Aktuell werden in Genf Filme rund ums Thema Menschenrechte gezeigt, mit Gästen darüber gesprochen und der Brisanz viel Platz gelassen. Höchste Zeit, sich das Filmfestival FIFDH mal genauer anzuschauen: Hier ein paar Tipps für deinen Wochenend-Ausflug. Von Pablo Sulzer
Niemand mag den Röstigraben – wir auch nicht. Darum macht sich der Bewegungsmelder in Richtung Genf, um sich dort mal rumzuschauen. Raus aus der Stadt, hallo, Genf! Diesmal geht es ans Festival du film et forum international sur les droits humains, kurz FIFDH.
Der Fokus liegt kann klar beim Film und den gewichtigen Themen, die Menschen weltweit betreffen. Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen – es gibt einiges zu sehen am FIFDH. Wir haben drei Highlights ausgesucht, die für ein Wochenendausflügli empfehlenswert sind:
Tipp #1: Die Filme am Wochenende
Rund 17 Filmvorführungen können am Abschlusswochende des FIFDHs besucht werden, entweder im Espace Pitoëff oder im Grütli. Ein paar Empfehlungen:
«Beyond The Wall» von Vahid Jalilvand über die Flucht ins Innere. Der iranische Spielfilm zeigt Leilas Weg zu Ali, ein Blinder, der sein Heim öffnet, um gemeinsam sich stärken können. Der Film lief bereits in Venedig am Filmfestival und befasst sich auch mit der andauernden Polizei- und Staatsgewalt.
«Beyond The Wall» läuft am Samstagabend, 18. März, ab 21:00, Grütli – Salle Simon.
«La hija de todas las rabias» von Laura Baumeister über eine Mutter-Tochter-Beziehung inmitten von prekärsten Umständen. Einer der wenigen Spielfilmen aus Nicaragua in den letzten Jahrzehnten, verpackt eine kleine Familienstory in eine träumerische, jedoch auch bitterernste Bildwelt. Der Film lief bereits in Toronto und in San Sebastian am Filmfestival und beleuchtet auch Themen wie die direkten Auswirkungen des Klimawandels sowie die Ausbeutung von Minderjährigen.
«La hija de todas las rabias» läuft am Samstagabend, 18. März, ab 18:30, Grütli – Salle Simon.
«Seven Winters in Tehran» von Steffi Niederzoll über den Kampf für Gerechtigkeit in Irans Gefängnisse. Reyhaney Jabbari sitzt wegen Mord im Gefängnis, nachdem sie einem Vergewaltigungsversuch entkommen ist. Mit versteckt gefilmten Aufnahmen und Briefen stellt der Dokumentarfilm ein Zeitzeugnis zusammen, dass die Missstände & brutale Vorgehensweise im Iran gebündelt aufzeigt. Der Film wurde an der diesjährigen Berlinale gezeigt und hat dort den Compass-Perspektive-Award gewonnen.
«Seven Winters in Tehran» läuft am Samstagabend, 18. März, ab 21:00, Grütli – Salle Simon.
Bonus-Tipp: Die Spezial-Aufführungen der Gewinnerfilme 2023. Die diesjährigen Gewinnerfilme des FIFDH werden am Samstagabend, 18. März, um 19 Uhr bekanntgegeben. Am Sonntag gibt es ganztags mehrere Gelegenheiten, um die besten, spannendsten und thematisch brisantisten Filme neu zu sehen. Von 15:30 bis 20:30 Uhr werden insgesamt 6 Filme gezeigt – Dokumentar- und Spielfilme.
Die sechs Filme laufen am Sonntag, 19. März, ab 15:30 Uhr, im Grütli – Salle Simon & Salle Langlois.
Tipp #2 – Die Foren bzw. Podiumsdiskussionen
Das FIFDH ist mehr als nur ein Filmfestival: Schon nur die geografische Nahe zu relevanten Weltinstitutionen wie die UNO und dem Roten Kreuz, unter vielen anderen, macht die Veranstaltung mit Fokus auf Menschenrechte zu einer bedeutsamen Bühne. So sind neben den Filmen die Forums-Veranstaltungen Teil des Festivalkernprogramms. Hier werden Gäste aus aller Welt, Aktivistinnen, Politiker und NGOs eingeladen, um in der Öffentlicheit über die aktuellen Weltgeschehnissen zu diskutieren. Stets mit Themen, die im, aber auch weit ausserhalb des weltweiten Fokus liegen. An dieser zwei Empfehlungen fürs Wochenende:
Am Sonntag wird im Forum im Espace Pitoëff die Frage gestellt: «Can Switzerland be neutral in the face of armed aggression?» – eine brandaktuell Frage, die wohl nicht so einfach zu beantworten ist. Neutralität hin oder her – im Forum diskutieren Co-Präsidentin von Operation Libero und GLP-Politikerin, Sanija Ameti gemeinsam mit Marco Sassoli, Professor für internationales Recht an der Uni Genf, sowie Thomas Greminger, Direktor des Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik. Moderiert von Pierre Hazan, Autor des Buchs «Négocier avec le diable»
Das Forum findet am Sonntag, 19. März, um 18:30 Uhr, im Espace Pitoëff – Grande Salle.
Ebenfalls am Sonntag findet ein Forum zum Thema «Web 4.0: the risk of digital autocracy» statt, wo sehr klug hinterfragt wird, ob das Internet nicht nur eine Illusion eines freien Netzwerks ist, in Realität doch eher quasi-autokratisch kontrolliert wird von einer handvoll immer mächtiger werdenden Organisationen. Moderiert vom investigativen Journalisten Mehdi Atmani und in Partnerschaft mit swissinfo.ch, verspricht dieses Forum eine weitsichtige, kaum von Algorhythmen gesteuerte Diskussion zu bieten.
Das Forum findet am Sonntag, 19. März, um 19:00 Uhr, im Espace Pitoëff – Théâtre.
Tipp #3 – Das Rahmenprogramm
Genf hat viel zu bieten – es darf und soll bei einem Wochenendbesuch auch geschlendert werden. Und auch das FIFDH bietet neben Film & Forum noch weitere Veranstaltungen an, die meisten zu freiem Eintritt:
Im Café Babel des Espace Pitoëffs findet man der Ausstellungen «Kids Gernica», ein visuelles Projekt, dass sich dem Thema Migration bei Jugendlichen widmet und das an Picassos angelehntes Werk während des diesjährigen Filmfestivals entstanden ist.
Der Ukrainische Fotograf Alexander Glyadyelov hat die Ärzte ohne Grenzen in seinem Heimatland während des Kriegs begleitet und zeigt nun seine Bilder von seiner dreimonatigen Reise. Die Bilder sollen möglichst nah an der Realität des Krieges sein und gemäss Fotografen das letzte Stück Wahrheit des Konflikts aufzeigen.
Mehr Tipps? Wir bleiben am Ball und besuchen, suchen und empfehlen weiterhin euch Veranstaltungen wie Parties, Eröffnungen, Konzerte oder Filmfestivals – auch ausserhalb von Bern – raus aus der Stadt, eben!