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Hin und weg #19: Bon Voyage

Höchste Kneipendichte Deutschlands und Heimat unzähliger Clubs, aber auch eine der beliebtesten Städtetrip-Destinationen Europas. In Hamburg läuft viel und laufen Viele – vor allem am Wochenende. Das kann auch abgesehen von der Dichte an dichten Touristen durchaus seine Nachteile haben. Von Kevin Mc Loughlin

Neulich auf St. Pauli: Ein klassischer Samstagabend. Wir verabreden uns um 22 Uhr, also eher früh, im Chug Club auf dem Kiez. Die schmucke, kleine Bar in einer Nebenstrasse gilt (zu Recht) als eine der besten Cocktailbars der Stadt und ist für den Beginn eines hoffentlich langen Abends genau die richtige Adresse. Oder auch nicht. Denn die Eigentümerin weist uns freundlich, aber bestimmt ab, weil die Bar schon mehr als voll ist. Wir überlegen uns also, wo wir an diesem kalten Novemberabend etwas Wärme und flüssige Erquickung finden. In die Koralle schauen wir erst gar nicht, die wird bestimmt zum Bersten voll sein. Wir kreuzen also die Reeperbahn und gehen bei der 3 Freunde Bar vorbei. Die wird allerdings gerade renoviert und hat entsprechend geschlossen. Im Rabbithole, ebenfalls eine sehr gute Cocktailbar, erwartet uns das gleiche Schicksal wie bereits im Chug Club, die Roosenbar platzt aus allen Nähten, auch im Café Stark werden wir auf Grund der übervollen Bar abgewiesen.

Also, denken wir, wir müssen weiter weg vom Kiez-Zentrum. Am Paulinenplatz vorbei Richtung Grüner Jäger erwartet uns leider ein ähnliches Bild: Vor dem Eldorado stehen die Leute sogar schon an, in der Toastbar ist Körper an Körper gepresst. Wir gönnen uns also erstmal in der Tabakbörse zur Stärkung ein Bier für unterwegs, ein sogenanntes Fusspils. Weiter geht es, aus dem Kiez in Richtung Karolinenviertel. Vielleicht werden wir dort glücklich. Allerdings ist die Zoo Bar voll, die Kleinraumdisko sieht ähnlich aus wie das Eldorado eben. Das Shamrock Pub wurde wohl von diversen Gruppen englischer Touristen entdeckt, die Kitty Bar quillt ebenfalls schon über und das Wegbier ist leider auch schon alle.

Unsere nächste Idee führt uns raus aus dem ganzen Kuchen in Richtung Gänsemarkt. Die Mono-Bar, Nachfolgerin des andernorts bereits besprochenen Yoko Mono, liegt nicht mehr ganz so zentral wie auch schon und da dürfte bestimmt noch Platz zu finden sein. Also los geht es, an Gericht, Planten un Blomen und Laeiszhalle vorbei und… Fehlanzeige. Auch die Mono-Bar ist gut, zu gut, besucht. Aber wir haben natürlich einen Plan B (oder wäre das mittlerweile vielleicht schon der Plan M oder N?): Da wir sowieso schon in der Neustadt sind, liegt quasi direkt um die Ecke das Gängeviertel. Die selbstverwaltete ehemalige Besetzung verfügt nicht nur über interessante Ecken und spannende Projekte, sondern auch über die tolle Jupie-Bar. Die ist zwar ebenfalls sehr gut besucht. Aber wir flüchten nun, nach zwei Stunden und knapp fünf Kilometer Fussweg definitiv aus der Kälte.

Toll, dass es mit dem Kneipenbesuch dann doch noch geklappt hat. Allerdings sieht der Plan vor, im Verlauf der Nacht noch in den Golden Pudel Club tanzen zu gehen. Und der liegt? Richtig: Mitten auf dem Kiez. Aber für den Weg dorthin, entscheiden wir beim zweiten Bier, nehmen wir ganz sicher die S-Bahn.

 

Infos

Der ehemalige BM-Chefredaktor Kevin Mc Loughlin hat den Anker an der Berner Aare gelichtet und seine neue Heimat in Hamburg gefunden. Ganz verlassen hat er den Bewegungsmelder zum Glück nicht: Jeden Monat berichtet er uns über seine Abenteuer und tischt uns womöglich reichlich Seemansgarn auf. Ach ja, die wechselnden Titel seiner jeweiligen Hin und weg-Kolumnen entsprechen dem mitgelieferten, monatlichen Songbeitrag einer Hamburger Band. Den dazugehörigen Song gibt es am Ende der aktuellen Ausgabe zu finden. Ahoi!

Mi 28.11. 2018