Die Zwischennutzung in der Länggasse ist bei Weitem mehr als ein Restaurant und vermag mit einer gefälligen Auswahl an Speisen und einem liebevollen Ambiente zu begeistern. Von Christoph Aeschlimann
Der Begriff «Restaurant» wird – zumindest von Wikipedia – als «gehobene Gaststätten, in denen Speisen und Getränke angeboten und verzehrt werden. Sie bieten eine Auswahl an Gerichten an und haben separate Tische oder Räume für ihre Gäste» beschrieben. Die Definition im Duden fällt mit «Gaststätte, in der Essen serviert wird» kurz und treffend, aber nicht vielschichtiger aus. Üblicherweise genügen diese Schlagwörter – um jedoch das kürzlich eröffnete Provisorium46 in der Länggasse zu beschreiben, reicht die Reduktion auf Speis und Trank nicht aus.
Mitten in der Berner Länggasse an der Muesmattstrasse 46 und gegenüber des Unitoblers gelegen, belebte das Provisorium46 bereits im Sommer das Quartier. Anfang Juni genossen wir Fussballverrückten die Spiele der Europameisterschaft in Frankreich auf einem Grossbildschirm draussen vor dem Lokal und waren gespannt, wie sich das ehemalige Länggass-Stübli nun entwickeln würde.
Mittlerweile, nach der zweiten Eröffnung Anfang November, lässt sich ausmahlen, wie das Provisorium46 die Zwischennutzung der Liegenschaft gestalten wird, bis diese gegen Ende 2018 einem Neubau weichen wird. In diesem soll sowohl ein Gastronomie- und Kulturbetrieb Platz haben sowie auch begleitetes Wohnen für junge Menschen mit Behinderung möglich sein. Dieses Projekt von Blindspot – der Nationalen Förderorganisation für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung – hat zum Ziel, die jungen Menschen auf einen Einsatz in einem ungeschützten Arbeitsfeld vorzubereiten. Daher arbeiten im Bedienungsteam des Provisorium46 jeweils Menschen mit und ohne Behinderung unter Arbeitsbedingungen, welche der körperlichen, kognitiven und psychischen Verfassung angepasst sind. Mit dem Projekt soll Inklusion erreicht werden, «eine Gesellschaft, in der jeder Mensch akzeptiert wird und gleichberechtigt und selbstbestimmt an dieser teilhaben kann».
Das Provisorium46 ist damit definitiv eine Bereicherung für die Berner Gastronomieszene, wie wir finden. Und dass wir uns in diesem wertvollen Rahmen auch noch reichlich verköstigen können, finden wir erst recht grossartig. Von Montag bis Samstag ist das Restaurant abends ab 18:00 Uhr geöffnet, wobei Kreationen aus der Abendkarte wie Burger, Pasta oder Falaffel zur Auswahl stehen. Wochentags ist die Küche zwischen 11:30 bis 13:30 Uhr offen. Die Karte am Mittag ist mit je drei Varianten an Hot Dogs, Pasta und Suppe übersichtlich, bietet aber trotzdem eine ausreichende Diversität.
Wir bestellten uns einen «änglischen» Hot Dog und warteten an unserem dezent stylisch dekorierten Tisch gespannt und hungrig auf die Variante mit Coleslaw, Tomatensauce, Speck, Zwiebeln und BBQ-Sauce. Bei den Hot Dogs stehen Wienerli, Schwein, Poulet oder Halloumi zur Auswahl. Wir entschieden uns für die Schweinswurst und bestellten Club Mate und Thomas Henry Spicy Ginger dazu.
Der Hot Dog wird mit einem grosszügigen und schmackhaften Salat serviert, die Zutaten sind alle frisch, hausgemacht und von regionalen Lieferanten und bestehen bevorzugt aus biologischen und saisonalen Produkten. Das Brot ist knusperig, die BBQ-Sause schmackhaft und der Salat sehr erfrischend. Wir genossen ein überaus reichhaltiges Mittagessen, welches weit über den gängigen Begriff eines Hot Dogs hinausgeht und waren gerne bereit dafür Fr. 13.- hinzublättern.
Der Verdaungsspaziergang führte uns anschliessend noch ins Untergeschoss zur alten Kegelbahn. Diese ist immer noch in Betrieb und kann auf Anmeldung jederzeit genutzt werden. Im selben Raum wurde vor Kurzem mit viel Liebe und Handarbeit gar eine eigene Bar und eine kleine DJ-Kanzel gezimmert. Wenn die Kegelbahn also am 10. Dezember 2016 zum ersten Mal in eine Tanzfläche umfunktioniert wird, wird das Provisorium46 um eine weitere Attraktion reicher sein. Wir freuen uns auf diesen Event und darauf, in den kommenden zwei Jahren alle möglichen Hot-Dog-Kreationen auszutesten.