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Klösterli Weincafe: Naher Fluchtpunkt

Der Name an sich lässt anderes vermuten, doch in der schmucken Taverne am Klösterlistutz sind Stossgebete schlicht nicht von Nöten und ans Arbeiten will hier ausser der Crew erst recht niemand denken. Bericht vom winterlichen Besuch in einem kleinen Garten Eden. Von Maurice Angst

Zugegeben, bereits im Vergleich zum angesagtesten Quartier Zürichs etwa, ist Bern ja die reinste Oase der Ruhe. Aber eben, gerade zur Mittagszeit scheinen die Fluchtpunkte, die raren Plätze des entspannten Mahlzeit-zu-sich-Nehmens, selbst uns Hauptstädtern irgendwie des Öftern nur allzu fern. Dabei liegen sie nicht bloss nah, sie sind auch ziemlich bequem zu erreichen. Ob das nun bedeutet, in raschester Zeit mit dem Bus oder dem Fahrrad ans Ziel zu gelangen, oder dies mit einem hübschen Spaziergang an der frischen Luft in Verbindung zu bringen, spielt am Ende doch eigentlich gar keine Rolle.

 

Im wahrsten, wenn auch ein bisschen eigenwilligen Sinne des Wortes: Ein Ort der Erholung ist das Klösterli seit jeher. Im Zusammenhang mit einem Hospital – na ja, nennen wir’s Hospitälchen – mitsamt dem dazugehörigen Friedhof erwähnt, wurde es erstmals im 13. Jahrhundert, also kurz nach der Stadtgründung. Was auch immer die Schwestern dort so getrieben haben mögen, gut vier Jahrhunderte danach, 1688, erhielt das bei der Bevölkerung offensichtlich äusserst beliebte Gebäude (heute die Mahagony Hall) das Pintenschenkrecht, worauf wiederum ein paar Dekaden später, 1759, jenes für die Taverne, Speisen und Wirtschaft folgte. Das benachbarte Stöckli, die jetzige Gaststube, weist architektonisch sowohl ländliche als auch urbane Spuren des bernischen Spätbarocks auf. Es dürfte über einen Stall zur Unterbringung der Pferde im Erdgeschoss sowie die Möglichkeit zur Verpflegung der Reisenden im 1. Stock verfügt haben.

 

Gar nicht erst zur Debatte steht allerdings: Das engagierte, kleine Team um Betriebsleiter Andrew Aeschbach, legt nicht bloss sein spürbar unaufgeregtes Know-How mit viel Freude und einem durchaus beeindruckenden Fingerspitzengefühl an den Tag, man sich dem geschichtsträchtigen Werdegang des Hauses dort auch sehr bewusst, zollt diesem den gebührenden Respekt.

Dies äussert sich nicht zuletzt bei der Berücksichtigung vorwiegend regionaler Produzenten und deren Erzeugnisse, der Wertschätzung von authentischer Qualität sowie kultureller Wurzeln. In der warmen, geerdeten Gastfreundschaft, die einem schon beim Eintreten entgegen sprüht – bevor man herzlich begrüsst und zu Tische geleitet wird, trifft man hier bereits auf die Küchenartisten, nimmt verschiedenste Düfte wahr und die verführerischen Desserts in der Vitrine lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen – in der hingebungsvoll aufs Maximum reduzierten, kitschfreien Gestaltung der Räumlichkeiten, der Liebe zum Detail.

Bestätigt wird dieser Hang zum Finessenreichtum allerspätestens beim Anblick der zeitgemäss hergerichteten Teller und Schüsselchen, der Verkostung der servierten Speisen. Das genüssliche Knacken der Salatblätter ist sogar vom Nebentisch noch hörbar, während einem selbst beim gedankenverlorenen Schlürfen des federleichten, blumig dekorierten Marronisüppchens zur Vorspeise ein leises «Mmmhhh….» über die von kulinarischer Zufriedenheit geformten Lippen entflieht.

Auch die Hauptgänge, zwei absolute Klassiker der traditonellen Schweizer Küche, lassen nicht die geringsten Wünsche offen. Sowohl die Quarkpizokel (Fr. 29.50) auf einem Chicorée-Birnensalat mit Quittenpüree, getrocknetem Tomatenpesto, Chili-Öl und Alpkäse als auch die geschnetzelten Kalbsleberli provençale mit himmlisch roher Rösti, saftigen Apfelschnitzen und geröstetem Blumenkohl (Wochenspezial inkl. Suppe und Klösterliwasser, Fr. 32.50), vermögen mit ihrem nahezu spitzbübischen Zusammenspiel von wunderbar Währschaftem und herrlicher Würze, diesem bis dahin eher trist anmutenden Wintertag jegliche Schwere zu rauben.

 

Haben für unser Wohl gesorgt: Diana, Eveline, Meret und Andrew

Wie der Name erahnen lässt, lockt das Weincafe mit den verschiedensten Gaumenfreuden. Ein weiteres spezielles Augenmerk wird in dieser Gaststätte unten an der Aare auf erlesenen Wein und auf aromatischsten Kaffee gelegt. Sie überzeugt mit einer prächtigen Auswahl an Flaschen- sowie wechselnden Offenweinen und weiss auch beim Biersortiment durchaus zu bestechen. Schon die immer mal wieder stattfindenden Winzer-Events oder ein Abend mit Moules et vins beispielsweise, sind mehr als Grund genug, sich an diesem sympathischen Ort gelebter Gastfreundschaft und seinem spannenden Stück Berner Gastronomiegeschichte verzaubern zu lassen.

Infos

Wir haben bezahlt:

Menusalat
CHF 6.-
Quarkpizokel
CHF 29.50
Wochenspecial inkl. Suppe und Klösterliwasser
CHF 32.50
1dl Gàudio Classico DOC 2014
CHF 8.90
Espresso
CHF 4.30

Tagesmenu
Das täglich wechselnde Mittagsmenu inkl. Suppe oder Salat und Klösterliwasser ist für CHF 21.50 erhältlich

Klösterli Weincafe
Klösterlistutz 16
CH-3013 Bern

Tel. +41 31 350 10 00
www.kloesterlibern.ch
info@kloesterlibern.ch

Öffnungszeiten:
Täglich von 11.00 bis 23.30

Grosse Weinkarte mit über 100 Positionen
20 Flaschenweine im Offenausschank

Mi 07.02. 2018