Eigentlich wäre Endo Anaconda mit Roman Nowka’s Hot 3 auf der Bühne gestanden. Nun zollt das Trio gemeinsam mit Stephan Eicher dem im Februar verstorbenen Musiker einen Tribut.
Lieber Endo,
vor 2 Jahren hatten wir ein Rendez-vous in einer Beiz. Wir hatten um «DREIZEHNUHR» abgemacht. Ich habe gewartet, und gewartet. Um 15h bist Du endlich zur Tür reingekommen. Du hattest «DREIZEHNUHR mit DREI UHR» verwechselt.
Die anschliessende Probe für unser Mani Matter-Programm war eine Katastrophe. Beim Zundhölzli hatte ich kurz das Gefühl Du würdest mir jetzt dann grad Eine reinhauen (ich hatte vergessen wie viele Strophen das Lied hat). Auch der zweite Probetag war nicht besser. Nach 2 Tagen waren wir erschöpft und nicht viel weiter als vorher. Ein paar Tage später haben wir telefoniert und innert Minuten war alles klar. Die dritte Probe hat knapp eine Stunde gedauert und alles ging wie von selber. Die Konzerte waren restlos ausverkauft und wenn wir nicht von der Bühne abgehauen wären, hätten die Zuschauer möglicherweise noch die halbe Nacht weiter geklatscht und gejohlt. Ich glaube sie haben gespürt, dass es manchmal ein bisschen gezaubert hat im Raum.
Gestern Abend hat mir meine Mama gesagt das Du gestorben bist. Ich bin an den Küchentisch gesessen und hatte das Gefühl eine Klinge schneide mir, ganz langsam, eine Metertiefe Wunde ins Fleisch und letzte Nacht sind dann auch die Tränen gekommen, und ein paar Erinnerungen.
Nach einem soundcheck hat der Tontechniker Dich gefragt «So Endo, fühlst Du Dich wohl?» Du hast geantwortet «Ich habe mich noch nie wohl gefühlt.» Alle Anwesenden im Saal haben gelacht, bis dann auch der Hinterletzte gemerkt hat, dass der Einzige der nicht lacht, Du selber warst. Dann war es ein paar Sekunden totenstill im Saal.
In unserer kurzen gemeinsamen Zeit hatten wir 2 oder 3 Mal, vielleicht auch durch gewisse Symetrien in unserem Leben, einen so schönen Austausch, dass ich das Gefühl bekommen habe Dich schon ewig zu kennen.
Einmal sind wir, vor einem Konzert, zu zweit hinter der Bühne gesessen, in aller Stille. Plötzlich hast Du mich gefragt, ob ich auch akustische Gitarre spiele. «Ich hab da ein paar Texte» hast Du gesagt. Ich habe gesagt, «ja, ich spiele auch akustische Gitarre.» Dann war das Gespräch beendet.
Im letzten Jahr hast Du mich ein paar Mal angerufen und gesagt «Hey, wir müssen mal proben.» Ich habe gedacht, das hat ja Zeit bis zum nächsten Konzert, hatte mir aber vorgenommen Dir einen Brief zu schreiben und Dir unter anderem zu schreiben, dass ich so eine wunderschöne alte akustische Gibson Gitarre habe, genau so eine wie Bob Dylan in seinen frühen Jahren gespielt hat (wir hatten mal miteinander über Dylan gesprochen) und Dich zu fragen ob wir mal eine Session machen wollen. Ich hatte die Musik schon im Ohr und hatte gehofft Du würdest auch wollen, dass wir es bei akustischer Gitarre und Stimme belassen. Ich weiss es wäre wunderschön gewesen. Und jetzt ist es zu spät. Das schmerzt. Ich hätte Dir noch so vieles sagen wollen.
Ich weiss noch nicht wie es mit unserem Matter-Programm weitergeht und wie – und ob unsere geplanten Matter-Konzerte im Frühling, ohne Dich, stattfinden werden oder sollen. Du bist zum Glück unersetzbar. Vielleicht werde ich versuchen die Texte, mit hoffentlich unendlicher Demut, selber zu lesen.
Endo, Du fehlst schon jetzt, und während ich diese Zeilen schreibe laufen mir, zum Glück, wieder die Tränen runter. Du bist das Beste Beispiel dafür wie nahe Schmerz und Liebe einander sind.
Aber Du bist jetzt an einem Ort wo das alles keine Rolle mehr spielt. Ich weiss Du bist jetzt wohl.
Meine Worte versagen kläglich im Versuch Dir meine Dankbarkeit und meine unendliche Liebe zu Dir auszudrücken, aber ich glaube Du verstehst.
I love you,
Roman