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Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings

Filmkritik

Marvel begibt sich für seinen neusten Superhelden (und künftigen Avenger) nach Asien, wo wir uns mit alten Marvel Bekannten, einer kriminellen Organisation und einem Protagonisten, den die eigene Vergangenheit einholt, herumschlagen. Gelingt Marvel ihr eigener Martial-Arts slash Superhelden Film? Von Lenard Baum

Wir starten mit Shawn (Simu Liu), einem End-Zwanzigjährigen, welcher sich in San Francisco zusammen mit Kollegin Katy durchschlägt. Der Job als Park-Boy macht eigentlich ziemlich Spass. Mal einen Lamborghini eines Kunden stehlen, mal bis in die frühen Stunden mit Katy (Awkwafina) durchfeiern. Doch das entspannte Leben wird schnell gestört, als Shawn von der kriminellen Organisation der Zehn Ringe bedroht wird.

Dieser Assassinenkult, geleitet von seinem Vater Wenwu (Tony Leung) probieren an Shawns verstorbene Mutter Jiang-Li (Fala Chen) heranzukommen. Um dies zu verhindern, bricht Shawn aka Shang-Chi (seinem echten Namen) auf nach Hongkong, um seine im Stich gelassene Schwester Xialing (Meng’er Zhang) aufzusuchen und zu warnen. Katy will ihren geheimnisvollen Kumpanen begleiten. Doch damit beginnt ein Abenteuer, welches sich nicht nur in unserer Welt abspielt.

Wer den Trailer schon gesehen hat, der merkt, Shang-Chi ist kein typischer Marvel-Film. Bereits bei Bekanntgabe des Films räumte man ein, dass man mit diesem Film etwas anderes starten möchte: Keinen typischen Superheldenfilm, sondern die asiatisch-amerikanische Populärkultur einfangen, sowie die chinesische dem westlichen Markt näherbringen. Dies beginnt etwa beim Grossteil des asiatischen Cast, den Producern, welche mit Crazy Rich Asians einen der wichtigsten Filme zur Thematik produzierten und Regisseur Destin Daniel Cretton. Dieser schafft es mit Backflashs oder offenen Fragen, die nach und nach aufkommen oder gelöst werden, die Zuschauer*innen bis zum Schluss hinzuhalten.

Highlights des Films: Die durchgeübten Kampfchoreografien, welche weniger an Superhelden-Kloppe erinnern und mehr an Genre-Klassiker wie etwa «House of Flying Daggers».

Der Film selbst kann sehr gut in zwei Hälften unterteilt werden. Während man in der ersten Hälfte auf die eher modernere asiatische Kulturbewegung sowie Martial-Arts-Filme verwiesen wird, findet man sich ab Hälfte zwei eher in einem alten chinesischen Märchen wieder, mit so mancher Sagengestalt oder Popkulturellenreferenz wie etwa Pokémon, Naruto oder H.P. Lovecraft. Durchweg wird man als Zuschauer aber von der Figurendarstellung wie den Beziehungen untereinander begeistert sein. Allen voran Awkwafina und Simu Liu überzeugen mit charmanter wie sympathischer Art. Steht die eine als Leitfigur für etwa westliche Zuschauer da, während der andere als neuer Superheld des asiatischen Kinos angesehen werden kann. Bei Simu Liu zeigt sich das etwa bei entsprechend traditionellen Martial-Arts-Sequenzen, welche der Schauspieler beeindruckend abliefert.

Darf man aber nicht vergessen, dass es sich noch immer um einen Disney-Film handelt. Heisst: Altersfreigabe ab 12 Jahren und dementsprechend fehlen dem Martial-Arts-Fans vielleicht den entscheidenden Endschlag oder das logische Blut nach einem Kampf. Heisst auch: Man soll den Film bitte nicht auf eine Stufe wie «The Raid» oder die «Ip-Man»-Reihe stellen, einen Unterschied zum typischen Faustkampf im Superhelden-Genre stellt es allemal dar.

Kritik

Marvel schafft es aus manchen Fehlern zu lernen. Die übliche, grosse Schwierigkeit, einen kompetenten Antagonisten zu finden, gelingt hier mit Wenwu: Einen Vater, irgendwo getrieben zwischen dem Wunsch der Familie, mit spannender Hintergrundgeschichte und fast schon redlichem Handeln, auch wenn es etwas zu besessen wirkt. Lernt man aus alten Problemen, gibt es neue, welche auffallen. Da wären die Minions der Zehn Ringe, welche zwar kameratreu beeindruckend kämpfen, taktisch aus einer Überzahl aber nicht viel rausholen. Dazu wandelt man mit seinem massiven CGI-Einsatz irgendwo zwischen kurzer, stilistischer Schönheit und dem typischen Superhelden-Filmniveau.

Shang-Chi findet sich irgendwo zwischen Martial-Arts-Film und chinesischer Fantasy sehr gut im Superheldenformat wieder. Dies liegt ebenso an der durchweg guten Performance vom Hauptcast, herauszuheben seien da Simu Liu und Tony Leung. Eine Spur zu viel CGI, wird das jedoch den Film für MCU-Fans sicherlich nicht ruinieren. Stattdessen darf man sich auf ein, zwei bekannte Gesichter aus anderen MCU-Streifen freuen. Wir wollen zum Schluss noch anmerken bzw. vorspoilern; diesmal lohnt sich die heiss erwartete Abspannszene vielleicht nicht so ganz.

Infos

ab sofort im Kino

Mi 08.09. 2021