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Review: Mario + Rabbids Kingdom Battle (Nintendo Switch)

Kommt das gut, wenn die Rabbids und das Mario-Universum aufeinanderprallen? Überzeugt das erste taktische RPG von Ubisoft und Nintendo? Und was hat das alles mit einem Schnabeltier zu tun? Von Rico Plüss

Einleitung
Letztere Frage soll vorneweg geklärt werden. Wie auch das Schnabeltier ist «Mario + Rabbids Kingdom Battle» (MRKB) etwas, das eigentlich gar nicht existieren sollte. Ein eierlegendes Säugetier? Ein rundenbasiertes Rollenspiel von Ubisoft mit Nintendo-Charakteren und Rabbids, welche sich fortwährend über das ehrwürdige Universum von Mario lustig machen?

Unsere Welt bringt derzeit sonderbares hervor: Nebst derzeit amtierenden US-Präsidenten, wo das vorhin erwähnte Schnabeltier wahrscheinlich einen besseren Job erledigen würde, auch noch dies:

Hintergrund
MRKB entstand, weil das französische Studio von Ubisoft voll war mit Leuten, die gerne taktische Rundenspiele spielen. Nebst ihren Alltagsjobs feilten die Entwicklenden an einem Protoypen des Spiels, welches sie dann nach Japan pitchen gingen. Und das Wunder geschah: Nintendo war an Bord! Somit kam es zustande, dass Mario zum ersten Mal in seiner Karriere mit einer Pistole in der Gegend rumläuft und Gegner aus den Socken schiesst. Das Ganze passiert aber in dermassen knuffiger Weise, dass besorgte Eltern aufatmen können.

Gameplay
Das Spiel kann grundsätzlich in 2(,5) Phasen unterteilt werden: Exploration und Kampf. Daneben gibt es einen Hub, von dem aus alles gestartet wird. In der Erkundungsphase läuft Mario in der Welt herum, löst Rätsel und knobelt sich zum nächsten Gefecht. Die Verschiebe-Rätsel sind zwar manchmal knifflig, dauern aber selten länger als 2-3 Minuten. Zentrales Element des Games sind jedoch die Gefechte, die in klassischer «Fire Emblem» oder «Final Fantasy Tactics»-Manier daherkommen. Rundenbasiert versuchen Mario und zwei weitere Mitstreiter_innen, die Gegner allesamt zu besiegen oder inner möglichst kurzer Zeit und unbeschadet ein Gebiet zu erreichen. Dabei können Gegner auf unterschiedlichste Weise besiegt werden. Vom klassischen Schuss mit der Knarre hin zu „Dashes“, wo der Gegner im Vorbeirennen gerammt wird, über ferngesteuerte Minen und Granaten. Zahlreiche Spezialfähigkeiten und -effekte sorgen dafür, dass eine gewisse Unberechenbarkeit a la Rabbids bestehen bleibt. Erwähnenswert ist auch der Schwierigkeitsgrad, der in der Hälfte des Spiels merklich anzieht und somit einige herausfordernde Gefechte vorsetzt. Dabei kann aber jederzeit der Schwierigkeitsgrad pro Gefecht angepasst werden, damit der Frustfaktor niedrig bleibt.

 

Grafik
Das Spiel wurde mit der Snowdrop-Engine erzeugt, die auch für Tom Clancy’s „The Division“ benutzt wurde. Bei letzterem zeigte sich klar, dass die Engine zu High-end-Grafiken fähig ist. Die Switch ist zu diesen zwar nicht in der Lage, doch bestens ausgenutzt wurde die Engine trotzdem: MKRB ist wunderschön zum Anschauen. Das Spiel wirkt bunt und plastisch, und das Konzept der der Verschmelzung der beiden Universen wurde bis ins Detail liebevoll umgesetzt. Die kritischen Experten von Digital Foundry, die Spiele aus grafischer Sicht auf Herz und Nieren prüfen, waren ebenfalls vollends überzeugt:

Musik
Der Soundtrack von MKRB ist sehr eingängig; manche wiederkehrende Themes haben richtiges Ohrenwurm-Potential. Der Komponist, Grant Kirkhope, untermalte früher zahlreiche Games der legendären Spieleschmiede „Rare“ und schuf mit dem Soundtrack für Mario + Rabbids: Kindom Battle einen passenden, den Humor des Spiels unterstreichenden Soundtrack.

Fazit: Nicht nur Genrefreund_innen greifen zu!
Als begeisterter Fan von rundenbasierten Spielen (siehe: 1, 2, 3 ) ist es eine pure Freude, dass MKRB existiert. Was jedoch noch beeindruckender ist: Das Spiel ist zugänglich genug, dass auch genrefremde Personen damit ihren Spass haben werden – etwas, das man von vielen taktischen Rollenspielen nicht behaupten kann. Und das kommt offenbar tatsächlich gut an: MKRB ist derzeit das meistverkaufte 3rd-party-Spiel für die Switch. Es scheint so, als würde das Spiel zur absolut besten Zeit erscheinen, denn das Line-Up der Switch ist derzeit noch sehr begrenzt und somit hat MKRB mehr Zeit im Rampenlicht – und fällt durch die aberwitzige Kombination genügend auf. Für einmal kann an dieser Stelle eine grundsätzliche Empfehlung für ein SRPG abgegeben werden. Wie bereits eingangs erwähnt: Wir leben in kuriosen Zeiten.

Di 03.10. 2017