Zurück

Festival-Preview: Fünf Tipps fürs M4Music Festival 2022

Das junge Festivaljahr startet in Zürich mit dem M4Music Festival. Wir werfen einen Blick ins diesjährige Programm und schauen auf fünf besonders spannende Artists. Neben dem Treffen der nationalen Musikszene, darf man sich wieder auf einen Mix aus Newcomern sowie bekannten Artists freuen. Von Lenard Baum

Der Festival-Frühling bricht nach einem langen, wie hartem Winter wieder an. Zum Start gibt sich das M4Music Festival die Ehre und bringt in Zürich neben spannenden Workshops, Panels und Konferenzen auch die Live-Musik wieder mit. Verpassen sollte man ebenso nicht die Demotape Clinic, welche schon vielen Schweizer Künstlern auf die grossen Bühnen verholfen hat. Vom Freitag 25. März bis am Samstag, 26. März kann man sich, verteilt auf fünf Locations, über Live-Musik freuen: Im Exil, dem Moods sowie gleich dreifach im Schiffsbau können sich Musikfans wie Industrievertreter:innen auf gute Musik freuen. Hier fünf Artists, auf welche wir vom BM uns besonders freuen.

Zu sehen am 26. März, ab 19:15 Uhr, im Schiffbau, open air.

Anna Erhard

Von der Strassenmusik auf die grossen Bühnen? Eigentlich ein guter Start, doch die Internetentdeckung aus Basel, Serafyn, existiert nicht mehr. Dafür ist Sängerin Anna Erhard ihren eigenen Weg gegangen. In Berlin-Kreuzberg produzierte Sie gemeinsam mit Pola Roy, Mitglied der Neuen-Deutschen-Welle-Band Wir sind Helden, ihr Solo-Debütalbum «Short-Cut». Das Album beeindruckt hierzulande wie in Berlin mit feinen Folk-Klängen und Texten voller Verzweiflung, Schmerz und darausziehenden Neuanfängen. Im titelgebenden «Short Cut» schafft Anna Erhard es, eine Sehnsucht nach dem Unbekannten zu erzeugen, so dass man gleich mit dem Auto losbrettern will. Während Sie in «Tickling Wood» in einem Zusammenspiel aus Schlagzeug, Gitarre sowie Mundharmonikasolo einen beim Reinhören rasch abholt und an die langen wie anstrengenden Nächte voller Arbeit erinnert, welche sich am Ende lohnen können. Anna Erhard berührt mit ihren Texten und ihrem Sound.

Zu sehen am Samstag, 26. März, ab 22:15 Uhr, im Schiffbau, Halle.

Molchat Doma

Mit «Sudno» haben viele den Hit des belarussischen Trios sicher schonmal gehört, ohne zu wissen, wie er hiess und dass dieser von Molchat Doma ist. Sommer 2020, auf TikTok und Instagram avancierte das Lied zum Sommer-Hit. Wer bei TikTok-Sommerhit jetzt an Summer-Love-Life denkt, der liegt hier komplett daneben. In den Texten der drei Minsker geht es um Einsamkeit, Melancholie und die Ängste der Gegenwart. Dies kombiniert mit düsterem Synth-Pop und New-Wave-Beats, versetzt es einen in die russischen 80er-Jahre zurück. 2020 erschien das nun dritte Album «Monument» der Band, welche trotz millionenfachen TikTok-Zahlen ihren Style beibehalten. Von der Regierung Russland und Belarus aufgrund Ihrer Texte sowie politischer Richtung wenig geschätzt, steht für die Band 2022 eine USA-Tour sowie ein Auftritt im Schiffsbau an. Wir freuen uns, für Sie sowie auf die Möglichkeit, das Trio nun live zu sehen.

Zu sehen am Freitag, 25. März, ab 23:00 Uhr, im Schiffbau, Box.

Shelter Boy

Den Künstlernamen hat er eines Bob-Dylan-Songs entnommen. Als Kind hat er Beatles-Interviews rauf und runter geguckt. Oasis hat ihn dazu inspiriert, weiterhin Musik zu machen. Diese Einflüsse hört man bestens aus der Musik des jungen Ostdeutschen Shelter Boy heraus. Angesiedelt irgendwo zwischen Indie-Rock und Dream-Pop, denkt man bei seinem Sound eher an Manchester oder Liverpool als an Dresden. Letzten September erschien das Debütalbum von Shelter Boy namens «Failure Familiar», worauf er genau diesen Sound, textlich wie musikalisch weiterentwickelt. Ob in «Terrace», wo er mit boy pablo über die unbeschwerte Zukunft mit dem richtigen Mädchen träumt oder «Calm me down», eine Melancholie-Hymne über die Angst des Versagens. Groovige wie tiefe Texte, welche sehr gut tanzbar sind, aber auch ideal, um sich einfach gehen zu lassen oder mal emotional zu werden.

Zusehen am Samstag, 26. März, ab 21:30 Uhr, im Schiffsbau, Box.

Priya Ragu

Wer in den letzten Jahren dachte, man müsse mit Sechzehn oder Achtzehn den Durchbruch schaffen als Musiker, der kennt Priya Ragu nicht. Die in St. Gallen aufgewachsene Sri-Lanka-Tamilin liess in den letzten Jahren weit über die Grenzen der Schweiz auf sich aufmerksam machen. Mit 30 Jahren für die Swiss im Büro tätig, war das Musizieren nur in ihrer Freizeit möglich. Doch Musik war immer mehr für Sie. Mit 35 kündigte sie schliesslich ihre Stelle bei Swiss und schaffte es insbesondere in UK mit ihrem Sound aus Cloud-R&B und mit Einflüssen traditioneller tamilischer Musik in die Radio-Playlists. 2021 erschien Ihr Album «Damnshestamil», das unter anderem bei SRF Virus, BBC und der British Vogue für Furore sorgte. Priya Ragu schafft es neue Massstäbe zu setzen, wenn es um tamilische Musik im Westen geht.

Zu sehen am Samstag, 26. März, ab 00:45 Uhr, im Exil.

Hayiti

Man könnte die Hamburgerin als uneheliches Kind zwischen der Frankfurter Strassenrap Legende Haftbefehl und Österreichs Style-Ikone Falco bezeichnen. So richtig in ein Genre lässt sich ihre Musik schliesslich nicht einordnen. Auf ihrem bereits siebten Album «Speed Date» ist dies nicht anders. Ob Emo-Trap, Soft-Pop, Strassen-Rap, Hyper-Trap oder Dancehall: Alles ist vertreten und so ist kein Hayiti-Song wie der andere. Dies verbunden mit ihren Texten, welche von Strassenmelancholie rüber zum Zeitgeist einer schnelllebigen jungen Generation wechselt, begeistert ganz Deutschland. Features mit Grössen wie Kitschkrieg & Trettmann auf «120 Jahren», Xatar & Haftbefehl auf «Gib Geld» und «Mieses Leben/ Wolken» im Duett auf Caspers neuer Platte sind Zeuge davon. Umso mehr freuen wir uns, so eine Ausnahmekünstlerin im Exil zu sehen.

Das waren unsere fünf mehr oder weniger Geheimtipps für das anstehende M4Music Festival. Auf wenn freut Ihr euch besonders? Schreibt es uns hier oder via Instagram @bewegungsmelder_bern.

Mi 23.03. 2022