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Rückblick: Das B-Sides Zweitausendjetzt.

Es war schön.

Am vergangenen Wochenende fand die 12. Ausgabe des B-Sides Festivals auf dem Sonnenberg bei Kriens (Luzern) statt. Der Bewegungsmelder war am Freitag mit dabei und blickt zurück. Von Isabelle Ruchti

Warum erinnert man sich so gerne an das Festival auf dem kleinen Hausberg (700 m ü.M.)?

Wegen dem Ort.

Der Sonnenberg alleine ist schon Trumpf und macht die Hinreise aufregend. Die Ambitionierten konnten sich dann bei einer knapp 30-minütigen Kurzwanderung mit Sonnenschein einen abschwitzen. Die Nostalgischen hingegen erfreuten sich einer Fahrt im über 100-jährigen „blauen Bähnli“. So oder so: Wer auf schöne Landschaften steht, der kam noch vor den offiziellen Eingangspforten auf seine Kosten.

Oben angekommen will Mann und Frau so schnell nicht wieder runter. Das Gelände, welches dieses Jahr vom Projekt The Art Of A Culture Of Hope begleitet wurde,  eröffnete sich einem in liebevoller und mehrheitlich in Holz & Stoff gekleideten Kulisse. Ein Festival also, das auch visuell entdeckt werden will und sich auch als eine Plattform für gesamtgesellschaftliche Themen versteht. Entsprechend dem Ambiente sorgte ein freundliches und fröhliches Publikum für eine ausgelassene und unaufdringliche Stimmung. Und irgendwie auch erwähnenswert: Endlich mal keine Toitois.

Als sich dann die Sonnenstunden dem Ende zu neigten, breitete sich ein rosa Himmel über einem aus. Wer die kitschige Stimmung zur Fülle auskosten wollte, war beim hinteren Aussichtsplateau mit Cocktailbar bestens bedient: Einige versorgten Kehle & Geist mit dem nötigen Caipirinha-Frischekick, andere richteten den Blick ehrfürchtig gegen die in Abendrot gefärbte Pilatuswand. Ein wenig Naturromantik erquickte das Herz und wenn man niemanden zum Drücken hatte, so durfte man sich auch ein bisschen fester ans Geländer pressen – musste man bei dem grossen Andrang sowieso.

Wegen der Musik.

Trotz dem kleinen Areal bot das musikalische Programm eine bemerkenswerte Vielfalt. Zunächst sorgten Rocky Wood mit ihren Pop-Folk-Klängen und schöner Stimme für die Ruhe vor dem Sturm. Danach hämmerten uns Selvhenter aus Dänemark in geballter Frauenpower-Formation ihre experimentelle Musik um die Ohren. Mit Saxofon, Geige, Posaune und Doppel-Schlagzeug entstand ein wuchtiges Dickicht aus komplexer Rhythmik. Herausfordernd, aber nicht unzugänglich. Und für die, denen das trotzdem zu viel war, gab’s Electropop im Duo mit a=f/m aus Luzern.

 

Nachdem auch das Abendrot langsam verschwunden war und die Dunkelheit sich über den Berg legte, schien die richtige Stunde für den unergründlichen Sound-Verschnitt aus Metal, Blues und Soul von Zeal & Ardor gekommen zu sein. Zweifelsohne derb, aber irgendwie auch fern von lieblos, rebellierten Ton und Stimme gegen jegliche Genre-Schubladisierung.

 

Mit einem meditativen Sog aus schier endlosen Melodien sorgte danach King Ayisoba aus Ghana für passenden Ausgleich: Wackelnde Hüfte lösten ekstatisches Headbanging ab. Und wer dann immer noch nicht genug hatte, der konnte sich zum Abschluss noch eine gute Portion so genannte „Anti-Disco-Musik zum Tanzen“ im stickigen, schweisstreibenden Zeltmilieu abholen. Ein würdiges Finale.

Auf dem Berg wurde hart, aber herzlich musiziert. Alles in allem ein sorgfältig erlesenes Programm, das den Bogen zwischen eher Unbekanntem, Aufstrebendem und viel Diskutiertem zu spannen vermochte. Dazu ein Publikum, das sichtlich Spass hatte, sich mehrfach einen abrockte und ungetrübt dem Morgen entgegen tanzte.

Wegen Speis & Trank.

Vom energiereichen Mate, über das bodenständige Bier und das Einerli Rotwein bis hin zum – sagen wir mal – ambitionierten und lieb gemeinten Caipirinha konnte man nach Durst und Laune zu vernünftigen Preisen trinken.

Dazu gab’s Speisen, die wohl jeden Miesepeter glücklich stimmen mussten. Das Essen war aber nicht nur so unfassbar gut, weil Nachhaltigkeit & so grossgeschrieben wurden – oder weil es was anderes als Pommes, Hot-Dog und Thainudeln gab (auch das kann lecker sein). Aber: Die Helfer machten organisatorisch einen unheimlich tollen Job: Schnell, unkompliziert und mit Herz. Zum Abschluss bleibt: Bravo, Merci für’s Engagement und bis nächstes Jahr!


Infos zu den hier verwendeten Fotos:
Alle Fotos stammen von der Facebook-Seite B-Sides Festival und wurden von Silvio Zeder geknipst.