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Im Gespräch mit Janine und Nick von Black Sea Dahu

Die siebenköpfige Truppe rund um Sängerin Janine Cathrein sorgt mit ihrer neuen EP «No Fire in the Sand» wieder für neuen Indie-Folk-Stoff. Wir haben Janine und Nick vor dem anstehenden Swiss Live Talent Award getroffen und über die neue EP, Finanzielles und Auszeichnungen gesprochen. Von Lenard Baum

Soundcheck vor dem Auftritt in der Turnhalle gerade fertig. Schnell nach dem Soundcheck noch eine heisse Schokolade mit Pfefferminz und Wasser bestellen, dann geht’s auch schon runter zum Interview. Freundlich und mit Getränken ausgestattet begrüssen Janine und Nick von Black Sea Dahu uns zum Interview. Hinten im Künstlerraum der Turnhalle findet man noch ein wenig Ruhe vor dem anstehenden Auftritt, ein paar Gitarrenriffs hört man noch während man sich so unterhält.

BM: Als Ihr beim Swiss Music Award dieses Jahr den Artist Award gewonnen habt, hast du, Janine, das Versprechen gegeben, der Pokal würde im Garten symbolisch für alle Künstler landen. Wie sieht es heuer aus?

Janine: Das Problem ist, dass ich keinen Garten mehr habe, ich bin inzwischen umgezogen. Dafür steht er jetzt bei mir im WC zusammen mit dem «Goldenen Lachs» von GDS.FM, wie ein Altar (lacht). Also theoretisch für alle zugänglich. Manchmal benutz ich den Stein auch um den Duschvorhang fest zumachen.

BM: Ihr seid jetzt zudem noch beim kommenden Swiss Live Talent am 15.November hier in Bern nominiert. Haben so Awards eine grosse Wirkung auf euch?

Janine: Ich glaube, der Swiss Music Award hat national wie international nochmal recht die Werbetrommel für uns geschlagen. Preise generieren immer viel Aufmerksamkeit.

BM: Büne Huber sagte mal über den Swiss Music Award, «es sei so als wäre man an ’ner Oscar-Verleihung, dabei ist man das doch nicht». Heisst das, dass sich dort die ganze Szene aufspielt? Was haltet Ihr davon?

Janine: Die Schweiz ist klein. Wenn du hier jemand bist, bist du international noch immer niemand. Natürlich möchten sich gewisse Leute aufplustern an so einem Event, solche gibt es überall. Es interessiert mich eher wenig ehrlich gesagt.

Janina und Nick von Black Sea Dahu

BM: Jetzt mal einen Sprung zum nächsten Award, eben, dem anstehenden Swiss Live Talent. Ihr spielt da ja am Freitag 15. November ebenso als Teil des Music Marathons nochmals in der Turnhalle. Verfolgt ihr da selbst jemanden? Favoriten?

Janine: Mnevis sind Freunde von uns und wir freuen uns sehr auf sie. Sie sind in der gleichen Kategorie wie wir und wir würden uns sehr freuen, wenn sie gewinnen!

BM: Bei euch spielt, als noch aufsteigende Band, ebenso das finanzielle immer eine grosse Rolle. Du meintest mal, dass ihr Ende Jahr mit 16’000 in der Kreide steht. Merkt man so etwas als Band genauso stark, wenn ihr am Touren seid?

Nick: Wir merken einfach, dass die Gagen tief sind und dass wir eine grosse Band sind.

Janine: Alle bekommen eine Fixgage. Heisst die Band merkt eher nicht, ob wir Probleme haben mit dem Geld oder nicht. Aber wir arbeiten alle für einen «Mindestlohn», wenn man das so sagen kann. Diese Band ist wie ein Startup. Wir investieren in neue Märkte wie Deutschland oder England und da legst du einfach nur drauf. Niemand kennt uns dort und man schenkt uns nichts.

BM: Sehr interessant find ich die Sache mit eurem selbsthergestellten Merch. Ihr produziert ja alles selbst. Wie ist das so?

Janine: Es wäre natürlich viel billiger, würden wir es in China produzieren. Aber wir machen es einfach gern und wir wollen, dass es qualitativ etwas hergibt.

