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So 26.03. 20:15 | Ono Bern | Mundart, Jazz

Erich Strebel „Zwüschewälte“

Das Leben ist schneller geworden, hektisch sogar. Doch Erich Strebel bewahrt die Ruhe und schlürft noch einen Schluck von seinem Espresso. Er behält gerne die Übersicht. Darum drängt es den Pianisten, Arrangeur und Songschreiber auch nicht ins gleissende Scheinwerferlicht. Gerne bleibt er im Hintergrund. Erich ist einer der gefragtesten „Sidemen“ der Schweizer Musikszene. Er spielte mit Dodo Hug, Michael von der Heide, der Familie Trüeb und Franz Hohler – um nur einige zu nennen. In Deutschland war er mit der erfolgreichen Sängerin Anne Haigis unterwegs. Er ist immer in Bewegung, doch die Bodenhaftung hat er nie verloren. Nach 25 Jahren als aktiver Musiker macht Erich Strebel nun einen weiteren Schritt und präsentiert sein erstes Soloalbum „Zwüschewälte“. Dass es ein Mundartalbum werden würde, war von Anfang an klar. Denn Erich will verstanden werden. Der Titel ist Programm: Erich interessiert sich für das, was unter der Oberfläche versteckt ist und setzt sich zwischen die Stühle. Freiwillig. Die Musik kommt von einem Jazztrio, das keinen Jazz spielt, dazu gibt es Streicher, ein Sopran Sax, raffinierte Chorgesänge und ein einziges, atemberaubendes Gitarrensolo. Die Musik ist zugänglich, perlt locker und jazzig, lullt ein. Doch diese Songs sind alles andere als Easy Listening. Erichs Texte, dialekttechnisch ein Mix aus dem Freiamt (wo er aufgewachsen ist) und Zürich (wo er wohnt) sind clever aufgebaut, spielen mit den Worten und machen das Leben nicht einfacher, als es ist. Man hört in ihnen auch die ausgeprägte Musikalität ihres Autors: Die Rhythmik ist bestechend, und als Lautmaler muss man nicht die Kunstschule besucht haben. Leicht gefallen ist Erich Strebel die neue Rolle als Texter aber nicht. Wie in der Musik waren seine Ansprüche hoch. Er will zum Denken anregen, will Texte schreiben, die auch ihn selber interessieren würden.

„Zwüschewälte“ spannt einen neuen, weiten Bogen innerhalb der Tradition des Schweizer Mundartlieds. Die erste Video-Auskopplung, Erichs Version des „Eskimo“ von Mani Matter, lässt in einem jazzig-groovenden Arrangement viel Raum und Zeit und schafft damit eine ganz besondere Atmosphäre. Ganz anders das Lied „Synapsemeer“, dieses erinnert in seiner vertrackten Nonchalance an das Zürcher Chanson, wie es in der „Niederdorfoper“ von Paul Burkhard seinen Zenit erreichte. Kein Wunder: Erich Strebel arbeitete als musikalischer Leiter der Wiederaufführung dieses Klassikers, und war bei 350 Aufführungen dabei. Dazu gibt es viele weitere Songs aus Erichs eigener Feder: skurrile, fragende, berührende. Dass einer mit seinem Debut gleich eine eigene Marke schafft, ist selten. Erich Strebel ist es gelungen. „Kunscht is geng es Risiko“ zitiert Erich eine Zeile aus Matters „Eskimo“. Aber Risiken können sich bekanntlich auch lohnen.

[PRESSETEXT]

Mi 15.03. 2017