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Festival-Report: Balaton Sound 2019

Fünf farbenfrohe Tage am grössten See Ungarns

Leuchtende Riesen, schillernde Vögel und ein musikalisches Feuerwerk durfte ich vergangene Woche unter der feurigen Sonne Ungarns erleben. Wieso es sich lohnt, die Reise nach Ungarn anzutreten und wieso manche Schweizer ganze Fahrradtouren vor Ort machen, erfährst du in wenigen Augenblicken. Von Marc Tschirren

Kleine Namen – grosse Show

Über 170’000 Personen pilgerten vergangene Woche ins ferne Ungarn um in elektronischen Beats und harten Rhymes der kommerziellen Weltelite zu schwelgen – so auch ich, im Rahmen einer Pressereise. Leuchtende Namen wie The Chainsmokers, Future oder Marshmello locken vor allem junge Tanzfanatiker an den Festivalbeach – für mich jedoch sind es die tendenziell kleingedruckten Namen an diesem Festival, die mich reizen. Kleingedruckt soll dabei nicht heissen, dass diese Acts unbekannt sind. Knapp ohne Lupe erkennt man in fein säuberlicher Digitalschrift Hernan Cattaneo, Matador oder The Midnite Monkey. Und die waren es definitiv wert, Nacht für Nacht die eine oder andere Eskapade zu erleben.

Viele, viele bunte Figuren

Als grosses Highlight wurde im Vorfeld die elrow Stage am Rande des Festivalgeländes gehandelt, zum einen wegen ihres hochkarätigen Techno Line-Ups, aber vor allem auch wegen ihren Einrichtungen, welche direkt einem LSD-Traum entstammen könnten. Und die Bühne hält, was man sich von ihr verspricht. Begrüsst wird man auf der Stage von einer riesigen Vogelmaske, hypnotisierende Visuals und einer Vielzahl an Figuren, welche man direkt auch für die Sesamstrasse casten könnte. Man kommt sich vor, als wär man in einer anderen Welt gelandet. Eine Welt, die sich von den sonstigen eher normalen Stages enorm unterscheidet, eine willkommene Abwechslung ist. Und wenn dann CampelPhat sich eine Büchse Cola auf der Bühne öffnen, steht dem perfekten Rave nichts mehr im Weg.

Lángos, Dreher und Schweizer Fahrradfahrer

Nicht nur die liebevoll und detailgetreuen Attraktionen auf den Stages und dem Festivalgelände bringen vermutlich viele Menschen Westeuropas zum Staunen, sondern auch die Preise vor Ort verdrehen einem nahezu den Kopf. Den 5-Tages-Pass kriegt man für rund 230 CHF und kommt dabei in den Genuss von vielen Big Names, welche man sich in unseren Geflieden in einer solchen Masse kaum zu sehen bekommt. Die Stange Dreher Bier für 2.50 CHF ist dabei genau so verlockend wie das traditionelle Lángos, eine Art Flammkuchen mit frittiertem Teig, welcher vermutlich viele der Festivalbesucher vor dem absoluten Kater rettet. Kehrseite: Nach dem Verzehr eines ganzen Lángos ist dann mal 2-3 Stunden Verdauungspause angesagt. Während der Nahrungssuche auf dem Festival lernte ich auch eine Gruppe Zürcher Medizinstudenten kennen, welche mir erzählten, dass sie 30 Kilometer vom Gelände eine Airbnb-Villa gemietet hätten, die Sparfüchse. Das klang ja an und für sich schon ganz verlockend, bis sie mir erzählten dass Sie täglich mit dem Fahrrad hin- und zurückfahren würden. I mean, how sick is that? Am kommenden Tag waren sie dann übrigens nicht auf dem Festival, weil sie eine Erholungspause benötigten… Hach, Zürcher.

Schreie auf dem Plattensee

Einer der auf dem Line-Up kleingedruckten Namen, Hernan Cattaneo, spielte am Festival-Samstag eine exklusive Boat-Party, und wie es das Glück wollte, durften wir von der Presse genau an diesem Event teilnehmen. Ein persönliches Highlight für mich, da Hernan seit einiger Zeit in einer meiner Playlists rauf und runter läuft. In der brenneden Sonne und mit einem kühlen Dreher in der Hand ging es mit 300 anderen Gästen auf einen Cruise auf den Plattensee. Eine wundervolles Erlebnis, welches sehr zu empfehlen ist. Einer der Passagiere, klar ausgewiesener Fan des Mannes hinter den Plattentellern, feiert den Event dabei so sehr, dass er beginnt in hohen Schreien das Gehörte zu kommentieren (man geht von einem Sonnenstich aus). Sichtlich belustigt wurde dieser Schrei vom Rest der Besucher jeweils als Echo gerufen, so dass der Rave eine nahezu animalische Note erhielt.

Ich komme wieder, keine Frage?

Nach meinem zweiten Besuch am Balaton Sound darf ich das Fazit ziehen, dass ich ein weiteres Mal dieses Festival besuchen würde. Nicht wegen der schillernden Namen auf der Mainstage und auch nicht wegen des Dreher Biers, welches ich für eine Weile nicht mehr trinken werden kann. Ich komme wieder wegen der Liebe der Festivalveranstalter zu den farbenfrohen Details, den unglaublich hilfsbereiten und zugänglichen Festivalbesuchern sowie den versteckten Musikperlen, die sich auf den Nebenstages tummeln. Nicht zu vergessen ist dabei auch der zwei Kilometer lange Beach am Plattensee, der den Sprung ins kühle Nass nahezu provoziert. Ein künstliches Paradies auf Erden. Ungarn, so schnell wirst du mich nicht wieder los.

Sehenswert:

Zino von Backspin, welcher mit mir auf der Pressereise war, hat seinen persönlichen Abriss am Festival kompromisslos festgehalten und zeigt einen (wenn auch leicht überspitzten) Weg, wie man fünf Tage auf dem Balaton Sound verbringen kann. Die Konsumation des Filmmaterials folgt auf eigenes Risiko:

Bilder: Rockstar Photographers

Infos

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Go check it out: @bewegungsmelder_bern

Sa 13.07. 2019