anarchistisch geworden. Das Politische passe ja auch ganz gut zur momentanen Situation in Europa.
Die neue EP ist innerhalb von drei Tagen im Studio in Engelberg entstanden. «Warum in so einer kurzen Zeit?» «Es musste einfach wieder etwas gehen», antwortet Roman, «Wir werden alle nicht jünger, da kommt man manchmal nicht mehr so in die Gänge». Deswegen hätten sie einfach ihre Sachen gepackt und dieses Projekt gestartet. Es sei auch schwierig manchmal, etwas Neues zu machen, wenn man sich die alten Töne gewohnt ist.
Roman kann keine Noten lesen. Melodien die ihm in den Sinn kommen, nimmt er mit dem Handy auf. Er sei zu wenig Musiker, als dass die Songs mit der Zeit besser würden, je länger er daran herumtüftle. Lukas sei wirklich ein Musiker. Und der Schlagzeuger Markus. Und Ronja, die Cellistin der Band, passe super zu ihnen. Sie habe das Verständnis, eine Idee aufzugreifen und die Melodie zu spielen, die sie hört. Genau wie Peter, der Gitarrist. Sie brauchen keine Noten. Und nur weil alle in der Band dieses Verständnis haben, sei es möglich gewesen, die EP innerhalb von so kurzer Zeit aufzunehmen.
Als Musiker sei man immer gespannt, wie das neue Werk ankommt. Spannend findet Roman, dass Radiostationen vorzugsweise andere Songs spielen, und eher seltener ihre Single «Pen’-teh».
INFOBOX
Plattentaufe ist am 2. Oktober in der Turnhalle (Support: Yellow Teeth).
Die Songs der neuen EP und die darin betroffenen Personen:
Un – Aimé Bonpland
Zwei – Gustav Landauer
Tri – Michail Bakunin
Four – Emma Goldman
Pen’-teh – Zenon