Zurück

Review Zürich Openair 2017

Chill mau dis Brain.

Wir freuten uns auf grossartige Musik und haben sie bekommen. Mit nassem Zelt, viel tanzen, teurem Bier und alles was sonst noch zu einem guten Festival dazugehört. Von Ava Slappnig

Wir sind ja schon verwöhnt mit unserem Gurten, aber die donnernden tieffliegenden Flugzeuge gibt’s in Bern nicht und auch schön ist, dass hier alles recht überschaubar ist, Konzert-hopping geht umso besser und seine Freunde verliert man auch nicht ganz so schnell.

In Zürich bezahlt man cashless: Geld wird direkt auf das Bändeli raufgeladen. Die Übersicht über das noch vorhandene Guthaben verliert man irgendwann, dafür geht alles schnell und einfach. Und rechnen muss man auch nicht. Oder Trinkgeld geben.

© Eduard Meltzer

Aber kommen wir zum Wesentlichen.

Der Mittwoch startet ruhig. Zelt aufstellen, zu den Bühnen schlendern, vielleicht ein erstes Bier. Es hat noch wenige Besucher: man kann sich bequem vor die Bühne in die Sonne setzen und sich von der Musik berieseln lassen oder hat viel Platz zum Tanzen. Wir starten unser Festival dann mit Perfume Genius auf der Zeltbühne. Die Zeltbühne ist super, auch wenn noch nicht viele Menschen den Weg zum Gelände gefunden haben ist die Stimmung gut, ein bisschen kleiner und persönlicher halt als auf der Hauptbühne.

Dorthin locken später am Abend die Mumford and Sons; mitsingen und Joggingrunde des Sängers durch die Menge inklusive. Alles sehr nahbar und sehr schön. Irgendwann wird’s dann Zeit zum Essen, und die Wahl fällt uns wirklich schwer, einerseits, weil wir all die feinen Gerüche nicht eindeutig den Ständen zuordnen können, andererseits weil einfach alles lecker aussieht und drittens, weil alles relativ teuer ist. Aber Yolo, denken wir. Ist ja das Zürich-Openair. Und essen uns in den folgenden Tagen durch das (man würde schon fast sagen: grandiose) Essensangebot. Am Mittwoch ist schon relativ früh Schluss; das wird sich ändern, denn gegen Ende Woche laden auch der Cube (sieht tatsächlich auch wie ein Würfel) oder der Hangar (haben wir nicht gefunden, irgendwie) und der Dance Circus bis in die frühen Morgenstunden mit DJ’s.

Alle freuen sich auf den Schlafsack und alle werden früh wach. Irgendwann wird’s heiss im Zelt und irgendwann fängt der Bass dieses Red Bull Wagens auf dem Zeltplatz an zu wummern. Schön, ist der Züri-See nicht weit.

Der Donnerstag ist ein Spektakel: Wolkenbruch, Zelteinstürze, Evakuierung, dröhnende Flugzeuge und Konzertabsagen. Eine junge Frau entschuldigt sich auf der Bühne für das Nichtauftreten der Kooks, technische Probleme wegen dem Sturm. Alle sind etwas hässig. Keine Teenie-Indie-Rock-Idole heute. Die arme junge Frau auf der Bühne macht sich mit entschuldigendem Achselzucken unter den „We want the Kooks“ Rufen (die hört man ab dann übrigens fast vor jedem Konzert, die Witzbolde) aus dem Staub. Wir hätten schon lieber die Kooks gesehen als die Show von Major Lazor (waren das tatsächlich Jogginghosen mit ausgeschnittenem Po…?!), aber immerhin scheint die Sonne wieder. Reicht dann leider nicht mehr, um unsere Pfütze im Zelt zu trocknen, aber was ist ein Festival ohne feuchten Schlafsack.

Am Freitag wird umso heisser und schöner. Wir stellen fest, dass die Jungs von Annenmaykantereit einfach herzig sind und „Oft gefragt“ für den Papi geschrieben wurde. Grandios auch The XX. Neben der Musik (unglaublich gut live!) hat uns auch die Licht-Choreo beeindruckt. Chapeau Lichttechnik. Heute hat es deutlich mehr Besucher als noch am Mittwoch und entsprechend ist auch die Stimmung noch besser.

© Eduard Meltzer

 

© zürich openair official

 

© Tatjana Rüegsegger

Krönender Festival-Abschluss mit dem Samstag. Von Wegen Lisbeth machen Spass, wir passen auf, dass die Welt nicht zusammenfällt, denn das liegt allein an unseren Beinen wenn wir tanzen. Und das machen wir wie wild. Auch bei Metronomy, wie wir mit Freuden feststellen sind sie noch tanzbarer, noch wilder und noch sympathischer live. Wir swingen unseren Booty mit Parov Stelar, Gesang, Bläser und Show solid und gut wie immer und lauschen London Grammar. Hannah Reid kann singen, das glaubt man fast gar nicht. Moderat auf der Zeltbühne spielen grossartige Live-Versionen ihrer Tracks und spielen ihre Musikvideos als Bühnenbild ein. So gut, dass wir den Anfang von The Prodigy verpassen. Macht nichts; pogen kann man auch von hinten durch die Menge bis nach vorne.

Ausklingen lassen wir das Festival im Dance Cirus und mit einem Helferbier, das wir irgendwie geschenkt bekommen haben. Wir lassen uns unser verbliebenes Bändeliguthaben auszahlen (hm, ein 50gi, immerhin), packen unser Zelt zusammen und schnappen uns den ersten Zug zurück nach hause unter die Dusche und ins warme Bett. Und chillen die nächste Zeit erst mal gehörig unser Brain, merci Jeans for Jesus für diesen Ausdruck.

War schön.

Mi 30.08. 2017