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Film-Review: The French Dispatch

Pastelltöne, symmetrische Szenenbilder, eine hereinzoomende Kamera und Owen Wilson sowie Bill Murray dürfen natürlich nicht fehlen. Regisseur Wes Anderson schickt uns und die Darstellergilde um ihn nach Frankreich der 50er Jahre, zur Ausgabe des Magazins «The French Dispatch». Von Lenard Baum

Dem Herausgeber Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) sind bei seiner Arbeit fürs Magazin «The French Dispatch» stets zweierlei sehr wichtig; die Journalisten und deren Geschichten. Situiert in Ennui-sur-Blasé in Frankreich, vertritt das Magazin das Kredo, dass das Geschriebene und die Köpfe höchste Priorität geniessen. Und so sind es die wunderbaren Geschichten der aktuellsten Magazin-Ausgabe von «The French Dispatch», die die Handlung des Films prägen.

Reiseschriftsteller Herbsaint Sazerac (Owen Wilson) stellt seine Stadt vor und lässt uns diese auf dem Rad erkunden. Weiterführend wird durch J.K.L. Berensens (Tilda Swinton) ein genialer, wie auch gefährlicher Maler vorgestellt, welcher im Gefängnis zu Weltruhm gelangte. Ebenso werden die Helden eines Studentenaufstandes porträtiert, welche die Journalistin Lucinda Krementz (Francois McDormand) an ihrem Aufstand teilhaben lassen. Als Kirsche auf dem Kuchen steht Roebuck Wrights (Jeffrey Wright) geplante Food-Rezension, wobei diese sich als Entführung und Verfolgungsjagd entpuppt.

Symmetrie sowie ein Starensemble an Darstellern; das lässt auf einen Wes-Anderson-Film schliessen.

Man merkt: Am Schauplatz in Ennui-sur-Blasé sowie in den Geschichten aus «The French Dispatch» geschieht einiges. Regisseur Wes Anderson hat sich für das namengebende Magazin ein prominentes Vorbild genommen. Das renommierte «The New Yorker» gilt als grosse Inspiration – sei es Herausgeber, Journalisten oder ihre Geschichten. Anderson verbindet damit die persönliche Liebe zum Magazin, welches durch seine aufwendigen Hintergrundgeschichten sowie auch durch seine Cartoons bekannt wurde. Dies bemerkt man und zieht sich durch den ganzen Film.

Seien es Zeichnungen, ein kleiner Ausflug in die französische Comicwelt im Style von Hèrge, verschiedenen Erzählebenen, Farbwechseln von Schwarzweiss- zu Buntfilm, den anklingenden Songtiteln vor jeder neuen Geschichte – dies alles in Andersons so typischer Art filmisch verbunden. Welcher mit seiner Handschrift nicht vertraut ist, dem sei «Grand Budapest Hotel» oder «The Royal Tenenbaums» ans Herz zu legen, um einen Geschmack zu bekommen, was in «The French Dispatch» stilistisch bevorsteht.

Die Machart ist das eine, die Figuren und ihre Geschichten das andere. Anderson lässt eine unfassbare Menge an Hollywood-Grössen auf die Leinwand nieder. Neben den Obengenannten geben sich innerhalb der Geschichten junge Darsteller wie Timothèe Chalamet, Saoirse Ronan oder Toheeb Jimoh die Ehre. Ebenso Anderson Lieblinge, wie Edward Norton, Jason Schwartzmann sowie Adrien Brody und viele weitere. Jedoch soll die Review hier nicht einem Wikipedia-Eintrag ähneln. Die grossen Namen und ihre oftmals kultigen Rollen sind ein absolutes Highlight des Films, zudem findet man in wenigen Filmen solch eine Fülle an grossen Namen, welche so gut miteinander harmonieren. Doch ist es leider das Erzähltempo, welches manchmal zum Problem wird.

Kritik

Kommt man aus dem Kino heraus, fühlt man sich wieder bezaubert von der Pastellwelt des Wes Andersons. Doch blickt man zurück auf den Film und seine Story-Arcs, so kommt man nicht herum stutzig zu werden. Alle SchauspielerInnen waren sicherlich überzeugend in ihren Rollen, wobei Benicio Del Toro und Léa Seydoux hier besonders hervorzuheben sind. Doch das Erzähltempo und seine Erzählart, welche oftmals sehr rasant und ungestüm ist, führen leider dazu, dass man manche Figuren allzu schnell einfach vergessen. Andersons Besonderheiten & Casting-Qualitäten werden fast zum grössten Problem seines Filmes. Die Auftritte eines Christoph Waltz‘ oder Willem Dafoes sind als Zuschauer aufregend, doch setzt Tempo in Verbindung mit seiner Erzählart der Figurenbindung zu.

«The French Dispatch» ist ein sehr unterhaltsamer Film. Wes Andersons Hommage an «The New Yorker» und an altmodisch angehauchte journalistische Arbeit gelingt ihm. Wobei er teils mittlerweile tatsächlich Gefahr läuft, sich selbst zu karikaturisieren. Aber eben: Es werden alle sicherlich etwas Unterhaltsames wie Spannendes in den drei Hauptgeschichten finden, die Machart und der Originaldrehort in Frankreich bezaubern genauso wie eigentlich auch die allermeisten Darsteller*innen in ihren Rollen. Es ist irgendwo durch etwas zwischen einer Zeitreise im Frankreich des 20. Jahrhundert mit kultigen Journalisten und Figuren, die aus «The French Dispatch» einen unterhaltsamen wie eigenen Film machen.

Infos

ab sofort im Kino

Mo 08.11. 2021