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Film-Review: King’s Man – The Beginning

Film-Review

Im Prequel zu Regisseur Matthew Vaughns Agentenwelt finden wir uns in den Wirren des ersten Weltkrieges wieder. In einer Zeit voller verzweifelten Monarchen und Gräueltaten auf Europas Schlachtfeldern, folgen wir der Entstehung der Kingsman. Wie dies gelingt, erfährt ihr hier im BM-Film-Review. Von Lenard Baum

Zur Geschichte: Der Duke of Oxford Orlando (Ralph Finnes), in den Adligen englischen Kreisen für seinen Pazifismus hoch angesehen, probiert seinen von Patriotismus strotzenden Sohn Conrad Oxford (Harris Dickinson) vor den Gräueltaten des Militärs und der Krone herauszuhalten. Der Duke hatte Zeit seines Lebens davon genug gesehen und nach einem tragischen Vorfall mit Conrads Mutter sich dies geschworen. Was beide nicht wissen, ist, dass sie, ohne es anfangs zu ahnen, inmitten eines mächtigen Verbrechersyndikats geraten. Das Ziel dieser Schurken-Vereinigung; der Beginn eines Weltkrieges und dem Ende der Britischen Krone. Der General Herbert Kitchener (Charles Dance), Freund des Duke of Oxford sowie Vertrauter des Königs, braucht Hilfe, um eine Niederlage Englands abzuwenden. Dabei muss der Duke mit seinen Prinzipien brechen und will gleichzeitig versuchen seinen Sohn zu beschützen, der ganz eigene Ziele verfolgt. Allein ist er nicht, steht ihm Hilfe in Form seiner Bediensteten Polli (Gemma Arterton) und Shola (Djimon Hounsou) zur Seite. Doch schafft er es die Krone und seinen Sohn zu schützen?

Mit Franz Ferdinand im Auto unterwegs

Regisseur Matthew Vaughn nimmt sich mit in «The King’s Man – The Beginning» viele erzählerische Freiheiten und deutete bereits vor Release an, die historischen Begebenheiten des ersten Weltkrieges etwas anzupassen. Wenn also der historisch dokumentiere Ausbruch des ersten Krieges – ausgelöst durch die Erschiessung Franz Ferdinands von einem bosnisch-serbischen Nationalisten – mit dem Filmplot verwoben wird – Duke Orlando und Sohnemann Conrad sitzen gemäss Film mit im Auto von Franz Ferdinand – ist das selbstverständlich historisch inakkurat. Für den Kinobesuch jedoch liefert dieser Mix ordentlich dramatische sowie berauschende Szenen vom alten Russland bis hin zu den damaligen Schlachtfeldern Europas.

Neben klassischen Agentenkämpfen kann der Film «King’s Man – The Beginning» mit seinen Schlachtfeldszenen begeistern.

Wer jetzt von Geschichte rundum den ersten Weltkrieg und bei Namen wie Kisinger, King George V., Zsar Nikolaus II. sowie Kaiser Wilhelm II. einschläft, der kann sich wieder auf spektakuläre Kämpfe sowie auch auf tolle Action-Sequenzen freuen. Regisseurs Vaughns Kampfsequenzen brillieren wieder mit dem Rezept aus den vorherigen Teilen. Keine schnellen Schnitte, sondern lange Kamera-Einstellungen gepaart mit sehr gelungenen Choreografien. Musikalisch gibt es muntere Wechsel; neben den Pop-Rock-Western-Elementen aus den ersten beiden Teilen, gibt es auch schnell taktierte klassische Musik zu hören. Insbesondere wird der sehr spektakuläre und abwechslungsreiche Kampf mit dem georgischen Mystiker Rasputin die Fans der Kingsman-Reihe sicher begeistern.

Neben spannenden agentenhaften Momenten sorgt der Film in Verbindung mit der Brutalität des Krieges für weitere spannungsreiche Momente. Von erbarmungslosen Entscheidungen in Schützengräben zu einem lautlosen Gefecht in der Todeszone bleibt «The King’s Man – The Beginning» seinen Vorgängern treu.

Überraschen tut uns dabei kein unbekannter Name, sondern wir erkennen viele bekannte Schauspieler: Etwa den bald 60-jährigen Ralph Fiennes, welche jüngere Zuschauer wohl als Lord Voldemort (in diesem Film aber mit Nase) oder als alternder M. in Craigs Bond kennen dürften. Als Action Helden samt Stunts und Kampfsequenzen zu sehen, scheint doch etwas ungewohnt. Doch passt seine Rolle dennoch, dank einer guten Inszenierung und der vermerkten Kameraführung. Weitaus unbekannter als sein Filmvater ist Sohn Conrad, gespielt von Harris Dickinson. Dieser schafft mit einer emotionalen Weite sowie eindrucksvollen Szenen im Schützengraben im Zusammenspiel mit Finnes ein sehr harmonierendes Vater-Sohn-Gespann.

Kritik

«King’s Man – The Beginning» erzählt packend eine Beziehung zwischen einem Sohn, welcher zu hoch hinaus will für sein Land und einem Vater, der weiss, was es heisst, sich dabei an der Sonne zu verbrennen. Doch neben diesem Vater-Sohn-Beziehungskonflikt gelingt Vaughn eine Entstehungsgeschichte, gepaart mit den dazugehörigen Sequenzen eines Agentenfilms. Diese ist wie die Vorgänger sehr gut inszeniert; von der Bildsprache, der Kameraführung bis hin zu den Anspielungen an die Vorgängerteile. Für Fans der Vereinigung «Kingsman» sicherlich ein Film, bei dem es sich lohnt, reinzuschauen.

Agenten- und Action-Filmfans kommen ebenso zu ihren Highlights, wenn auch nicht ganz so oft wie bei den Vorgängerfilmen. Dafür nehmen eine nebenbei erzählte Liebesgeschichte und politische Intrigen ihren Part ein. Wenn etwa der Oberbösewicht «Der Hirte» probiert sein Land für die Gräueltaten der Krone zu rächen, aber 100’`000 eigenen Landsleute hierfür in den Tod schickt, sollte man dies nicht allzu sehr hinterfragen. Die alternative Geschichte mit einem geheimnisvollen Verbrechersyndikat, welche sich Tierspitznamen verpassen, geht spannungstechnisch auf und kann gut fortgesetzt werden. Logischer als die letzten Bond-Bösewichten handelt dieser nicht. Mit einer vielversprechenden Endkredit-Szene – ja, selbst King’s `Man bedient sich bei Marvel – können Fans des Films sich auf weitere historische Kingsman-Teile freuen. Regisseur Vaughn liess unlängst verlauten, dass er sogar mit sieben weiteren Teilen der Reihe plant. Da «The Beginning» als Prequel dient, lässt sich drüber streiten, ob diese in der Gegenwart oder ebenso in der Vergangenheit spielen. Entscheiden wird das bekanntermaßen die Kinokasse.

Infos

ab sofort im Kino

Fr 07.01. 2022