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Film-Review: Play With The Devil

Becoming Zeal & Ardor

Was macht es mit einer Band, wenn einer weltweiter Hype sturmartig ausbricht und es von 0 auf 100 auf Tour geht? Die Filmemacher Olivier Joliat und Matthias Willi haben die Band Zeal & Ardor bei ihrem wilden Ritt während Jahren begleitet. Von Pablo Sulzer

«Nichts darf heilig sein» – dieses Zitat von Manuel Gagneux, Frontmann der Basler Band Zeal & Ardor, steht über dem Schweizer Dokfilm wie ein Leitspruch, zugleich als Vorahnung für kommende Turbulenzen. Und, wow, den wortwörtlichen Ride, den die Band global von Bühne zu Bühne unternommen haben, ist atemberaubend, ja, wenn nicht gar überwältigend. Zumindest wenn man das soeben erschienene Erstlingswerk der beiden Filmemacher Oliviet Joliat und Matthias Willi sich reinzieht. Von 0 auf 100 – für alle Beteiligte, im besten Fall für das Filmpublikum ebenso.

 

 

Sechs Jahre haben Joliat & Willi an diesem Werk gearbeitet, beide waren bisher in der Fotografie bzw. im Musikjournalismus tätig, doch neben einzelnen Videoarbeiten, ist der Film «Play With The Devil» ihre Premiere als Langdokfilm. So ist auch die rasante Aufstiegsgeschichte der Band auch etwas mit dem Werdegang der beiden Filmemachenden verwoben, die sich ebenfalls in neuen Dimension zurecht finden müssen. Denn der Film war anfänglich nicht als rund 72-minütiges Werk gedacht, sondern entwickelte sich parallel zum schier unfassbaren Band-Abenteuer ebenfalls zu einem thematisch immer weitumfassenderen Werk.

 

 

«Play With The Devil» – der zunächst als Arbeitstitel «Deal With The Devil» hiess – erzählt die Geschichte von Manuel Gagneux, seiner Band Zeal & Ardor, dem Aufstieg, den weltweiten Auftritten und der Ruhe nach dem Sturm, zurück im Alltag. Es ist ein vielschichtiger Dok, der einerseits auf die Menschen und ihre Befindlichkeiten eingeht, anderseits auch das Schweizer und globale Musikbusiness aus einer Nischenperspektive greifbar aufzeigt. Während es am Anfang noch darum geht, ob Sänger und Frontmann Gagneux sich selbst treu bleiben kann und darf, dies mit Label und Managers diskutiert, so wandelt sich der Film dann auch in Richtung der grösseren Frage: Darf man das?

 

 

Die Musik von Zeal & Ardor mischt erfolgreich Black Metal mit Gospel, thematisiert somit viele afroamerikanische Sklavengeschichten – und kann bei Metal-Puristen sowie in der Diskussion der kulturellen Aneignung hier und da für Kontroverse sorgen. Doch neben diesen mal kleineren, mal grösseren Reibereien stehen die unglaublich euphorisch aufgenommenen Musikwerke im Mittelpunkt, die zahlreiche und namhafte Fans in allen Ecken der Welt fand und weiterhin findet.

So stellt sich der Film nicht sonderlich die Frage, ob man dies und jenes darf – sondern viel mehr, was mit Mensch & Umfeld passiert, wenn man es eben macht. Manuel Gagneux betitelte jungst den Film als seine persönliche Coming-Of-Age-Geschichte – und diese Aussage kann man dem Film auf mehreren Ebenen anheften.

 

 

Fürs geneigte oder unterhaltungsbedürftige Publikum dürfte bei «Play With The Devil» vor allem folgendes bleiben: Geile Musik, geile Bilder, eine unglaubliche Erfolgs- und Hype-Geschichte aus hiesigen Gefilden und, zu guter Letzt, die mehr oder weniger relevante Erkenntnis, dass nicht nur filmische Portraits als Hommage bzw. Karriere-Wrap-Up funktionieren, sondern über aktuelle, aktive Schweizer Musikerinnen und Musiker ebenso filmreife Geschichten erzählt und konsequent umgesetzt werden können.