Es ist wieder Zeit für die Carte Blanche der bee-flat, will heissen: Ein ausgesuchter, möglichst lokaler Künstler erhält einige Abende Zeit zur freien akustischen Gestaltung der Bühne in der Turnhalle. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Florian Favre – kein unbeschriebenes Blatt im bee-flat-Programm. Von Sven Sommer
Und auch im Rahmen der Carte Blanche steht der sympathische Freiburger nicht das erste Mal auf der Bühne. Bereits in der Formation Elisa Day um Isabelle Ritter griff er im letzten Sommer kräftig ins Elfenbein.
«Mutations» nannte er den Auftritt seines Trios, das sich neben ihm am Flügel aus Manu Hagmann am Kontrabass und Arthur Alard am Schlagzeug zusammensetzte – die gleiche Formation also, mit der er bereits vor einem Jahr bei bee-flat auftrat – und darauf bezog sich auch die «Mutation», denn in diesem letzten Jahr hatte sich viel getan. Favre verbracht lange Zeit in New York und vor allem in der «Wiege des Jazz» New Orleans, und präsentierte, zu was sein Sound, sein musikalisches Schaffen und seine Spielweise mutiert sind.
Laut Ansage spielt das Trio bekömmlichen und zugänglichen Jazz, das bringt es ziemlich genau auf den Punkt. Favre spielt keinen schwerverdaulichen Freejazz, missbraucht sein musikalisches Können und Talent nicht für abgehobene Experimente, sondern lässt ein breites Publikum teilhaben an der Klangwelt, die er auf der Bühne produziert, bringt Melodie in die oft melodisch unterernährte Jazzwelt und öffnet die Tür zum Jazz auch für Liebhaber anderer Genres, Genres in denen besagter Appetit normalerweise gestillt wird. Dabei stellt er sich selbst als Komponist und Pianist nicht in den Mittelpunkt.
Im Fokus des Publikums stehen drei Musiker die nicht nur die gleiche Präsenzzeit und Aufmerksamkeit in Form von Soli und Einzelpassagen erhalten, sondern sich auch technisch in nichts nachstehen – würde man es nicht besser wissen, man wüsste nicht wer sich hier den Abend ausgedacht hat. Doch man weiss es besser und als Kopf des Trios outet sich Favre auch dann und wann mit einigen humoristischen Ansagen zwischen den Songs. Favre kommt auch mit seiner Person beim Publikum gut an und schliesst den Abend schliesslich mit den Worten ab, das wer sich später noch am Merch-Stand aufhalte, sich doch gerne noch zu ihnen Dreien gesellen solle, um sich noch ein wenig mit ihnen zu unterhalten, oder eben noch ein bisschen «liire», besser; gleich philosophisch-liire. Über Poetic-Jazz, eben.