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Game-Review: Paper Mario – The Origami King

Mehrdimensional, gefaltet oder zerknüllt: Game-Ikone Mario marschiert mit seinem Bruder Luigi und neuen Komparsen durch das Pilzenreich. Als eindimensionales Papier stellt er sich neuen, bedrohlichen Papierformen. Ein verspieltes Abenteuer.

Wie könnte es anders sein: Mario, Luigi & Co. führen ein unbesorgtes Bit-Leben in gewohnter schnurbärtiger Gelassenheit, bis – Mamma Mia! – die Prinzessin samt Schloss von einem unbekannten Prinzen entführt wird. Das ganze Pilzenreich ist höchst gefährdet, kurzerhand gefaltet zu werden. Yep, gefaltet.

Vielseitiges Papier: Die Origami-Kunst vs. altbekannte Gestaltungsformen

Ganze fünf virtuelle Abenteuer durfte der einseitige Nintendo-Star bereits als Papier-Held erleben: Neben seiner Premiere als «Paper Mario» (2000) verwandelte sich die 3D-Figur auch in «Paper Mario: Die Legende vom Äonentor» (2004), «Super Paper Mario» (2007), «Paper Mario: Sticker Star» (2012) und zuletzt in «Paper Mario: Color Splash» (2016) in eine platteren, aber nicht minder enthusiastischen Protagonisten. Mit «Paper Mario: The Origami King» (2020) schafft die aussergewöhnliche RPG-Reihe aus dem Hause Nintendo den Sprung in die aktuelle Switch-Gegenwart.

Nicht selbstverständlich, gilt die Reihe mit seinem sonderbaren Look, den etwas reduzierteren Jump’n’Run-Passagen und dem RPG-Ansatz als die etwas alternativere, skurillere Variante im Vergleich zu den Mario-Mainblockbustern wie das zurecht hochgelobte 3D-Feuerwerk «Mario Odyssey» oder dem Multiplayer-Evergreen «Mario Kart».

Auf der Suche nach Prinzessin und Schloss

Doch gerade diesen Vergleich mit den bekannteren Mario-Games muss und musste Paper Mario nie scheuen – im Gegenteil. Der Reihe haftet etwas Unbekümmertes, Befreites, ja, sogar Mutigeres an, denn: Sie muss sich nicht beweisen.

Denn während der hüpfend & jauchzende Mario in erwähnten Odyssey & Co. die meisten Fans verzückt, baute sich Paper Mario unbekümmert seine beachtliche Nische auf. Die MacherInnen verstehen es sehr gut, die Paper-Fangemeinschaft für das eigenartige Setting zu begeistern. Und das – den Mut zum Anderem, zum Komischen, zum Schrägen – findet man auch im aktuellen Spiel «Paper Mario: The Origami King» zur Genüge.

Graphics, Gameplay & Story: Nicht alles gelungen

Womit wir beim eigentlichen Spiel gelandet wären: «Paper Mario: The Origami King» schafft es wie kaum ein anderes Mario-Game, immer wieder zu überraschen: Humor, Kreativität, Witz – all on point und der Reihe gerecht werdend. Die Story wird flott und ganz nintendotreu technisch sauber umgesetzt erzählt, da gibt es kaum Hänger, Längen oder verzichtbare Sidestory-Schlaufen.

Hier kommt alles aus einem Guss, die bekannten Nintendo-Figuren strotzen voller Selbsthumor, ja, parodieren sich selber und schaffen eine immer wieder durchschimmernde Meta-Game-Ebene auf die glanzvolle und doch sorgfältig gekleisterte Bühne zu bringen.

Story vor Kampf: Origami King, wo bist du?

Und obwohl diese Fülle an Kreativität, an neuen frischen Nintendo-Ansätzen begeistern mag, lässt sich eine Schwachstelle des Games nicht wegkaschieren. Seit Paper Mario im Jahre 2000 zum ersten Mal zum Abenteuer lostrat, liessen es sich die MacherInnen nicht nehmen, bei diesem RPG-Sonderling eben grad auch sonderbare, verspielte Gameplay-Formen zu testen bzw. auszufeilen. Rundenbasiertes Kämpfen war und ist in der Mario-Welt ein eher unbekanntes Blatt, mit ein paar Ausnahmen (siehe u.a. Mario + Rabbids: Kingdom Battle), aber eben, ein Sonderfall. Und gerade bei «Paper Mario: The Origami King» gelingt dieses Experiment leider nicht: Zu oft erwischt man sich, wie man doch lieber der Story lauscht und sich über die Figuren kaputtlacht, als dann man sich auf den nächsten Kampf freut.

Nicht, dass diese Schlachten technisch oder vom Ansatz her nicht funktionieren würden, aber irgendwie möchte hier der Funke nicht springen. Geschmacksache? Vielleicht, doch geistert unausweichlich der Gedanke im Raum, was wohl aus «Paper Mario: The Origami King» geworden wäre, wenn man auf bewährtes, «klassisch» rundenbasiertes Kampfsystem der Vorgänger gesetzt hätte.

Ein freier Vogel: Paper Mario schafft es wieder

Denkbar ist es, dass sich manche GamerInnen mit dem Kampfsystem doch auch anfreuden können. Wünschenswert ist es allemal, denn was in diesem Titel an sehenswerten und technisch liebevoll umgesetzten Spielereien schlummern, ist das Abenteuer wert. Vertraute Gegner wie Gumba, Bob-omb oder Shy Guy, die sich konstant auf die Schippe nehmen, Schenkelklopfer-Sprüche a gogo von gefalteten Toads oder auch aus Pappmaschee gebastelte Masken bekannter Nintendo-Stars, die quasi just for fun im Game aufgesetzt werden können – solche Entdeckungen im Pilzenreich machen das neueste Paper-Abenteuer trotz Kampfsystem-Macke zu einem amüsanten, liebevoll gestalteten Game-Erlebnis.

Fotos-Credits: Screenshots «Paper Mario: The Origami King».
Infos

Das Spiel "Paper Mario - The Origami King" ist ab sofort im Nintendo eShop, in jedem Game-Laden offline und online erhältlich.

ab sofort im Handel

Sa 31.10. 2020