Efterklang-Fans dürften aufgehorcht haben, als das Trio mit Tatu Rönkkö ihr neuestes Projekt ins Leben rief: Die Band Liima traf sich an einem schönen Frühlingstag mit unserer Redaktorin Livia, um übers Musikerdasein, magischer Momente und ihrem Album "II" zu plaudern. Unser Mai-Monatsinterview. Von Livia Kott
Heute ist ein sonniger Tag, an dem ich mich mit Liima, dem neuen Bandprojekt der drei Jungs Casper Clausen, Mads Brauer und Rasmus Stolberg von Efterklang und dem Schlagzeuger Tatu Rönkkö für ein Interview vor dem Bogen F in Zürich treffe, um zusammen über ihr gemeinsames Musikprojekt Liima und was sie als Musiker auszeichnet zu sprechen. Als ich beim Bogen F eintreffe, begrüsst mich Casper locker und aufgestellt mit einem Bier in der Hand. Schnell ist geklärt, dass ich das Interview mit ihm und Tatu führen werde, da sie, laut Casper, bereits ein eingespieltes Interviewteam sind.
Bewegungsmelder, Livia: Vielen Dank, dass ihr heute etwas Zeit für dieses Gespräch findet. Ihr könnt euch doch sicher etwas Besseres vorstellen, als bei diesem tollen Wetter eure Soundchecks zu machen oder dieses Interview zu führen, oder?
Tatu: Nein, gar nicht. Wir können ja hier in der Sonne sitzen und so gleich beides geniessen.
Sehr gut, dann legen wir los. Wolltet ihr denn schon immer Musiker werden?
Tatu: Ich wuchs in einem künstlerischen Umfeld auf, daher wusste ich schon immer, dass ich etwas in diese Richtung tun wollte. Denke ich zumindest (lacht). Meine erste künstlerische Tätigkeit war Malen – da ich aus einer Malerfamilie stamme, lag das nahe. Es war meine Leidenschaft, was es zum Teil bis heute immer noch ist. Als ich mit neun Jahren auf eine Musikschule ging, nahm die Musik einen grösseren Platz in meinem Leben ein. Dass das Musikersein meine Bestimmung war, spürte ich bereits nach der 7. Klasse.
Casper: Zuerst wollte ich Chef werden (lacht), dann Flugzeugpilot, Feuerwehrmann und lange Zeit wollte ich Fussballspieler werden. Als Kind spielte ich zwar das Schlagzeug, fand es aber nicht so lustig und hörte rasch damit auf. Mit 16 besuchte ich eine Boardingschool und begann erstmals Schlagzeug in einer Band zu spielen, bis diese einen Sänger brauchte und ich von den Drums ans Mikrophon wechselte. Das machte mir unglaublich viel Spass und ich beschloss, mich intensiver der Musik zu widmen. Es wurde wie eine Obsession. Nach kurzer Zeit brach ich die Highschool ab und ging nach Kopenhagen um nur noch Musik zu machen. Als Kind dachte ich weniger daran, einmal Musiker zu werden. Ein viel grösserer Wunsch war es, professioneller Fussballer zu werden. Das wäre einfacher, dachte ich wohl (lacht).
Auch als Fussballer ist es nicht immer einfach, nur vom Spielen leben zu können.
Tatu: Kinder denken ja auch noch nicht an die finanzielle Absicherung, sondern an die momentane Leidenschaft. Es ist lustig, und ich weiss nicht, ob ich für Casper sprechen kann, aber wir als Musiker haben nie über Geld nachgedacht. Zuerst soll man das tun, was sich gut anfühlt, dann findet man auch irgendwie einen Weg, leben zu können.
Also immer die Leidenschaft an erster Stelle?
Tatu: Ja, obwohl das natürlich nicht immer einfach ist.
Aber ich würde meinen, ihr seit auf einem guten Weg. Casper, ihr wart zuvor bereits sehr erfolgreich mit Efterklang, nun neu zusätzlich mit Tatu Rönkkö zu viert als Liima. Hattet ihr frischen Wind nötig oder seht ihr das aktuelle Projekt Liima als Bereicherung für eure Weiterentwicklung als Band?
