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Sous Le Pont: Lockere Stimmung mit klassischem Reithalle-Flair

Das Gute kann manchmal so Nahe sein. Oder ein wenig im Verborgenen liegen. Für viele eine feste Grösse, für manche noch nicht auf dem Radar als veritable Mittagsoption: Das Sous Le Pont feierte kürzlich ganze 25 Jahre, höchste Zeit dieser Gaststätte den fälligen Stadtzmittag-Besuch abzustatten. Von Steve Nyffenegger

Wer im Zentrum von Bern was anständiges Essen will, noch dazu zu fairen Preisen, ist im charmanten Sous Le Pont genau richtig. Kaum drei Gehminuten vom Bahnhof entfernt, untergebracht in dem wacker pochenden Herz der Stadt, der Reithalle – diesem wunderbaren autonomen Zankapfel, dieser einzigartigen, berühmtberüchtigten Kultur-Bastion, genau da verweilt in gelassener Ruhe das Restaurant Sous Le Pont.

 

Wir betreten die Reithalle durchs grosse Portal,  laufen unter dem Oberlicht den Graffiti gesäumten Gang entlang und da ist links auch schon eine eher spezielle Türe, eingeklemmt zwischen zwei ordentlichen Ventilatoren. Und da ist auch der Schriftzug der uns verrät, dass wir richtig sind – sogar sehr richtig, und darüber prangt der Spruch «Reiche Eltern für alle». Ja, damit wären in der Tat einige Probleme gelöst. So. Wir treten ein und haben Hunger.

Fadegrad, gemütlich und unkompliziert

Nun befinden wir uns in einen geräumigen hohen Raum: Einfach, gemütlich eingerichtet mit alten Holztischen, die auf schönen gusseisernen Füssen ruhen und den dazu passenden, ebenfalls eher rustikalen aber überaus bequemen Holzstühlen. Zwanglose, lockere Stimmung mit klassischem Reithalle-Flair: Fadegrad, gemütlich und unkompliziert. Hier lebt man Kultur und das merkt man überall.

 

Nun dann. Wir streben nach Höherem, schauen uns kurz um, steigen auf das Podestli und schnappen uns noch schnell das kleine 2er-Tischli, denn es ist Punkt 12 Uhr und so allmählich füllt sich diese Institution unter der polternden Eisenbahnbrücke. Cool, entspannt und unaufgesetzt wirkt dieses wackere, basisdemokratisch geführte Beizli im kulturellen Meltingpoint dieser Stadt.

Von Währschaft bis vegan

Die Tageskarte ist übersichtlich aber hat für jeden Geschmack und jede Präferenz – von Währschaft bis vegan – etwas Leckeres zu bieten. Wir bestellen uns einmal Menu 1 und einmal Menu 2 und zwar in der Kombo (Hauptgang plus Suppe oder Salat oder Dessert) für nur 17.50.-, was nun doch ein echt fairer Preis ist. Beim Menu 1 kann der Schreibende nicht widerstehen und entscheidet sich für einen wahren Klassiker: Die Berner Platte light (15.-). Mit «Light» ist Speck, Wienerli, Wurst, Dörrbohnen, Kartoffeln, Sauerkraut gemeint. Dazu gönnt man sich ein Dessert: Ein zweifarbiges Schoggi-Mousse (5.-) und dazu ein helles Bier. Dem Gegenüber glusten die Kürbis-Kartoffeltätschli an einer Pilzsauce mit Gemüse (15.-) und zur Vorspeise gibt es ein leckeres Brokkoli-Pilzsüppchen, zum Trinken ein bodenständiges Mineral. Nebst der Tageskarte gibt es auch noch eine kleine Speisekarte mit den berühmten Sous Le Pont-Snacks, wie dem obszön guten Schnitzel im Ciabatta-Brot oder Falafel im Fladenbrot, welche wirklich überaus lecker sind und jeden Hunger im Ausgang gekonnt stillen.

 

Und da kommt auch schon die Suppe: Eine grüne, sämige Brokkolipilzsuppe. Riecht super und schmeckt ausgezeichnet, gibt der werte Kollege zu Protokoll.

 

Der Hauptgang ist ebenfalls schnell da. Also: En Guete. Probieren wir doch mal. Die Gerichte sehen amächelig aus, alles top Qualität und von lokalen Erzeugern. Die Kürbiskartoffeltätschli des Menu 2 sind frisch zubereitet und wunderbar knusprig, das Gemüse, der Lauch und die Rüebli schön knackig mit einer sehr delikaten Pilzsauce.

 

Nun zum Meisterstück: Der Berner Platte. Wunderbarer Speck, überaus schmackhaft, Wurst super und Wienerli, wie ein Wienerli eben sein muss. Ein Wienerli halt – aber ein gutes. Das Sauerkraut ist sehr zart und mild, alles schön ausgewogen und nicht überwürzt. Dazu eine ordentliche Salzkartoffel und genau: Dörrbohnen. Einzig die Böhnchen hätten noch etwas Zwiebel, Knoblauch oder Bohnenkraut vertragen, aber belassen wir es bei «Geschmackssache». Ergänzt wird das nahrhafte Berner Ur-Gericht von einem hellen Bier – herrlich. Leider ist schon alles viel zu schnell verspiesen, aber die Portionen sind genau richtig in der Grösse. Tja, jetzt ist es soweit, der letzte Gang.

 

Ein wunderbar mastiges Schoggimousse, helle und dunkle Schokolade, fluffig, klebrig-süss, extrem schokoladig. Ein wahrer Gaumenschmaus. Man könnte fast meinen, man sässe in einer gemütlichen Büezerbeiz, würden einem die Sprayereien und das dezent der Speisekarte beigelegte Reitschulmanifest nicht darauf aufmerksam machen, dass wir uns hier an einem besonderen Ort befinden.

 

Das wars. Wir sind satt und glücklich. Hat alles wunderbar geschmeckt, höflicher und freundlicher Service und das Essen war überaus rassig da, alles frisch zubereitet zu einem schier unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Das alles kriegt man im SouliEinem Ort, wo man auch anderes tun kann, als mit Freunden Bier zu trinken und gute Musik hören. Nämlich formidable Essen in einem gemütlichen, ungezwungenen Restaurant. Frei, unkompliziert und einfach gut. Ein echtes Stück Bern.

Infos

Wir hatten zwei Menüs in Kombo mit Vorspeise und Dessert.
Das Menu 1:  Eine Bernerplatte light mit Speck, Wienerli, Wurst, Dörbohnen, Kartoffeln, Sauerkraut plus ein zweifarbiges Schoggi-Mousse für 17.50.-
Das Menu 2: Kürbis-Kartoffeltätschli an einer Pilzsauce mit Gemüse plus Brokkoli-Suppe für 17.50.-
Dazu jeweils ein helles Bier für 4.- und ein Mineral für 3.-

Öffnungszeiten Sous le Pont
Montag: Geschlossen
Dienstag bis Donnerstag: 11.30 – 00:00
Freitag: 11:30 bis 02:00
Samstag: 18:00 bis 02:00
Sonntag: Geschlossen

Di 30.01. 2018