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Hin und weg #2: Was hat dich bloß so ruiniert

Hamburg ist die deutsche Stadt mit der höchsten Kneipendichte. Nicht nur der vielen Touristen wegen sitzen in der Hansestadt in vielen Kneipen viele Dichte. Aber sind die Kneipen auch gut, und was trinkt die Hanseatenseele? Seit zwei Monaten opfert sich der Kolumnist in einem Selbstversuch auf. Von Kevin Mc Loughlin

Mexiko liegt an der Elbe. Oder Hamburg in Mexiko. Zumindest in den Kneipen ist das so. Warum? Das liegt am Mexikaner, dem vielleicht kultigsten Hamburger Getränk. Entstanden ist dieser Ende Achtziger in der Nähe der Landungsbrücken, als ein findiger Kneipenwirt seinen schlechten Selbstgebrannten mit Tomatensaft, Chilipulver, Pfeffer und Tabasco vermischt hat, um damit den Geschmack zu überdecken. Ein durchschlagender Erfolg, der sich alsbald wie ein Lauffeuer in der ganzen Stadt verbreitete. Heute gibt es in praktisch jedem Club, jeder Bar und natürlich in allen Kneipen dieses Getränk, für das keine abschliessende Rezeptur besteht. Viele behaupten, den besten Mexikaner der Stadt zu haben. Fast alle lügen. Aber eigentlich ist das egal. Denn auch schlechter Mexikaner (Typ A: 4cl Tabasco, Typ B: 4cl Korn mit vielviel Chilipulver), ist ja irgendwie guter Mexikaner. Und Mexikaner sind gesund. Wegen den Vitaminen und so. Ist doch klar, ne.

Und wenn dann am nächsten Tag der Schädel trotz 15 Vitaminbomben am Vorabend brummt, dann muss das etwas anderes gewesen sein (weil Vitamine und gesund und überhaupt). Vielleicht zu viele Ratsherrn Pils? Ein gutes Bier von einer kleinen Brauerei in den Schanzenhöfen. Hamburger Bier für Hamburg – aber ohne Vitamine. Oder vielleicht das Jever irgendwann auf dem Hamburger Berg? Friesisch herb, und nicht einmal aus Hamburg. Oder waren es schlussendlich doch die drei Rhababsi auf dem Schulterblatt beim Seegang nach Hause? Andererseits handelt es sich beim Rhababsi ja auch um einen Rhabarber-Vanille Schnaps (auch hier ohne abschliessende Rezeptur und in jedem Lokal ein wenig anders) und Rhabarber ist Gemüse (ja, wirklich), also gesund. Also wohl doch einfach Migräne. Wieder einmal Hamburger Wetter.

Zum Schluss noch ein kleiner, musikalischer Diskurs: Bei dieser Version des Lieds „Was hat dich bloß so ruiniert“ handelt es sich um ein Cover. Das Original kommt von der ebenfalls aus Hamburg stammenden Band Die Sterne. Der Kneipenchor Hamburg lässt sich übrigens ausschliesslich in Bier und Schnaps bezahlen. Die haben jeweils nach ihren Konzerten bestimmt auch Migräne.

 

Infos

Der ehemalige BM-Chefredaktor Kevin Mc Loughlin hat den Anker an der Berner Aare gelichtet und seine neue Heimat in Hamburg gefunden. Ganz verlassen hat er den Bewegungsmelder zum Glück nicht: Jeden Monat berichtet er uns über seine Abenteuer und tischt uns womöglich reichlich Seemansgarn auf. Ach ja, der Titel der einzelnen Kolumnen sind jeweils Songtitel von Bands aus Hamburg. Den dazugehörigen Song gibt es am Ende der aktuellen Ausgabe zu finden. Ahoi!

Di 26.04. 2016