Er sucht seit sechs Jahren den Globus nach neuen Musikern ab und bringt sie ins aargauische Baden: Nik Fischer, Mitorganisator des One Of A Million Musikfestival. Auch dieses Jahr hat Fischer, der sich meist im Hintergrund aufhält, seinen Job gemacht, über 3800 Gäste waren heuer mit dabei. Von Marc Gerber
Auch uns zog es am letzten Konzertabend noch nach Baden. Headliner waren die Engländer aus London Mt. Wolf, die jeweils einen Elektro-Folk-Ambiance-Mix zwischen Bon Iver und Other Lives auf die Bühne zaubern. Doch bevor es ins alte Kino Royal ging, traffen wir uns mit eben dem Mitorganisator Nik Fischer für ein Bier im Backstage.
Bewegungsmelder: Nik, seit 6 Jahren wächst und wächst dieses Festival weit weg vom Mainstream. Die Besucherzahlen haben sich mehr als verdreifacht seit der ersten Ausgabe. Wie erklärst du dir den Erfolg?
Nik Fischer: Man startet natürlich nicht, mit dem Ziel klein zu bleiben. Die Liebe zur Musik und zu Konzerten hat das ganze Team angetrieben. 2011 sind etwa 300 bis 400 Leute gekommen. Das Ganze war noch nicht so verstreut in der Stadt, sondern während zwei Tagen an eine Location gebunden. Über die Jahre haben wir nun bereits an 17 verschiedenen Orten Konzerte hier veranstaltet. Das kann natürlich einerseits sehr stressig sein und trotzdem machst du andererseits so dein Festival zu etwas ganz besonderem.
Hast du auch Festivalvorbilder? Das Reeperbahn-Festival in Hamburg oder vielleicht das Airwaves-Festival in Reykjavík (Island)?
Natürlich sind das Vorbilder. Gerade am Reeperbahn-Festival bin ich jedes Jahr. Der Unterschied ist, dass wir kein Festival sind, bei dem sich Booker neue Acts anschauen kommen, um sie in ihre Clubs zu holen, wie das in Hamburg in der Regel der Fall ist. Wir ähneln uns eher dem Airwaves in Island. Und da wir ja ein Winterfestival sind, sind die Temperaturen ebenfalls ähnlich. Keine Angst, drinnen ist es dennoch schön warm.
Beschreib mir das One Of A Million Festival. Wie klingt es?
Wir hatten lange den falschen Ruf, das wir ein Singer-Songwriter-Festival sind. Das würde ich weiterhin nicht unterschreiben. Bei uns gibt es einen breiten Mix aus der Alternative Music-Sparte. Wir sagen oft es ist ein Entdecker-Festival. Natürlich haben viel elektronische und sphärische Musik, ebenso hat es aber auch für Psyrock und Grunge genügend Platz. Klar, es gibt stets auch sehr ruhige Musik zu entdecken, allgemein und einfach ausgedrückt richten wir uns nach den Musiktrends der letzten Jahre.
Ein wichtiger Teil des Line-Ups sind auch immer Schweizer Bands, wie dieses Jahr etwa Lord Kesseli & The Drums aus St. Gallen oder Klaus Johann Grobe aus Basel. Wie ist die aktuelle Qualität der Schweizer Künstler?
Dieses Jahr sind 20 Bands aus der Schweiz. Es ist aber nicht so, dass ich unbedingt Schweizer Bands booken will, es geht stets um die musikalische Qualität. Aktuell geht momentan viel in der Schweizer Szene, die Qualität ist vorhanden. Das sollte man entsprechend unterstützen.
Wir kommen zu Ende des Interviews. Somit, Nik, wie sieht es mit der Zukunft des Festivals aus? Ist Expandieren weiterhin ein Thema?
Es hängt davon ab, ob das Royal als einer unserer Lokale bestehen bleibt oder anders genutzt werden soll. Wenn wir das Royal nicht mehr haben, wäre es ein schwerer Schlag für das OK. Ob das Festival wachsen soll? Schwierige Frage. Wir wollen nicht um jeden Preis grösser werden, so wie es jetzt ist, ist es für uns eigentlich ziemlich perfekt. Es soll ein guter Mix bleiben. Für Leute, die Musik entdecken wollen und eine gewisse Neugier in sich haben.
Danach kam das Bier. Und das mit ganz viel schöner, neuer Musik: Zum Beispiel Musik aus Polen von Coals, die Folk-Melodien mit elektronischen Klängen vermischen. Oder den Locas In Love, eine Art Tocotronic-Party-Drogen-Mix. Natürlich war da auch noch der Headliner Mt. Wolf, die sich durchaus mit ein wenig Übung zum neuen Bon Iver entwickeln könnten. Fazit: An einem einzigen One Of A Million-Abend wieder einmal viel neue Musik entdeckt. Mission erfüllt.