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Im Gespräch mit Adrien Clot vom Rösti Fest

Auf Entdeckungstour durch die Schweizer Musiklandschaft – ohne Rücksicht auf Röstigräben

Am 22. April findet im Fri-Son das "Rösti-Fest" statt, welches dem Publikum eine ausgewählte Palette an neuer Musik aus der Schweiz präsentiert. Wir haben im Vorfeld mit Adrien Clot aus dem Organisationsteam über Sprachgrenzen, die Förderung junger MusikerInnen und natürlich über Rösti gesprochen. Von Sara Steffen

Dreimal jährlich steht das Fri-Son in Fribourg ganz im Zeichen der Schweizer Musik. Jeweils einen Abend lang findet dort nämlich ein Mini-Festival statt, das sich zum Ziel gesetzt hat, dem Publikum eine handverlesene Auswahl an jungen Künstlern und Künstlerinnen aus allen Ecken unseres Landes bekannt zu machen. Rösti Fest nennen sich diese Events – und der Name ist in jeglicher Hinsicht Programm, wie sich im Gespräch mit Adrien Clot aus dem Organisationsteam schnell einmal herausstellt.

Adrien Clot, Mitorganisator des Rösti Fests mit dem aktuellen Programm.

Bewegungsmelder: First things first – was hat denn Rösti nun konkret mit Schweizer Musik zu tun?

Adrien: Nun, die Rösti ist nicht nur etwas typisch Schweizerisches, sondern auf eine Art auch ein Symbol für die kulturelle Vielfalt in der Schweiz – es gibt unglaublich viele regionale Variationen des Gerichts, genau so wie dies für junge Bands und KünstlerInnen gilt. Die Rösti wird aber natürlich auch als Bezeichnung für die Sprachgrenzen verwendet, die es mit Events wie unseren Rösti Fest zu überwinden gilt, indem junge MusikerInnen aus allen Landesteilen nebeneinander spielen. Rösti ohne Graben, sozusagen.

Die Idee, die Bühnen des Fri-Sons für Schweizer Bands zu öffnen, ist ja nicht neu. Die Rösti Feste haben ihren Ursprung in der Vorgänger-Veranstaltung Château Rösti. Im letzten Jahr habt ihr zudem einiges am Abendkonzept geändert. Was waren die Gedanken hinter diesen Neuerungen?

Ursprünglich gab es mit den Château Rösti etwas häufiger im Jahr einen Anlass, aber eher im Rahmen eines konventionellen Konzertabends, sprich zwei Bands und ein DJ. Um dem Projekt etwas mehr Gewicht zu geben, haben wir uns entschieden, weniger Abende zu veranstalten, diese aber Programmmässig auszudehnen. Nun ist es eben ein richtiges kleines Festival, im Rahmen dessen fünf bis sechs Gruppen und DJs spielen können. Dazu gibt’s auch Verpflegung für die Gäste – natürlich in Form von Rösti. Mit diesem Modell haben wir nun auch die Möglichkeit, jeweils mindestens eine Gruppe ins Programm zu nehmen, welche bereits in der Schweizer Musikszene verankert ist und damit auch zugunsten der noch weniger bekannten KünstlerInnen Publikum anlockt. Insgesamt erlaubt uns das neue Konzept, etwas mehr „Impact“ zu haben, wovon auch gerade die jüngeren Bands profitieren können.

Nicht nur das Konzept hat sich im letzten Jahr geändert, sondern auch das Organisationsteam. Wer steckt nun hinter dem Rösti Fest?

Wir sind ein Team aus zwei Leuten aus Fribourg und einer Bernerin. Alle von uns haben irgend einen Bezug zur Schweizer Musikszene und sind zum Teil auch in anderen Projekten engagiert. Die „Röstis“ organisieren wir aber nicht auf professioneller Ebene, es geht uns mehr um die Freude daran, Leuten neue Musik näherzubringen und dem Publikum zu zeigen, was es momentan an guter Musik aus der Schweiz gibt.

Kommen wir zurück zur Idee, den (bzw. die verschiedenen) Röstigraben in der Schweiz zu überqueren, die ja in eurem Konzept steckt… denkst Du, dass es für Schweizer MusikerInnen schwierig ist, sich über die Sprachgrenzen hinweg zu „exportieren“?

