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Film-Review: Ad Astra – Zu den Sternen

Brad Pitt tritt in die Fussstapfen von seinen Oceans Kollegen George Clooney und Matt Damon und muss sich selbst auf intergalaktischer Mission begeben. Klar, um die Erde zu retten, aber ebenso, um ganz eigenes Problem anzugehen. Von Lenard Baum

Die Zukunft; die Menschheit hat den Mond und den Mars besiedelt und ist zu weiteren Planeten unseres Sonnensystems vorgestossen. In dieser Welt bekommt der dekorierte Astronaut Roy McBride (Brad Pitt) eine geheime Mission der US-Regierung, nachdem elektromagnetische Stürme vom Neptun aus kommend die Erde treffen, soll Roy nun Kontakt mit dem Verursacher suchen. Dieser, so scheint es, soll sein Vater Clifford McBride (Tommy Lee Jones) sein, eine Weltraumlegende, welche vor 20 Jahren mit seinem Raumschiff verschollen ging. Bei dieser Mission muss Roy jedoch sich nicht nur gegen den Weltraum und die Geheimnisse seines Arbeitgebers behaupten, sondern sich ebenso die entfremdete Beziehung mit seinem Vater stellen.

Ganz im Gegenteil, was man nach dem Trailer vermuten könnte, inszeniert Gray einen weitaus ruhigeren Film. Neben einer Schiesserei mit Weltraumpiraten und Kämpfe in der Schwerelosigkeit setzt man doch weitaus mehr auf Emotionen. Gescheiterte Ehe, Lügen, Geheimnisse und die Frage nach einem verlorenen Vater: Brad Pitts Roy McBride ist bei all seinen Problemen eine eher ruhige Figur – und genauso diese Atmosphäre bringt «Ad Astra» mit. Wer einen Action-Sci-Fi-Streifen gesucht hat, liegt hier zunächst vielleicht falsch, doch «Ad Astra» überzeugt auf anderen Ebenen.

Highlights des Films: Die Szenen, in welchen Pitts Roy McBride allein im Raumschiff aushalten muss

Einerseits wäre da die schauspielerische Klasse von Brad Pit, welcher trotz namhaften Cast wie Tommy Lee Jones, Liv Tyler oder Donald Sutherland durch und durch überzeugt. Von der Erde zum Mars bis an den Rand des Neptuns treibt es McBride, wobei genau die Szenen von Pitt allein im Raumschiff beeindrucken. Regisseur James Grays Ziel, realistisch aufzuzeigen, welche Auswirkungen das Leben allein im All hat, gelingt ihm wahrlich, sieht man die psychischen Auswirkungen einer Weltraum-Odyssee nicht allzu oft im Mittelpunkt eines Hollywood-Filmes thematisiert.

Unglaublich dazu die Kameraarbeit: Wer an die beeindruckenden Bilder aus interstellar sich erinnert füllt, liegt nicht weit entfernt. James Gray holte mit Hoyte Van Hoytema den momentanen Kameramann von Christopher Nolan (Dunkirk / Interstellar) mit ins Projekt, welcher Shots liefert, die wohl jeden Cineasten begeistern werden.

Kritik

Wenn man sich «Ad Astra» anschaut, kommt man kaum dran herum, ihn mit den grossen Space-Filmen, wie etwa den Überklassiker «2001: Odyssee im Weltraum» oder neuere Werke wie «Interstellar» oder «Gravity», zu vergleichen. Regisseur Gray erschafft einen Science-Fiction-Film, gepaart mit einem Vater-Sohn-Beziehungsdrama. Auch wenn Story-mässig dabei keine neuen Massstäbe gesetzt werden, ist es dennoch eine willkommene Abwechslung innerhalb des Genres.

Vielmehr bleibt die bestechend gute Kameraarbeit von Hoyte Van Hoytema. Ist er Story-technisch besser als «Interstellar»? Nein. Ist er wegweisend fürs Genre wie «2001: Odyssee im Weltraum»? Ebenso nicht. Es ist ein cineastischer, beeindruckender Film, welcher mit einem interessanten, erfrischend anderem Genre-Ansatz Lust macht, sich den Film auch ein weiteres Mal anzuschauen.

Infos

ab sofort im Kino

Mo 30.09. 2019