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So 27.09. 20:00 | Kunstraum Walcheturm Zürich | Experimental

soyuz21 – Lecture about Listening to Music

soyuz21 – contemporary music ensemble zürich:
Sascha Armbruster, Saxophon
Mats Scheidegger, Gitarre
Philipp Meier, Synthesizer
Isaï Angst, Klangregie

Programm:
Edu Haubensak (*1954) – Message (1994)
Eine choreografierte Musikperformance für vier Schlagzeuger (Becken à due)

Mathieu Corajod (*1989) – Au fil d’une note, des colliers (2013)
für Sopransaxophon

Matthew Shlomowitz (*1975) – Lecture about Listening to Music (2017)
für Sprecher, Saxophon und Synthesizer

Bernhard Lang (*1957) – DW 1, Differenz / Wiederholung 1 (1998/2020, UA der Neufassung durch Mats Scheidegger)
für Saxofon, elektrische Gitarre und Klavier

In diesem Konzertprojekt widmet sich das Ensemble dem Hören und Erfahren von Musik im Raum.

Diese zentralen Aspekte des Musikbertriebs werden auf verschiedene Weise sicht-und hörbar gemacht. Edu Haubensak lässt die räumliche Wahrnehmung der Zuhörenden in wechselnden Perspektiven erleben. Er schreibt: „Das Aufeinanderprallen der verschiedenen Becken während der Performance hört man vorerst aus den vier Ecken des Raumes und allmählich wandern diese Klänge auf den vorgezeichneten Wegen durch das Publikum. Jedem einzelnen Besucher wird ein ‚privater Klangʼ der Becken direkt ans Ohr gehalten, der einen unerwarteten spektralen Sound im Innern des Körpers entfaltet. Nach diesem zentralen Ereignis der Performance entfernen sich die Beckenklänge und mischen sich erneut mit den anderen.“ Er lässt so den Zuhörenden eine direkte Erfahrung mit Klang zu machen.

Dem 1989 geborenen und in Zofingen lebenden Komponisten Mathieu Corajod gelingt es in seinem Stück Au fil d’une note, des colliers für Saxophon solo die Illusion einer mehrstimmigen Struktur zu evozieren.

All diese Aspekte führen hin zu Matthew Shlomowitz. Für Matthew Shlomowitz definiert diese Aufmerksamkeit für räumlich-klangliche Materialität eine besondere Art des Hörens, die er zu Beginn seiner Lecture about Listening to Music untersucht hat. Niemals nur eine Frage des Ohres, sondern ein Gewirr sozialer und kultureller Kontingenzen, das Shlomowitz als ein solches zeigt. Überlebensinstinkt, Textgestaltung, das Auftreten von Interpreten: Unzählige Faktoren prägen das Hören, die jede Illusion einer ungefilterten Klangerfahrung aufheben. Obwohl das Stück dies nicht anspricht, verunsichern sie auch jede Illusion, dass Zuhören unpolitisch ist: Es ist nicht nur eine Frage, ob man mit den Ideen eines bestimmten Theoretikers vertraut ist, sondern auch, was entscheidend ist, ob man die sozioökonomischen Ressourcen hatte, die helfen, diese Ideen verfügbar zu machen.

In seinem halbstündigen Werk Lecture about listening of music für Sprecher, Saxophon und Synthesiser verspricht er ein vergnügliches und hintersinniges Spektakel.

Der zweite Konzertteil ist «DW 1» Differenz/Wiederholung von Bernhard Lang gewidmet. «DW 1» aus dem Jahre kann bereits als Klassiker angesehen werden, die Komposition ist eine bahnbrechende Reflexion zum Thema Loop.

«dw1 war das erste stück der differenz/wiederholungsserie, in dem ich vom prinzip der vorangehenden schrift-stücke dahingehend abwich, dass ich bestimmte details meiner handschrift virtuell sampelte und loopte; das wiederholungszeichen und die anzahl der wiederholungen wurden mit einem mal beherrschende parameter des stücks. ich versuchte mich hier in einer art phänomenologie der wiederholung. es tauchen hier u.a.
a) mechanische, „tote“ wiederholungen
b) differente, gescratchte wiederholungen
c) geschichtete und zeitdifferente wiederholungen als mobiles und kanons
d) und kombinationen von a-c
auf.» (Bernhard Lang)

In einer Zusammenarbeit mit Bernhard Lang wird Mats Scheidegger die Flötenstimme des Trios für elektrische Gitarre bearbeiten: «DW 1», Trio für elektrische Gitarre, Saxophon und Klavier.

Eintritt: CHF 25.- / 15.-

[PRESSETEXT]

Mo 08.06. 2020