Ich glaube schon. Gerade in der Schweiz ist es, denke ich, schwierig, ausserhalb der eigenen Region Fuss zu fassen. Das muss sich nicht mal unbedingt nur auf die Sprachgrenzen beziehen, sondern allgemein auf die geographische Region. Besonders für Bands und KünstlerInnen, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen, ist es eine grosse Schwierigkeit, ausserhalb der eigenen Stadt, der eigenen Region Kontakte zu knüpfen. Darum ist es eine tolle Sache, dass sich in verschiedenen Orten und auch in den bekannteren Konzertsälen Events im Stile des Rösti Fests gibt und dass es Organisatoren gibt, die es sich zum Ziel setzen, ein bisschen überall in der Schweiz „das Frischfleisch“ suchen zu gehen.

Du hast ja selbst mit deiner Band Pandour bei dem Vorgänger-Event des Rösti Fests euren ersten „richtigen“ Auftritt erlebt. Was ist gemäss deiner eigenen Erfahrung als Musiker der Nutzen, den junge MusikerInnen aus einem Auftritt in diesem Rahmen ziehen?

Als Musiker aus Fribourg war es eine tolle Erfahrung, so früh in einem in unserer Stadt legendären Konzertsaal wie dem Fri-Son spielen zu dürfen. Wir hatten das Glück, dass wir unser allererstes Konzert im Rahmen der Château Rösti spielen konnten. Ich habe den Eindruck, dass uns dieser Auftritt dann irgendwie „auf den Markt geworfen“ hat und wir dadurch weitere Auftritte angeboten erhielten. Aber vor allem haben wir auch super Musiker kennengelernt, mit denen wir noch heute Kontakt haben (u.a. Buvette und Rizzoknor).

… also ist vor allem das Networking zentral?

Ja, natürlich. Wenn du aus deiner regionalen Komfortzone heraustrittst, spielst du nicht nur zum ersten Mal von einem Publikum, das nicht nur aus Freunden und Familie besteht (lacht), sondern du kannst auch neue Leute kennenlernen… und eben auch MusikerInnen, die sich vielleicht in anderen Kreisen bewegen als du, die wiederum Leute kennen, die Leute kennen und so weiter…

Was hat dich persönlich denn motiviert, nicht nur als Musiker und Konzertgänger am kulturellen Leben in der Schweiz teilzunehmen, sondern auch eigenhändig in der Organisation solcher Events mitzuhelfen?

Ich persönlich mag es nicht besonders, oder auf jeden Fall nicht immer, Konzerte zu besuchen, bei welchen ich schon alle Stücke in- und auswendig kenne. Ich mag es viel lieber, mal einfach so an ein Konzert zu gehen, von dem ich keine Ahnung habe, und mich überraschen zu lassen. Genau das hat mich für die Mitarbeit beim Rösti Fest motiviert… es macht mir Spass, nach noch nicht so bekannten Gruppen zu suchen und daraus die „crème de la crème“ zusammenzustellen und dann meinerseits das Publikum damit zu überraschen. (lacht)

Wie oder wo geht ihr denn als Team auf Entdeckungstour? Wie grabt ihr, sozusagen, die neue Musik aus?

Zum grossen Teil natürlich dank unserem magischen Werkzeug… halleluja… das Internet! (lacht) Aber natürlich auch durch die Kontakte, die wir in unserem Alltag knüpfen. In unserem Organisationsteam sind alle auf irgend eine Weise mit der Kulturszene verbunden – sei es durch den Job oder durch die Hobbies. Ich persönlich habe zum Beispiel das Glück, von den Kontakten, die sich durch meine Band ergeben profitieren zu können, etwa durch unsere Managerin, unser Label oder durch Festivals, an denen wir spielen.

Ganz zum Schluss… Was wartet denn dem Publikum bei der nächsten Ausgabe des Rösti Fests?

Unser Programm beinhaltet überdrehten Hip Hop von Gros Oiseau, Experimentell-Elektronisches von Am Kap, sinnlichen Folk von Melissa Kassab, dreamy New Wave von TÓUCH und industriellen Noise von Steiner… es wird also nicht nur regional Querbeet gehen, sondern auch musikalisch. Und wie jedes Mal werden wir das Fri-Son ein bisschen anders einrichten als gewöhnlich, damit es auch schon nur optisch ein überraschender Abend wird.

Infos

Das Rösti Fest Ausgabe #3 findet am Samstag 22. April 2017 im Fri-Son, Fribourg statt. Für diese Ausgabe stehen folgende Bands im Line-Up: Tóuch (LU), Gros Oiseau (GE), Am Kap (BE), Steiner (BS), Melissa Kassab (GE). Die Afterparty von DJ Alex Like und VJ Teo T.

Doors: 20:00
Eintritt: CHF 15
Hier der Facebook-Event.

Di 18.04. 2017