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Southpaw

Mit Punches zur Punchline

Klassische Comeback-Story mit einer Prise Rachefilm: Jake Gyllenhaal versucht sich als Rocky des 21. Jahrhunderts und bringt dies erstaunlich gut auf die Reihe. Von Bjørn Strømme

Billy Hope (Jake Gyllenhaal) has it all: Einen sprechenden Namen, eine wunderbare Frau, eine wunderbare Tochter, eine wunderbare Karriere und ein grosses Vermögen. Er ist ein ungeschlagener Boxer der Mittelgewichtsklasse. Da dies für ein Drama jedoch zu wenig hergibt, kommt seine wunderbare Frau (Rachel McAdams) durch äusserst tragische Umstände zu Tode und hinterlässt in Billy eine Leere, die weder die wunderbare Tochter, die wunderbare Karriere noch das grosse Vermögen zu füllen vermögen. So entwickelt Billy eine destruktive Energie, welche den Drama-Faktor dramatisch erhöht und in Nullkommanichts die perfekte Ausgangslage für eine klassische Comeback-Story herbeizerstört: Tochter weg, Karriere weg, Vermögen weg. Was dann kommt, ist genauso vorhersehbar wie bereits gesehen: Billy Hope schöpft Hoffnung (!) und fängt an, seine Kraft konstruktiv zu nutzen, um den entstandenen Scherbenhaufen zu beseitigen.

Ump taunts Billy as the former champ runs on a street in the Bronx. JG

 

Inhalt ≠ Gehalt

Die Handlung von Filmen wie „Southpaw“ mit einer substanziellen Ernsthaftigkeit zu beschreiben kommt dem Versuch gleich, zwecks Gelächter die Pointe eines Witzes zu dekonstruieren. Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass der Witz an sich schlecht ist, wie sich am Beispiel von „Southpaw“ wunderbar aufzeigen lässt: Der Film ist sich seinem Pathos bewusst und versteht damit umzugehen. Jake Gyllenhaal balanciert grandios auf der vorgezeichneten Linie zwischen Held und Antiheld, um seiner Figur jederzeit die nötige Mischung an Coolness und Verzweiflung einzuhauchen. Die an ein jugendliches Publikum gerichtete Inszenierung platziert ihn in einem künstlichen und zugleich rohen Umfeld, welches mehr aus der Ästhetik des Hip Hop als der des Spitzensports entspringt – so erstaunt es auch nicht, dass der Titelsong „Phenomenal“ von Eminem performt und Billy’s Manager von Curtis „50 Cent“ Jackson gespielt wird.

 

SOUTHPAW

 

Allzu realitätsfern wirkt dieses zeitgenössische Märchen deshalb trotzdem nicht. Dazu trägt auch Billys junge Tochter Leila (Oona Laurence) bei, welche immer wieder die Glaubwürdigkeit der ach so dramatischen Ereignisse zu legitimieren vermag. Und Forest Withaker verkörpert als Tick Wills – insgeheim der Held der Story – zwar einen Bilderbuch-Coach, spielt seine Attribute jedoch gekonnt an der Lächerlichkeit vorbei.

Und so wird „Southpaw“ zum Witz, den man nicht erklären sollte: Solide erzählt bringt er es sein Anliegen auf den Punkt. Ob die Pointe lustig ist oder nicht, hängt jedoch vom eigenen Humor ab. Auch wenn ich mir nicht den Bauch vor Lachen halten musste; ein breites Grinsen war nicht zu vermeiden.

 

JAKE GYLLENHAAL stars in SOUTHPAW. Photo: Scott Garfield © 2014 The Weinstein Company. All Rights Reserved.

 

Infos

ab sofort im Kino

Mo 17.08. 2015