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Jamie xx – In Colour

Ein "xx" auf Solopfaden produziert mit "xx"-Unterstützung ein musikalisch farbenfrohes Album. Von Kevin Mc Loughlin

Jamie xx_album review

 

Klingt alles etwas kryptisch? Keine Angst. Wir klären gerne auf: Jamie xx, eigentlich Jamie Smith, wurde bekannt als Teil des englischen Trios The xx. Daher auch sein Bühnenname. So weit, so einfach. Durch den Erfolg des Debütalbums (wie könnte es auch anders sein) namens „xx“, sah sich Jamie xx mit diversen Remixanfragen konfrontiert. So lernte er nicht nur, dass er ein Händchen zur Produktion hat, sondern dass ihm das auch ziemlich viel Spass bereitet. Die Bandpausen nach Debütalbum und Nachfolger „Coexist“ nutzte Jamie xx alsdann dazu, anderer Leute Sachen zu remixen und produzieren. Das eine führte zum anderen (wie man so schön sagt) und plötzlich stand Jamie xx mit einem eigenen Remix-Soloalbum, „We’re New Here“ aufgenommen und produziert zusammen mit Gil Scott-Heron, da. Nun, vier Jahre später, folgt sein Zweitling „In Colour“ – und dieses Mal ist es ein ‚richtiges‘ Album. Unterstützt wird Jamie xx dabei bei zwei Tracks von Remy Croft und einem weiteren von Oliver Sim, die – richtig geraten – ebenfalls Teil von The xx sind.

 

 

Soviel zum Hintergrund. Musikalisch betreibt „In Colour“ vor allem kuratierende Arbeit: Jamie xx kombiniert verschiedenste Samples der Musikgeschichte und bastelt damit seine eigenen Soundlandschaften. Allen voran elektronische Ströme der 90er kommen in die Mühlen des xx’schen Schaffens. So finden sich viele Referenzen zu Rave, Drum’n’Bass und Jungle auf „In Colour“. Allerdings kommen auch schon einmal – stark verzerrte – Samples aus den 50ern oder dem Funk der 70er ins Spiel und auch Reggae und Dancehall Elemente finden sich bei Jamie xx in ungewohnter Nachbarschaft wieder. Musiknostalgiker können sich in den Soundcollagen, die Jamie xx auf „In Colour“ zusammenbastelt, wahrlich verlieren. Überraschend und erfrischend dabei ist auch: Viele Songs klingen so, als sollten sie lange sein, aber keiner dauert länger als fünf Minuten.

 

 

Jamie xx versteht sein Handwerk nachweislich. Das haben auch die einschlägigen Musikmagazine gemerkt, die „In Colour“ fast durchs Band über den grünen Klee loben. Die Mischung stimmt, zum Teil vielleicht sogar fast zu sehr. Jamie xx, der Perfektionist, schiesst, so scheint es, in gewisser Weise über das Ziel hinaus. So ist die Musik häufig unverfänglich, dadurch bleibt allerdings im Nachgang auch nicht viel von ihr haften. Und so sehr man das handwerkliche Schaffen beim Durchhören bewundert, so schön man diese Spielereien auch findet, wirklich begeistern mag man sich dafür nicht. Irgendwie.

Anspieltipps: „Loud Places“, „Gosh“ und „Sleep Sound“

Infos

ab sofort im Handel

Sa 06.06. 2015