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Hin und weg #11: Fickt das System

Hamburg ist hochpolitisch. So sehr, dass sogar das hamburgischste aller Getränke, der Mexikaner, politisiert wird. Höchste Zeit also für ein Ranking. Von Kevin Mc Loughlin

In wenigen Monaten gastiert mit dem G20 die Speerspitze des Kapitalismus in Hamburg. Es muss wohl kaum speziell erwähnt werden, dass dies den grossen Teil der in Hamburg lebenden Menschen eher ein Dorn im Auge ist. Vorbereitungen zu Gegenveranstaltungen, Störungen und Demonstrationen laufen bereits seit einiger Zeit auf Hochtouren. Ein Besucher des G20 Gipfels dürfte POTUS Donald Trump sein. Und eine neue Aktion befasst sich mit diesem polarisierenden Politiker.

 „Mexikaner gegen Trump“ verbindet politische Arbeit mit den angenehmen Seiten des Lebens. Viele Kneipen der Stadt machen bei dieser Aktion mit und verpflichten sich, pro getrunkener Flasche Mexikaner einen bestimmten Betrag zu spenden. Die Spenden fliessen in die Arbeit gegen G20. Plakatdruck, Technikmiete für Aktionen gegen den Hamburgbesuch des Pussygrabbers, die komplette 2. Aktionskonferenz gegen den G20-Gipfel – sie alle werden untrerstützt.

Grund genug also, den Kiezschnaps in rauen Mengen zu vernichten und Wochenende für Wochenende erhobenen Hauptes in den folgenden Kater zu wanken. Da allerdings die Kneipen eigentlich durchgehend ihre eigenen Mexikaner mischen und die sich unterscheiden können wie HSV und Erfolg, stellt sich natürlich die Frage nach den besten: Den schärfsten, fruchtigsten, intensivsten. Dieser strapaziösen Aufgabe hat sich der Kolumnist hingebungsvoll geopfert und kann euch nun eine Liste der 15 leckersten Mexikanern, sowie drei Mischungen, die eher vermieden werden sollten, präsentieren. Prost!

Die besten Mexikaner der Stadt:

1. Nachthafen
2. Jolly Roger
3. Treibeis
4. Lehmitz
5. Rote Laterne
6. Hafenklang
7. Indra
8. Miller
9. Sorgenbrecher
10. Le Kaschemme
11. Kogge
12. Aalhaus
13. Zoo
14. Landgang
15. Karussell

Die Schlechten:

3. Molotow
2. Academy
1. Alte Liebe

Der Mexikaner im Nachthafen ist schlicht unerreicht. Die richtige Schärfe, schön frische Tomate – dazu gute Würze mit Chili und ohne Tabasco. Die folgenden 14 sind ebenfalls alle in der obersten Liga. Unter ferner liefen könnten noch das St. Pauli-Eck, Otzentreff und diverse andere Orte aufgeführt werden. Nur bei drei Versuchen ging der Schuss nach hinten los. Das Molotow, nach wie vor Lieblingsclub des Kolumnisten (und unterdessen mit einer fantastischen Craft Beer Auswahl), behauptet zwar von sich, den besten Mexikaner der Stadt auszuschenken. Die Wahrheit ist leider eine andere: Irgendwo zwischen geschmacklos und sauer und mit einer klaren Tabasco-Note versehen, vermag das Getränk hier leider nicht zu überzeugen. Noch übler steht es im Academy, in dem gefühlt einfach ein 4cl-Shot Tabasco pur verabreicht wird. Und der Mexikaner in der Alten Liebe ist leider so schlecht, dass ihm Worte wohl nicht gerecht werden können. Ihr seht, in Hamburg kann sogar zu einen guten Zweck Trinkkultur gepflegt werden. In diesem Sinne: Prost gegen Trump und Viva el Mexico!

Das heutige Lied stammt von der Hamburger Band die Sterne, die dieses Jahr übrigens ihr 25-jähriges Bandbestehen feiern. „Fickt das System“ aus dem Jahre 1992 stammt entsprechend aus ihrer Anfangszeit.

Infos

Der ehemalige BM-Chefredaktor Kevin Mc Loughlin hat den Anker an der Berner Aare gelichtet und seine neue Heimat in Hamburg gefunden. Ganz verlassen hat er den Bewegungsmelder zum Glück nicht: Jeden Monat berichtet er uns über seine Abenteuer und tischt uns womöglich reichlich Seemansgarn auf. Ach ja, die wechselnden Titel seiner jeweiligen Hin und weg-Kolumnen entsprechen dem mitgelieferten, monatlichen Songbeitrag einer Hamburger Band. Den dazugehörigen Song gibt es am Ende der aktuellen Ausgabe zu finden. Ahoi!

Mi 29.03. 2017