Casper: Efterklang hat Tatu im Sommer 2012 das erste Mal getroffen, da wir auf der Suche nach einem neuen Drummer waren. Tatu hat die Liveband von da an auf verschiedenen Festivals begleitet. Wir haben uns in dieser Konstellation alle sehr gut gefühlt. Da war etwas Neues in der Luft, dem wir nachgehen wollten. Im August 2014 gingen wir nach Finnland zu einem Freund, Peter Kusistor. Er organisiert ein Festival dort und fragte uns, ob wir an seiner Veranstaltung etwas zusammen machen wollten. Die Musik dafür haben wir dann in einer Sommercottage komponiert und sehr viel Zeit miteinander verbracht. Es war eine neue Art Musik zu machen, die sich sehr einfach anfühlte und diese neue Form gefiel uns sehr. Es erinnerte mich ein wenig an meine erste Band. Wir entschieden uns also, das gleiche nochmals in Berlin zu viert zu machen, da die meisten von uns sowieso gerade dort lebten. Von dort gingen wir nach Instanbul und weiter nach Madeira und weiter und weiter. So begann unsere Reise, so formte sich unsere Band. Es entstand eine eigene Identität, sodass wir dem Ganzen einen Namen gaben: Liima.
Wart ihr gleich von Beginn an auf derselben Wellenlänge?
Tatu: Das erste Mal als ich sie traff, war an der Audition, an der sie einen neuen Drummer suchten. Es war eine richtige Competition und jeder musste zeigen, was er so drauf hatte. Es war eigentlich eine komische, aber für mich keine beängstigende Situation. Im Gegenteil, es fühlte sich sogar sehr natürlich an. Wir sind alle vier sehr relaxed und haben den ähnlichen Humor. Meiner Meinung nach kann Musik manchmal zu seriös wirken. Diese Jungs sind sehr open minded, was sicher einer der Gründe ist, dass wir uns von Anfang an mochten und der uns als Liima auszeichnet.
Was mögt ihr denn am liebsten an eurem neuen Album namens „II“?
Casper: Die Art, wie es aufgenommen wurde und wie wir mit der Musik arbeiten. Es ist eine ganz neue und sehr befreiende Art. Wir machen die Musik zusammen, sind dann in einem Flow. Man könnte manchmal meinen, dass etwas nicht dazu passt, dass man gerade improvisiert, aber genau das passt dann wunderbar. Wir sind wie zusammen verbunden. Wenn ich das Album höre, höre ich diese Connection.
Tatu: Wir komponierten unsere Songs im selben Raum, so dass wir uns alle sahen und hörten, gemeinsam im Studio und nicht jeder für sich isoliert, wie das sonst öfters üblich ist. Da unsere Aufnahmen so funktionieren, wie bei einem Konzert, fühlt es sich entsprechend natürlich an, live zu performen. Zudem gefällt mir die Art, wie diese Songs auf dem Album gemixt sind. Durch das mixen, ist die Musik zu neuem Leben erweckt. Auch das Cover ist genial.
Ja, da stimme ich mit euch überein, mir gefällt das Cover auch sehr. Nun komme ich bereits zu der letzten Frage: Was ist die bisher beste Erinnerung eurer aktuellen Tour?
Tatu: Für mich war das Konzert vor zwei Tagen in Paris (im Espace B am 17. April, Anm. d. Red.) ein totales Highlight. Die Energie im Publikum war grossartig. Bereits nach dem ersten Song funkte es und man fühlte, wie alle sogleich mit von der Partie waren. Die Stimmung war bei allen Songs gut, aber beim ersten Lied einfach unglaublich. Ein zweiter Moment war vor zwei Stunden: Ich lag dort im Liegestuhl und habe mein T-Shirt ausgezogen und realisiert, dass es endlich so schön warm ist, dass ich ohne T-Shirt und einem Bier in der Sonne liegen kann. Das ist fast gleich so gut, wie das Erlebnis in Paris.
Casper: Für mich war es bisher der Abend letztens in Manchester. Wir waren in einem Haus eines sehr guten Freundes, Berny. Sie lässt viele Bands bei sich im Haus übernachten. Wir sassen alle beisammen und sprachen über alles Mögliche. Manchmal ist es auf einer Tour so, dass jeder etwas anderes machen will, aber in dieser Nacht in Manchester hatten wir ein magischen Moment. Und diese sind selten. Ein anderer war gestern, als wir in Paris vier Songs aufnahmen, die wir ein paar Tage zuvor im Van kreiert hatten. Ich liebe es, wenn auf der Tour Überraschendes passiert. Das waren zwei meiner magischen Momente.
Dann hoffe ich, dass ihr noch viele weitere magische Highlights auf der Tour erleben werdet. Ich danke euch sehr für die Zeit und das Interview.