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Festival-Report: Cholererock Openair 2.0

Am Thunersee lässt man sich die Kultur nicht nehmen. Dank eines innovativen Schutzkonzeptes und der Unterstützung von freiwilligen Helfern und befreundeten Musikern, feierte man heuer wieder das Cholererock Openair im 2.0-Style. Von Lenard Baum

Eine Spur Festivalsommer

Wie jetzt, es gab dieses Jahr doch noch ein Festival im Sommer? Nach allzu vielen Absagen und Enttäuschungen aufgrund eines gewissen Virus konnte man es kaum glauben – im doppelten Sinne: Das Cholererock-Openair wollte um jeden Preis stattfinden. Noch 2017 seinem Schwesterfestival, dem Herbstigal gewichen, erlebte es heuer ein Revival. Und so ging es voller Vorfreude für unsere Redaktion los, direkt an den Thunersee, in die Gärtnerei des nahegelegenen Schloss Schadau.

Nicht vergessen: Sicherheitsvorkehrungen müssen gewahrt werden

Vorher aber Sicherheitsvorkehrungen treffen, Covid-19 ist schliesslich nicht zu ignorieren. Während wir empfohlene Masken dabei hatten, liessen sich die Organisatoren etwas Interessantes einfallen: So wurde die schöne, in ein Festivalgelände umgewandelte Gärtnerei in drei Zonen eingeteilt, mit jeweils drei verschiedenen Eingängen, drei Bars, Foodständen und sanitären Anlagen. Wechseln durfte man diese natürlich nicht, genügend Sicht auf die Bühne hatte man aber sowieso. Wer jetzt zufällig den nächsten Flirt auf der anderen Seite erspäht hatte, konnte sich einfach an die Absperrung anlehnen – Liebe in Coronazeiten, sozusagen.

Der Plan hiess daher: Sektoren und Contact Tracing. So musste man beim Eingang via Handy einen QR-Code mit den nötigsten Daten, bereitgestellt von unseren Freunden der Bar- und Club-Kommission Bern (BuCK), erstellen. Diesen galt es dann beim Betreten und Verlassen seiner jeweiligen Zone vorzuweisen . Trotz der manchmal kurz andauernden Warterei hatte so gut wie jeder Verständnis.

Begrüssung des Publikums mit ihren Jodelfähigkeiten: die Silhouetten von „Red Shoes“

Heimelig heisst nicht nur Jodeln (muss trotzdem sein)

Musikalisch setzte das Cholererock wie schon seit jeher auf nationale Künstler. Am Freitag heizten die Zürcher «Pablo Infernal» und Bieler «Death by Chocolate» die Bühne richtig ein. Vor allem die Bieler Jungs konnten mit ihrer internationalen Konzerterfahrung das Publikum dabei voll abholen. Am Samstag war das Line-Up dann gespickt mit tollen Thuner Lokalgrössen, was man ebenso merkte im Publikum, freute sich doch so manches Elternteil, die erwachsenen Kinder beim Auftritt zu sehen. Was dem Cholererock 2.0 einen heimeligen Charme gab, wie allgemein das ganze Festival. So war auch die lustige Festival-Crew immer wieder anzutreffen, die sichtlich gerne für eine Runde Tischtennis zu haben war.

Aber zurück zur Musik: Einen ganz starken Auftritt legten die Jungs von «Rooftop Sailors» hin, vor allem Frontsänger «Xandi» zeigte, wie viel Lust man hatte, wieder vor Publikum zu spielen. Nach den rockigen Tönen folgten die sanften karibischen Klänge von „William White“ , und am Abend gaben sich die «Red Shoes» nochmals die Ehre. So konnte Moderatorin Katharina Michel mit ihren Gesangskünsten genauso anheizen wie beim Moderieren.

Ein bisschen Wut loswerden, meinte Moderatorin Katharina mit einem Augenzwinkern zu Xandu

«Klein, aber fein» kann wunderschön sein

Das Cholererock Openair 2.0 zeigte uns in etwa, wie Festivals in Zeiten von Covid-19 ablaufen können. In einem kleinen Rahmen wie in Thun war das ganze noch sehr übersichtlich und funktionierte wunderbar, sei es vom Abstand beim Tanzen oder bei der Registrierung. Ob das am Güsche oder im Sittertobel ebenso so leicht möglich wäre? Wer weiss. Was wir endlich wieder einmal gemerkt haben, war aber, wie vielseitig und engagiert die heimige Musik- und Kulturszene ist. Wir freuen uns schon jetzt aufs anstehende Herbstigal, wo man paar Namen des Cholerocks Line-Ups ebenso wieder treffen kann.

Di 01.09. 2020