Hildegard lernt surfen. Hildegard sei keine Band sondern ein Sturm sagte eine. Und nach dem Sturm? Die Ruhe, die berühmte. Anderthalb Jahre hat sie gedauert, jene Ruhe. Anderthalb Jahre des Lauschens, des in sich Hineinhorchens und aus sich Herausgehens, der inneren Einkehr und musikalischer Spitzkehren. Vom Sturm zur Welle zur Schaumkrone zu neuen Ufern in ungeahnte Tiefen. Baikalsee ist da ne Pfütze. Die neue alte Hildegard ist weiser, Bescheidenheit stand ihr nie gut, Entschiedenheit immer exzellent, Fragen traten aber schon auch auf. The Waves Are Rising, Dear! – Liebling, machen wir es uns bei Super8 und Zuckerwatte auf dem Sofa gemütlich oder gehn wir ins Freie, mal schauen was der Wind so mit sich bringt? Reiten wir die Welle oder reitet uns der Wahnsinn? Von China nach London, über Wuppertal an den Ural. Nach sechzehn Jahren um die Welt Hildegardierens lässt die Band ihre alten Perücken ins Kielwasser gleiten und blickt über das Wasser. Sie falten Papierschiffchen aus den alten Partituren und lassen sie auf den Wellen tänzeln. Hildegard heute ist flüssige Lava, Schweben in dunklen Wassern. Andreas Schaerer hat die Schreibstube zugenagelt und den Hammer weggeworfen, der alte Post-Hectic-Pre-Bop dient noch als Sprit für eine neue Komposition, die das schwere Wort Werk nicht zu scheuen braucht. Er könnte heute Frack tragen, der Wetsuit ist ihm lieber. Da sind immer noch seine Freunde die Königsfischer und Perlentaucher, die mit hundert und einem Instrument in die Höhe schnellen und herabstossen, sie sinken jedoch tiefer als bisher, bis auf den Grund und unter die Haut. Was eckig war wird runder, Kartenhäuser stürzen mit Getöse ein und reissen Luftschlösser berstend mit sich, das Uhrwerk im Herz der alten Hilde füllt sich mit Luft und beginnt zu kreisen. «The Waves Are Rising, Dear!»