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Review Carte Blanche #2 : Ritter-Utzinger-Heggendorn(s)

Die Lieblingsstücke neu vertont. Am Sonntag Abend teilte sich Isabelle Ritter die Bühne mit drei Berner Ausnahme-Streichmusikern. Eine vollwertige Band mit minimaler Besetzung. Von Sven Sommer

Eine Frau, drei Männer – eine Stimme, drei Streicher. Nicht nur die Bühnenbesetzung war minimal, auch die Technik war auf Grund dessen auf ein Minimum reduziert. Tonabnehmer für die Instrumente, Mik und dazugehöriger Monitor für die Stimme. Helles, starres Bühnenlicht leuchtete die Szenerie aus, die einem fast ein bisschen das Gefühl vermittelte, als könnte sich das Ganze auch in einem privaten Wohnzimmer abspielen.

 

 

Die gespielten Songs, eine bunte Mischung aus Jazz, Pop und Chanson, unter denen sich auch einige selbstgeschriebene Stücke befanden, boten auch noch unter der spartanischen Neuvertonung Abwechslung und waren keinesfalls zu einem Einheitsbrei verkommen. Auch für eine hochkarätige Besetzung wie jene von Change Tune (sämtliche Musiker auf der Bühne haben in Bern einen Jazz-Studiengang auf ihrem Instrument abgeschlossen, hohe Schule sozusagen phaha…Schenkelklopfer) keine einfache Herausforderung und nicht bloss eine Routineübung. Zudem spielte diese Formation zum ersten Mal zusammen auf einer Bühne.

 

 

 

Der Song «Pavlov’s Daughter» von Regina Spector ist ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit der Band: Beginnend mit einem Hip Hop-Beat auf dem Korpus des Basses geklopft, endet er in einem exzessiven Refrain, dessen rhythmischer Singsang und Bestimmtheit kurzzeitig an Serj Tankian von System of a Down erinnert. Frau Ritter singt, rappt, setzt ihre Stimme mal in den Vordergrund, benutzt sie gar als Instrument («babadibuppaa») und verschwindet wieder hinter den drei Streichinstrumenten. Mal auf Mundart, mal französisch, dann wieder deutsch oder englisch. Die drei Streicher setzen nicht nur ihren mit Pferdehaar bespannten Bogen zur Klangerzeugung ein, sondern zupfen und klopfen die Saiten und hölzernen Körper ihrer Instrumente, und machen weitere Musiker damit komplett überflüssig.

 

 

Das Projekt war -wie auch die Betitelung des Abends erkennen lässt- nicht eine von Isabelle Ritter dominierte Veranstaltung, sondern eher ein Gemeinschaftswerk von vier ebenbürtigen Berner Musiker*innen. Während der gut ein Dutzend Songs stand jeder Musiker einmal zusammen mit Frau Ritter alleine für ein Solo auf der Bühne. Liebhabermusik, professionell umgesetzt, eher für detailvernarrte Konzertbesucher als für tanzwütige Nachtschwärmer. Perfekt für einen Sonntagabend eben.

 

Fotos: Matthias Luggen

 

Do 09.03. 2017