Nick: Man hat einfach einen anderen Bezug. Ich bin etwa am Anfang nie dabei gewesen, als die ersten Sachen genäht und gedruckt wurden. Dann habe ich mich auch beteiligt. So steht man auch einfach anders hinter seinen Merch und verkauft es viel lieber. Statt das Zeug aus China, welches du einfach auspackst und nicht sicher weißt, was eigentlich so dahinter steckt.

BM: Deutschland, Österreich, England, Niederlande, Belgien. Ihr seit wirklich recht international auch am Touren. Was nimmt man da so musikalisch mit beim konstanten Herumreisen?

Nick: Was ich am meisten mitbekomme, sind die Leute. Das ist schon anders, wenn du auf einmal ein lautes Publikum hast, welches recht laut jubelt, und währenddessen man in der Schweiz tendenziell eher verhaltene Zuschauer hat.

Janine: Es kommt immer auch auf die Location drauf an. Musikalisch nimmt man da aber eher weniger mit. Vor allem da wir fast nix sehen von den Städten. Es ist selten, dass wir es hinkriegen, einen Spaziergang zu machen.

BM: Bei der Winterthurer Musikfestwoche, wo Ihr ebenso aufgetreten seid, gab es eine ganz interessante Aktion mit einem «Psst!»-Schild bei eurem Auftritt. Eure Musik ist ja eben recht persönlich wie emotional. Ist euch die Lautstärke des Publikums wichtig bei Auftritten?

Janine: Die, welche dauerhaft reden, sind meist irgendwelche Glünkis, die am Saufen sind oder einfach gar nicht für die Musik am Konzert sind. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Mehrheit unseres Publikums Ruhe braucht, um sich auf die Musik einzulassen. Darum haben wir extra eine Tour in der Schweiz gestartet, welche teilweise bestuhlt ist. So dass die Leute zur Ruhe kommen und nicht übers nächste Wochenende labern, sondern Platz haben fürs Zuhören, für die Musik.

BM: Ihr tourt ja gerade mit eurer im September erschienenen EP «No Fire in the Sand» durch die Schweiz. Im gleichnamigen Song singst du, Janine, dass es sich um eine Art Abschied handelt. Was steckt hinter dem Titel?

Janine: Es gibt keinen Grund mehr, zurückzukehren, weil es da nichts mehr gibt für mich.

BM: Ihr habt ja euer erstes Album, wie die neue EP, gleich zusammen in einem idyllischen Studio an der Küste Norwegens aufgenommen. Wie war diese Zeit für euch?

Nick: Mega geil! Also, es ist einfach eine sehr eigene Aufnahmesituation. Es ist wirklich ein richtig schönes Studio, mit einem schönen Raum und das Haus selbst hatte enorm viel grosse Scheiben. Man konnte die Tür aufmachen, barfuss runterlaufen und schon lag direkt vor einem das Meer. Was noch dazu kommt ist, dass wir gleich darin wohnen konnten. Für uns war das perfekt, da man sich richtig Zuhause gefühlt hat und wir uns schön einquartieren konnten. Wir mussten nicht noch am Abend irgendwo anders hinreisen, manche Musiker separieren das ja gerne. Wir hatten kleine Schlafzimmer, Platz für zwei Betten und ein Dachfenster.

BM: Die meisten von euch kommen ja aus Zürich, habt aber schon recht oft in Bern gespielt. Wo spielt man lieber: Bern oder Zürich?

Janine: Das gibt es nicht, es ist in Bern wie in Zürich bis jetzt jedes Mal super gewesen. Manchmal ist es unangenehmer in Zürich, weil so viele Leute mich persönlich kennen.

Nick: Ich bin nicht von Zürich, sondern Luzern. Aber ich kenne das gut mit dem Daheim spielen und habe das selbst in Luzern ebenso. Es kann unangenehm sein für mich, wenn viel Familie oder Freunde im Publikum sitzen und dann verkrampfst, eher als dass es hilft.

Janine: Es ist wichtiger, welche Location man spielt, als welche Stadt.

Do 14.11. 2019