Die englischen Musiktüftler und Popkultur-Afficionados legen ihr mittlerweile sechstes Album vor und verneigen sich vor der Musikgeschichte. Von Kevin Mc Loughlin
Das Album beginnt gleich mit einem Knall: Der Opener „Huarache Lights“ – übrigens auch die erste Singleauskopplung – ist ein veritabler Hit und wird bestimmt auf vielen Jahresendlisten zu finden sein. Das Lied ist nicht besonders schnell, aber groovt gewaltig – vor allem Dank dem treibenden Beat, angelehnt an klassischen House der späten 90er. Überhaupt werden Hot Chip hier, wie auch auf dem Rest des Albums, ihrem Ruf wieder nur zu gerne gerecht, dass sie ein wandelnder Almanach popkultureller Referenzen sind. Am offensichtlichsten wird das bei „Huarache Lights“, der Titel ist wohl eine Anspielung auf einen Sneaker von Nike, mit einem direkten Sample von DJ Rashad. Aber da wären auch die Anleihen an den Boogie der frühen 80er-Jahre – und überhaupt finden sich auf dem ganzen Tonträger immer wieder vorsichtig gesetzte Nuancen der Popgeschichte.
Aber zurück ins Jahr 2015. Um es gleich vorneweg zu nehmen: „Why Make Sense?“ ist nicht das beste Hot Chip Album. Das heisst allerdings nicht, dass es schlecht ist (keines ihrer bisherigen Alben war schlecht). Viel mehr weist es neben vielen Stärken einige Schwächen auf. Sänger Alexis Taylors (wie gewohnt) oftmals fistelige Falset-Stimme, bettet sich gefällig in die Mischung aus Electropo mit einer zünftigen Prise Soul. Ihr Gespür für Melodien, die mit einer traumwandlerischen Leichtigkeit gängigen Poptropen ausweichen oder sie liebevoll parodieren, sticht auch auf ihrem neuesten Album hervor.
Hot Chip vereinigt die kühle Nüchternheit von „In Our Heads“ (2012) und den überschwänglichen Kitsch von „One Life Stand“ (2010) und findet auf „Why Make Sense?“ zu grossen Teilen die goldene Mitte. Schlechte Lieder gibt es nicht, auch wenn einige etwas gar Nahe am Kitsch vorbeischrammen. Aber neben „Huarache Lights“, das entsprechend das Album überstrahlt, fehlen die ganz grossen Songs ein wenig auf „Why Make Sense?“. Kleines Bijou zum Schluss: Jedes Albumcover auf Vinyl oder CD ist dank spezieller Drucktechnik und 501 Farbkombinationen jeweils ein Unikat.
Anspieltipps: „Huarache Lights“, „Started Right“ und „Need You Now“