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Review: Fire Emblem Echoes: Shadow Of Valentia

Von Drachen, Dogmen und Dramen: Eine traditionsreiche Spielereihe reitet auf ihrer Erfolgswelle. Von Rico Plüss

Wer auf dieser Seite aktiv mitliest, dem oder der sagt «Fire Emblem» womöglich sogar was. Vor rund einem Jahr wurde hier «Fire Emblem Fates» besprochen. Seither ist einiges passiert. Die Entwickler der Spielereihe haben erste Gehversuche im Smartphone-Markt gemacht und mit «Fire Emblem: Heroes» eine App herausgebracht, welches das Spielkonzept in reduzierter Form und mit «In-App-Purchases» auf die iPhones und Samsungs dieser Welt portiert.

Fire Emblem Echoes: Shadow Of Valentia (zukünftig abgekürzt mit FEE:SOV) ist ein Remake von Fire Emblem Gaiden. Dieses Spiel, vor 25 Jahren für die NES erschienen, wurde von Intelligent System damals dazu benutzt, neue Mechaniken auszuprobieren und im seinerzeit hochlebendigen RPG-Genre zu experimentieren. Das spezifische Genre der rundenbasierte Strategie-RPGs haust seit jeher in einer Nische. Die Taktik-Gemüter innerhalb deren wurden mit Gaiden gespaltet.  Die einen mochten das reduzierte Item-System, die anderen warfen dem Spiel vor, dass die Story zu einem grossen Teil im Handbuch erklärt wurde und im Spiel selber eher spärlich erzählt wurde.

Ähnlich wird es sich wohl beim Release von FEE:SOV verhalten haben. Die Tatsache, dass das durchaus anspruchsvolle Spiel jetzt um einiges einfacher zu bewältigen ist (weil die Entwickler eine Funktion eingeführt haben, die eine bestimmte Anzahl Züge rückgängig macht), wird von den einen begrüsst und von den anderen verteufelt. Ebenso verhält es sich mit den «Hochzeiten», also der Funktion der letzten beiden Spiele der Reihe, wo man Charaktere miteinander verheiraten konnte. Dass dies in FEE:SOV nicht möglich wird, wird die einen freuen und die anderen vor den Kopf stossen.

Für den Rezensent, der primär am Gameplay selbst und nicht an Support-Konversationen oder zu den Figuren romantisch am besten passenden Partner_innen der Charaktere interessiert ist, nimmt sich das Remake spannend aus. Das Micro-Management der Items fällt zwar fast völlig weg und auch durch die fehlenden Pairings ist das Spiel taktisch leider reduzierter – was es nicht weniger schwierig macht. Auf der Schwierigkeitsstufe hart und mit eingeschaltetem Perma-Death der Charaktere ist das Spiel beinhart – und stellenweise etwas unfair. Doch das grundlegende Spielprinzip sorgt für wunderbare taktische Gefechte, bei denen gute Planung durchwegs belohnt wird.

Die Story selbst ist im FEE:SOV wesentlich besser ausgebaut als im Original. Die Geschichte um die beiden heldenhaften und tragisch miteinander verbundenen Celica und Alm wird in kurzen Zwischensequenzen und Dialogboxen erzählt. Sie mag auch 25 Jahre später zu überzeugen – und profitiert von den verbesserten Visuals und davon, dass die Inhalte vom Handbuch ins Game selbst übertragen wurden.

Intelligent Systems konnten mit den letzten beiden Fire-Emblem-Spielen für den Gameboy zwei Erfolge verzeichnen, beide verkauften sich auch im Westen hervorragend. Die beiden Spiele zeichneten sich durch eine hervorragende Balance aus, die dafür sorgte, dass sich Anfänger_innen ebenso wohl fühlten wie Hardcore-Spielende auf der Suche nach einer Herausforderung. Diese Balance schafft das Studio mit FEE:SOV nicht ganz so elegant, weil die Spielmechaniken etwas weniger Fleisch am Knochen haben. Es ist zwar glücklicherweise kein Vergleich mehr mit dem Original, welches sich heutzutage kaum mehr jemand antun würde, aber man war durch die beiden vorhergehenden Spiele wohl zu verwöhnt. Es ist ihnen aber nicht übel zu nehmen, dass sie dieses verstaubte Juwel noch einmal auf Hochglanz poliert haben – unzählige Stunden Spass werden Taktikfreund_innen damit trotzdem haben. Und als Übergang zum nächsten (richtigen*) Fire Emblem, das auf der Switch erscheinen wird, taugt es allemal.

 

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Infos

Erschienen für den Nintendo 3DS.
Besten Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Testexemplars.

ab sofort im Handel

Di 20.06. 2017