Weite, ausstrahlende Klangwelten die zum Träumen einladen, versehen mit einem nachhallenden Stimmenecho, wie in Wolken gefangen, durch tausend Täler gerufen. Von Sebastian Leiggener
Dem dänischen Künstler aus Kopenhagen zu lauschen ist ein bisschen wie tief schlafen und dabei verzerrte Träume träumen. So fühlt sich der Hörgenuss auf dem neuen Album «This Moment» von Søren Juul an. Die Lieder bauen auf sphärischen Klangwelten auf, die mittels Keyboard in den Raum gezaubert werden und nur sie alleine – so scheint es – vermögen die zarte Stimme des Sängers, die echoartig aus dem Hintergrund durchstösst, zu tragen. Pures Labsal für die zartbesaiteten Musikseelen unter uns, die es mögen, im Indiepop melancholisch dahinzugleiten.
Diese grössten Eigenschaften der Musik von Søren Juul sind gleichzeitig aber auch die stärksten Schwachpunkte auf «This Moment»: Zu sehr verstrickt der Kopenhagener den Hörer in dieses Geflecht aus Keyboardklängen und schallendem Gesang. Es fehlt die Abwechslung. Gitarrenklänge sind rar und das Klangspektrum sehr flach. So ist es zwar schön sich in diesen hallenden Landschaften zu verlieren, doch verliert sich das Album bisweilen im immer gleichen Aufbau selbst und versinkt in Eintönigkeit. Hie und da könnte das Ganze mal ausbrechen, aufmüpfig werden. Es würde der verträumten Schönheit keinerlei Abbruch tun, vielmehr würde die Musik dann auch mal aufwecken und so sicherlich noch mehr an Interesse gewinnen.
Der Autor korrigiert sich aber sofort, wenn gegen Ende ein schlechter Eindruck des Albums entstanden sein sollte. Erneut kaufen würde er sich «This Moment» nämlich sofort, um im Sumpf der Klänge und der wohligen Stimme zu versinken. Aber man wacht halt auch gerne wieder auf, und so wird sich Søren Juul wohl im heimischen Plattenregal verlieren. Dennoch, jedem ist hin und wieder nach einem ausgedehnten Seelenschläfchen, und dann kramt man die Platte mit Verzückung wieder hervor, um verschwenderisch und überbordend, in Wolken liegend, sich selbst zu vergessen.