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Kurt Vile – «b’lieve i’m goin down»

Der König der Slacker-Gitarre meldet sich mit einem neuen Soloalbum und findet mit seinen Liedern über den Niedergang zu neuen Höhen. Von Kevin Mc Loughlin

Schlurfiger Gang, hängende Schultern, gewelltes Haar bis zur Brust – ein Slacker eben: Das ist Kurt Vile. Gründungsmitglied von The War on Drugs, verliess er diese 2008 um sich auf seine Solokarriere zu konzentrieren. Seitdem hat er mit seiner Band The Violators, die ihn auch auf Tour begleitet, sechs Alben produziert. Sein neuestes Werk trägt den Titel «b’lieve i’m goin down». Der Titel klingt nach melancholischem Opus über den persönlichen Niedergang und allgemeinen Weltschmerz. Passend auch, dass Vile in diversen Interviews vor der Veröffentlichung des Albums erklärt hat, dass «b’lieve i’m goin down» seine dunkle, seine Nachtseite hervorbringen würde. Jedoch muss (und kann) das an dieser Stelle beträchtlich eingeschränkt werden. Es kann gut sein, dass Kurt Vile die Lieder in der Nacht geschrieben hat und, wie er sagt, seinen Nachtgedanken nachgehangen ist. Allerdings bleibt er sich und seinem Stil treu – und dieser ist viel mehr im straighten Rock und Americana als im düsteren Folk oder Sadcore zu Hause.

 

 

Ist also alles beim Alten auf «b’lieve i’m goin down»? Nicht ganz: Die bei Vile allgegenwärtige Gitarre rückt ein klein wenig aus dem Zentrum, die von ihm gerne im Überschwang verwendeten Hall- und Zerreffekte werden merklich zurückgeschraubt und stattdessen erklingt immer wieder einmal ein Klavier, übernimmt auf Stücken wie «Bad Omens» sogar den Lead. Und neben der auch auf früheren Kurt Vile Alben schon angetroffenen Slidegitarre – hier zum Beispiel bei «Kidding Around» – gibt es bei «I’m an Outlaw» mit dem Banjo sogar eine Instrumentenpremiere. Es hat also auch einige musikalische Neuerungen auf «b’lieve i’m goin down» – trotzdem bleibt Kurt Vile immer noch Kurt Vile. Sein ihm eigener Stil zieht sich wieder wie ein roter Faden durch das neueste Album, und beim Hören kommen schnell Fantasien von Roadtrips, den Amerikanischen Weiten und der untergehenden Sonne hoch. Das Album reiht sich wunderbar in das bisherige Schaffen Viles ein, der sich seit «Wakin on a Pretty Daze» (2013) als Musiker noch einmal  weiterentwickelt hat. «b’lieve i’m goin down» bereichert auf jeden Fall den sonst schon sehr guten Musikherbst 2015 und dürfte sich auf so einigen Alben-Jahreslisten ziemlich weit oben einreihen.

 

 

Infos

ab sofort im Handel

Mo 28.09. 2015