Der Sommer ist zurückgekehrt und die Elbe ruft die Leute in Hamburg aus den Clubs und Kneipen auf die Boote. Zu Sommerbeschäftigung auf Norddeutsch mit Musik, Charme und Pils. Von Kevin Mc Loughlin
Sommer in Hamburg ist immer so ’ne Sache. Gibt es ihn, gibt es ihn nicht? Und falls ja, wie lange? Die Antwort auf diese Fragen variiert, pendelt sich aber zumeist im Bereich «wenige Tage» ein. Nach sonnigen Tagen im Mai, verschwand der Sommer heuer hinter Regenwolken und Sturmböen (inklusive Tornados, Spass!), um dann in den letzten Tagen wieder in voller Pracht aufzutauchen, als wäre nix gewesen. Sommer, Teil zwei also.
Und im Sommer ruft die Elbe. Zwar nicht zu Badezwecken (das will nun ganz bestimmt niemand, und dazu gibt es die Nord- und Ostsee), aber zum Verweilen am Strand, oder gleich auf dem Fluss selbst. Bei schönem Wetter verlagern sich nämlich die Feste Hamburgs aus den Clubs auf die Barkassen. Allen voran die Frau Hedi und ihr Schwesterschiff Frau Claudia laden tanz-, feier- und trinkwillige Unterhaltungssuchende ein, zu Musik schunkelnd über die Elbe zu tuckern.
So lassen sich Abende in den verschiedenen Nebenarmen und inmitten der Industrie des immerhin drittgrössten Europäischen Hafens hervorragend verbringen. Und dank der stündlich wechselnden Strecke – die Boote kehren jede Stunde an den Hafen zurück zwecks Umschlag von Waren (sprich: Pils) und Mensch – lässt es sich auf diesen Barkassen nicht nur ausserordentlich gut feiern, es gibt auch die ganze Stadt von der Elbe aus zu entdecken. Und da Hamburg bekanntlich – im Gegensatz zum typischen Hamburger Gemüt – nahe am Wasser gebaut ist, gibt es bei guter Musik, besserer Gesellschaft und kühlem Bier viel zu sehen. So lange die Kirschen blühen, so lange sich der Sommer von seiner freundlichen Seite zeigt, soll man Profit daraus schlagen. Ahoi!
«Kirschen (wenn der Sommer kommt)» erschien auf dem 2010er Album «Caruso» von Nils Koppruch, einem richtigen «Hamburger Jung». Sein Leben lang als Sänger der Band Fink, später solo und zusammen mit Gisbert zu Knyphausen (als Kid Kopphausen), sowie als Maler unter dem Pseudonym SAM berührte er viele Menschen und hinterliess Spuren, die auch nach seinem plötzlichen Tod im Herbst 2012 fortbestehen. «Und lebend geh’n wir nicht mehr aus der Welt» – mach’s gut, Nils.