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Review Carte Blanche #2 – Hank Shizzoe Trio feat. Michael Flury / Preview Carte Blanche #3 – Zachov:Kalker:Baumon

Nach dem ersten gelungenen Abend – einem Liegekonzert – geht die Carte Blanche von Simon Baumann im bee-flat in die zweite Runde. Ein musikalischer Höhenflug zwischen Blues und Rock, Country und Soul, Surf Music und Desert Blues. Unser Review. Von Marlene Ziehli

IMG_0006_Simon_Baumann_170416_300dpiDie Stimmung war bereits vor dem Konzert besonnen ruhig, als ich gerade noch pünktlich zu Konzertbeginn die Turnhalle betrat. Die Stühle waren alle besetzt, ehrfürchtige Stille lag in der Luft, und so war klar: Die Menschen konnten es kaum erwarten, dem Hank Shizzoe Trio feat. Michael Flury zu lauschen. Auf Hank Shizzoe, der unter anderem vom Rolling Stones Magazine als «bester Roots-Rock-Songwriter und Gitarrenstilist, der nicht aus den USA stammt» bezeichnet wurde, freute ich mich besonders. Mit dabei selbstverständlich auch wieder Baumeister der Carte-Blanche-Serie Herr Simon Baumann, seinerseits Drummer und Allround-Talent; Tom Etter, auch bekannt als Gitarrist der Band Züri West (heute ab und zu auch am Cello), sowie Michael Flury, ein begnadeter Posaunist. Das Quartett wirkte bereits zu Beginn harmonisch und mir wurde schnell bewusst: Diese vier Musiker wissen genau, was sie auf der Bühne tun. Ein langes, etwas psychedelisch wirkendes Intro zog mich direkt in den Bann.

Dann begann Hank Shizzoe die Klänge mit seiner tiefen Singstimme zu unterlegen. Das Musik-Genre konnte ich nicht richtig zuordnen. Es war wohl eine Mischung aus vielem: Blues, Country, Surf Music, Desert Blues, Folk, Psychedelic Rock, Soul. Die Menschen wirkten wie betört, verzaubert. Störende Zwischenfälle wie etwa Gespräche im Publikum, leuchtende Handy-Displays, ständiges aufs-Klo-gehen, an der Bar ein Bier bestellen – all das sparten sich die Zuhörer für die Pause auf. Was sicherlich dafür spricht wie enorm intensiv und talentiert die vier Musiker auf der Bühne ihre Songs präsentierten und mit wie viel Leidenschaft und Sicherheit. So erspielt man sich auch den Respekt und die Aufmerksamkeit des Publikums.

IMG_0047_Simon_Baumann_170416_300dpiSowieso hätte ich stundenlang auf meinem Stuhl sitzen und diesen vier Herren lauschen können, welche immer wieder mit Überraschungen sorgten – wie etwa dem Cover von «Wicked Game» (eines meiner absoluten Lieblingslieder von Chris Isaac), heuer von Tom Etter mit viel Leidenschaft und Hingabe gesungen. Zwischen den Songs immer wieder kleine Witzeleien, Absprachen zwischen den vier Musikern, so dass ich mir sicher war: Da muss viel Anerkennung und Freundschaft vorhanden sein. Mein persönliches Highlight war, nebst Cover-Songs von J.J.Cale und Louis Armstrong, eine Anekdote von Hank Shizzoe. Er erzählt von der Begegnung mit dem malischen Gitarristen Ali Farka Touré, mit welchem er in Basel 2006 auftreten durfte. Ein Musiker, welcher sich mit seinem Auftritt keinerlei Reichtum erhoffte, einer, der eigentlich Farmer war und sich mit der Gage einen neuen Traktor kaufen wollte. Einer, der leider viel zu früh verstorben ist und für den die Musiker im bee-flat den «Farmer Song» nun live spielten. Diesen Song spielte das Hank Shizzoe Trio ebenfalls an einem Konzert in Köniz 2014, ihr könnt ihn euch hier anhören. Es war ein wunderbarer Abend in der Turnhalle mit einem Quartett, in dem jeder einzelne Musiker abwechselnd herausstach und der individuelle Stil des einzelnen in den des anderen hineinfliessen konnte.

Ausblick auf die Carte Blanche #3 | Zachov:Kalker:Baumon

Am Mittwoch, 11. Mai 2016 ab 19:30, wird Simon Baumann als Teil eines Berliner Elektro-Trios wieder vereint auf der Bühne stehen, neu unter dem Namen Zachov:Kalker:Baumon. Nachdem die Musiker einige Zeit eigene Wege gingen, finden sie nun erstmals nach sechs Jahren wieder auf der Bühne zusammen. Auch dieses Konzert wird, da bin ich mir sicher, ein musikalischer Höhepunkt werden. Ein Songmüschterli als Einstimmung findet ihr hier.

 

Infos

Photos: Nicole Philipp, www.luxs.ch

Mi 11.05. 2016