Das ist noch Mund-zu-Mund Propaganda: Jeden Montag tischen wir euch in unserer neuen Reihe «Stadtzmittag» mittägliche Verpflegungsköstlichkeiten aus der Stadt auf. Den Anfang macht das neue Lokal «Chun Hee» in der Münstergasse. Von Aline Jordi
Chun Hee ist ein koreanisches Geschlecht und die neuste kulinarische Errungenschaft in der Münstergasse. Obwohl die Besitzerin und Köchin Eve laut eigenen Aussagen eigentlich eine «gefakte Koreanerin» ist – da durch und durch Bernerin – hat sie beschlossen, ihre koreanischen Wurzeln in vollen Zügen auszuleben. Das bedeutet, dass die Gasse um ein asiatisches Restaurant reicher ist (aber Achtung: der Unterschied zu den Thai Menüs ist in etwa so gross wie die geografische Distanz zwischen den Ländern). Ab jetzt werden nicht mehr nur Freunde und Familie im grossen Stil bekocht, sondern alle, die mittags oder abends der Hunger nach frischer Kost packt. Und das sind so einige. Eves Mann Tinu, die Kinder und deren Freunde essen also nicht mehr nur mit, sondern greifen unter die Arme wo es nötig ist.
Als Vegetarierin hat man die Auswahl zwischen zwei Menüs: Entweder ein Reisgericht mit zartem, knackigem Grüngemüse und angebratenem Tofu mit krossen Knusperecken, die zu Hause mit dem Migros-Tofu niemals so knusprig gelingen wollen (was auch an der fehlenden Menge Mut zum Öl liegen mag). Die zweite Wahl besteht in einem Mix aus dreierlei typisch koreanischen Häppchen: Jeon, Mandu und Kimbap. Frittiert, gedämpft und gerollt, werden die Omelettes, Teigtaschen und Reisrollen zur heiligen Dreifaltigkeit und die (echt koreanischen) Essstäbchen zu ihrem Zepter. Andächtig verschwinden die frittierten Vegi-Tätschli auf Süsskartoffelbasis im Mund, weil die Geschmacksknospen auf Neuland treffen. Die Teigtaschen und Sushi-ähnlichen Rollen sind zwar keine Neuentdeckung, aber so frisch zubereitet, dass man auch mal ein paar Minuten wartet, bis der Dampfgarer seine Beute freigibt.
Das Warten lässt genügend Zeit, um sich im kleinen, gemütlich eingerichteten Lokal umzublicken. Überall wo es irgendwie Platz hat, wird gegessen. In der Eingangsnische, am Bartresen und an den paar kleinen Tischen. Bei warmem Wetter sogar im Innenhof oder auf der Gasse. Eve kann sich nicht beklagen – nach knapp vier Wochen läuft es schon so gut, dass die Eröffnung des oberen Stockwerks gerade zur rechten Zeit kommt. Dort gibt es nämlich ab Mitte November zusätzlichen Raum für Gäste und eine koreanische Kochsensation namens «Bulgogi»: Ein sinnliches Festtagsgericht mit viel Fleisch und noch mehr Beilagen (welche anscheinend auch VegetarierInnen satt machen), die man direkt auf dem Tisch grillt und mit den Händen isst. Eve bietet diese Ramba Zamba jeweils Donnerstags, Freitags und Samstags auf Reservation an (Platz für 30 Leute).
Mittlerweile steht das Essen in Recycling-Boxen parat zum mitnehmen. Sogar Servietten und Plastiktüte sind aus Recycling-Materialien bzw. kompostierbar, was einen zusätzlichen Pluspunkt gibt. Für jeweils 13 Franken erhält man einen zufriedenen und gesättigten Magen, der nicht schwer aufliegt. Zu beiden Gerichten gibt’s übrigens immer Sauce süss-sauer und Soja, sowie roher Kabis und Kimchi – eingelegter Chinakohl, der mit seiner würzigen Schärfe in keinem koreanischen Haushalt fehlen darf. So «fake» ist das Chun Hee also gar nicht.
Und für die Testesserin, die zufällig in der Münstergasse arbeitet, ist es eine willkommene Bereicherung im Alltag der Zmittag-Take Aways.